Kompetenzzentrum Hernien Chirurgie
Narbenbruch
Narbenbrüche können überall dort entstehen wo bereits zuvor z.B. ein Bauchschnitt mit Zugang zur Bauchhöhle erforderlich war. Die meisten Bauchwandbrüche an Operationsnarben bilden sich innerhalb der ersten 3 Jahre nach der ersten Operation. Bei sehr kleinen Narbenbrüchen ( um 1cm Durchmesser) und schlanken Patienten können diese Brüche mit einer direkten Naht verschlossen werden.
Zahlreiche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass größere Narbenbrüche nur noch durch eine Bauchwandverstärkung mit Netzeinlage stabilisiert werden können um ein Wiederauftreten zu verhindern.
Zudem muss bei Narbenbrüchen neben anderen Faktoren von einer Bindegewebsschwäche mit nachfolgend gestörter Narbenbildung ausgegangen werden. Die einfache verschließende Naht, die darüber hinaus unter Spannung ausgeführt werden muss ist wenig erfolgreich. Ein dauerhafter Verschluss kann in diesen Fällen nur durch ein spannungsfreies Verfahren mit Kunststoffnetzeinlage zum Bruchlückenverschluss erzielt werden.
Minimal invasive (laparoskopische) Verfahren bei Narbenbrüchen
Bei dem laparoskopischen Verfahren (sog. Schlüssellochmethode) wird fernab von der Bruchlücke über einen 5mm langen Schnitt ein durchsichtige Plastikhülse mit aufgesetzter Kamera in die Bauchhöhle unter Sicht eingeführt. Die Bauchhöhle wird mit Gas aufgefüllt. Durch den angelegten Gasdruck werden die durch vorhergehende Operationen entstandenen Schwachstellen der Bauchwand besonders gut sichtbar.
Nun werden über zwei weitere 5 mm (alternativ auch 10 mm) Hautschnitte zwei Hülsen eingeführt über die die Arbeitsinstrumente wie z.B. Haltezangen und Scheren in die Bauchhöhle eingebracht werden können. Die „Bruchsackinhalte" wie z.B. Darmanteile werden vorsichtig vom Bruchsack gelöst. Sind sämtliche Bruchlücken freipräpariert wird ein speziell beschichtetes Netz in die Bauchhöhle eingeführt und dort ausgebreitet. Es muss ausreichend dimensioniert sein damit wiederum die Bruchlücke(n) um mindestens 5cm in allen Richtungen überlappt werden. Das Netz wird neben einigen Haltefäden mit speziellen Halteankern von innen in der Bauchwand befestigt (sogenanntes IPOM-Verfahren). In Abhängigkeit von der Bruchlückengröße führen wir eine Narbenbruchoperation auch als kurzstationäre Eingriffe (Aufenthaltsdauer < 5 Tage) durch.
Offene Operation mit Netzeinlage durch Wiedereröffnung der Narbe
Beim sogenannten offenen Verfahren wird die Narbe im Bruchlückenbereich vorsichtig wiedereröffnet. Hier können mit dem Bauchfell auch Darmanteile in die Bruchlücke hineingerutscht und dort über Jahre fest verwachsen sein. Diese „Bruchsackinhalte“ müssen äußerst präzise heraus präpariert werden um Verletzungen dieser Organe zu vermeiden.
Sind die hineingerutschten Organe vom Bauchfell getrennt erfolgt die Netzplatzierung in einer exakt präparierten Ebene direkt oberhalb des Bauchfelles (sogenanntes „Sublay-Verfahren“, „unterhalb“ der Muskelschichten). Dort wird das Netz mit einzelnen Nähten an den darüber befindlichen Bauchschichten befestigt.