Zentrum für Schilddrüsenchirurgie
Überfunktion der Schilddrüse
Bei einer Überversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen sind die häufigsten Ursachen die funktionelle Autonomie und die Krankheit Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung).
Funktionelle Autonomie
Bei der sogenannten Schilddrüsenautonomie haben sich viele Schilddrüsenzellen von den Steuermechanismen der sogenannten Hirnanhangsdrüse abgekoppelt. Das heißt sie produzieren Schilddrüsenhormone nicht mehr nach dem aktuellen Bedarf des Körpers sondern einfach nach ihrer Aktivität. Dabei können diese autonomen Zellen einen (unifokal) oder mehrere (multifokal) größere Knoten (Adenome) ausbilden. Manchmal sind diese hyperaktiven Zellen jedoch auf die ganze Schilddrüse gleichmäßig verteilt (diffuse, disseminierte Autonomie).
Die Folge ist, dass die gesunden Schilddrüsenzellen die Hormonproduktion mehr oder weniger komplett einstellen. Sie sind dann in der Szintigraphie kaum noch zu erkennen. Bleibt der Schilddrüsenhormonspiegel durch diesen Mechanismus noch normal spricht man von einer latenten Hyperthyreose.
Ist die Überproduktion jedoch ausgeprägter nennt man diesen Zustand eine manifeste Hyperthyreose. Patienten die in dieser Situation vermehrt Jod zu sich nehmen (auch z.B. bei Röntgenuntersuchungen mit jodhaltigen Kontrastmitteln!) kann die Schilddrüsenhormonproduktion lebensgefährlich gesteigert werden.
Die einmal bestehende Autonomie kann nicht mehr spontan ausheilen. Sie bedarf in der Regel einer definitiven Behandlung.
Morbus Basedow (Immonthyreopathie)
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung, d.h. körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper) werden gegen Schilddrüsenzellen gebildet, es kommt zu einer chronischen Entzündung (Thyreoiditis). Dabei wird die Drüse auch zur ständigen Hormonproduktion angeregt. Diese Erkrankung betrifft immer die ganze Drüse. Der Regelmechanismus über die Hirnanhangsdrüse ist zumeist aufgehoben. Bei lang andauernder Erkrankung kann die Hormonproduktion wieder sinken, da viele Schilddrüsenzellen durch die Entzündung zerstört werden.
Diagnostik
Eine Überfunktion der Schilddrüse lässt sich leicht durch die Bestimmung der Hormonspiegel T3, T4 und TSH im Blut (Blutuntersuchung) feststellen. Zur Unterscheidung der verschiedenen Krankheitsbilder ist außerdem eine Befragung, eine Untersuchung des Halses, eine sonografische Kontrolle der Schilddrüse, ein Szintigramm sowie die Bestimmung verschiedener Antikörper (TRAK, TPO) im Blut erforderlich.
Therapie
Thyreostatische Therapie mit Medikamenten
Bei der Überfunktion stellt die medikamentöse Verringerung der Hormonproduktion in der Regel die erste Behandlungsmaßnahme dar.
Diese Substanzen eigenen sich wegen nicht unerheblicher Nebenwirkungen nicht zur Dauertherapie. Als definitive Lösungen bieten sich daher eher die sogenannten ablativen Verfahren an. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten:
Radiojodtherapie
Radioaktives Jod kann die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen effektiv und dauerhaft behandeln. Nachteilig ist jedoch, dass der Therapieeffekt erst Monate nach Beginn der Behandlung einsetzt, wobei das Ausmaß der Zerstrahlung mit der verabreichten Strahlendosis variiert.
Schilddrüsenoperation
Durch das operative Verfahren wird krankhaftes Gewebe dauerhaft und rasch entfernt. Vorteilig ist, dass neben der Hormonüberproduktion auch weitere krankhafte Befunde wie Knoten und Zysten gleichzeitig mitbehandelt werden. Die Schilddrüsenoperation bei Überfunktionszuständen sollte erst nach medikamentöser Normalisierung (Thyreostatikagabe) der Hormonproduktion zur Minimierung des Risikos durchgeführt werden.