Klinik für Urologie

Inkontinenz

Das Thema Blasenschwäche und Harninkontinenz wird von den betroffenen Patientinnen und Patienten trotz eines enormen Leidensdrucks häufig verschwiegen. Nach wie vor stellt dieses Krankheitsbild trotz zunehmender Aufklärung nicht selten ein Tabuthema dar.

SYMPTOME

Unter Harninkontinez versteht man den unwillkürlichen, unfreiwilligen Urinabgang. Es ist eine häufige Erkrankung, die ca. 50 % aller über 50-jährigen Frauen betrifft.

DIAGNOSE

In unserer Klinik stellt neben einer differenzierten Diagnostik, wie einer körperlichen Untersuchung, Urin- und Ultraschalluntersuchungen, insbesondere das persönliche Gespräch mit der betroffenen Patientin/ dem den betroffenen Patienten einen wichtigen Schritt in der Abklärung der Inkontinenzproblematik dar. Gegebenenfalls erfolgt eine Erweiterung der Diagnostik durch Röntgenuntersuchungen, eine Blasenspiegelung sowie eine Blasendruckmessung. Anhand der Untersuchungsergebnisse können dann zusammen mit dem Patienten therapeutische Möglichkeiten erörtert und ein Behandlungsplan erstellt werden.

FORMEN

Als Harninkontinenz wird der unfreiwillige, unwillkürliche Urinverlust verstanden. Es werden hierbei mehrere Formen unterschieden. Neben der Reflex-, Überlauf- und extraurethralen Inkontinenz, differenziert man zwischen den beiden großen Gruppen der Drang- (Urge-) und Stress- (Belastungs-) inkontinenz, welche auch in einer Mischform (sogenannte Mischinkontinenz) auftreten können.


Dranginkontinenz

Ursachen einer Dranginkontinenz können unter anderem ein Östrogenmangel, Blasenschleimhautveränderungen, Entzündungen der Harnwege, Steine oder auch neurologische Erkrankungen sein. 

DIAGNOSE

Zur Abklärung der Erkrankung sind neben einer ausführlichen Besprechung der Krankheitsgeschichte und der Beschwerden eine körperliche Untersuchung, bei Frauen auch eine gynäkologische Untersuchung, eine Urin- und Ultraschalluntersuchung, eine Blasenspiegelung sowie eine Blasendruckmessung, sowie ggf. weitere spezielle Untersuchungen notwendig. 

BEHANDLUNG

In einer Vielzahl der Fälle kann das Krankheitsbild erfolgreich mithilfe einer medikamentösen Therapie (sog. Anticholinergika) behandelt werden. Hierbei wird eine Beeinflussung des Nervensystems des Blasenmuskels (Detrusor) erreicht. Bei fehlendem Therapieerfolg oder Auftreten von Nebenwirkungen (z.B. Mundtrockenheit, Verstopfung) kann in vielen Fällen eine Therapie mit Botulinumtoxin-A eingeleitet werden. Hierbei erfolgt in einem kleinen Eingriff das Einbringen des Wirkstoffs, der unter anderem auch in der Orthopädie und plastischen Chirurgie eingesetzt, in die Harnblase. Der etwa 10-minütige Eingriff kann in unserer Klinik tagesstationär durchgeführt werden und kann in den meisten Fällen mithilfe einer kurzen leichten Narkose (sogenannte i.v.-Analgosedierung) schmerzfrei durchgeführt werden. Bereits wenige Stunden später kann <s>die Patientin/</s>der Patient die Klinik verlassen und in vielen Fällen bereits am Folgetag eine deutliche Besserung der Beschwerden bemerken, was häufig die Rückkehr in einen „normalen Alltag" bedeutet. Eine Wiederholung des Eingriffs ist möglich.


Stressinkontinenz

Ursache einer Stress- (Belastungs-) inkontinenz ist häufig eine Erschlaffung des Beckenbodens, z.B. nach Geburt(en) oder aufgrund einer Bindegewebsschwäche. Auch ein Östrogenmangel, Verletzungen der Harnröhre, neurologische Erkrankungen oder bei Männern die operative Entfernung der Prostata, können dieser Form der Harninkontinenz zugrunde liegen.

DIAGNOSE

Die Diagnostik beinhaltet ähnlich der der Dranginkontinenz die Erhebung der Krankengeschichte inklusive Vorerkrankungen, Voroperationen und regelmäßiger Medikamenteneinnahme, eine körperliche und bei Frauen auch gynäkologische Untersuchung, eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Nieren und der Blase, eine Spiegelung der Harnblase (sogenannte Zystoskopie), eine urodynamische Untersuchung (Blasendruckmessung) sowie gegebenenfalls weiterführende spezifische Untersuchungen.

BEHANDLUNG

Bei leichten Formen der Stressinkontinenz kann ein sogenannter konservativer Therapieversuch unternommen werden. Unter anderem stehen folgende Verfahren zur Verfügung: 

  • Ggf. Gewichtsreduktion inklusive Ernährungstherapie
  • Beckenbodengymnastik
  • Medikamentöse Therapie ( z.B. Östrogene, Alpha 1-Adrenergika)
  • Elektrostimulationstherapie
  • Biofeedback

Bei nicht ausreichendem Behandlungserfolg oder schwereren Inkontinenzformen stehen mehrere, zunehmend auch minimal-invasiv, also mittels der sogenannten „Schlüsselloch-Technik", durchführbare Operationsverfahren zur Verfügung, so z.B.

TVT-oder TOT Band-Implantation (Bandeinlage unter der Harnröhre) 

  • Faszienzügelplastik
  • Kolposuspension nach Burch
  • Sakropexie
  • Implantation von Sphinkterprothesen

 Alle genannten operativen Verfahren werden in unserer Klinik durchgeführt. 


Inkontinenz des Mannes

Beim Mann ist neben den bereits genannten anderen Inkontinenzformen (Reflex-, Überlauf-, Drang- und extraurethralen Inkontinenz) insbesondere die Stressinkontinenz nach der sogenannten radikalen Prostataektomie, also der kompletten Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs, zu erwähnen.

Nach einer eingehenden diagnostischen Abklärung stehen mehrere therapeutische Ansätze und Möglichkeiten zur Verfügung, unter anderem eine Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durch Krankengymnastik und Elekrostimulation, eine medikamentöse Therapie oder eine operative Korrektur.

Inkontinenz selbst ist keine Krankheit, es ist vielmehr ein Symptom bzw. Ergebnis einer zugrunde liegenden Schädigung. In der Regel wird sie durch einen defekten Schließmuskel - ein kreisförmiger Muskel, der den Urinfluss aus der Blase kontrolliert - hervorgerufen. Ist dieser defekt - oftmals Folge einer Prostataerkrankung - kann er die Harnröhre nicht zusammendrücken und schließen. Es kommt zum Auslaufen des Urins.

Um die Art und die Ursachen der Harninkontinenz festzustellen, nehmen Ärzte einen kompletten medizinischen Lebenslauf auf und führen eine eingehende medizinische Untersuchung durch. Spezialisten, wie Urologen, setzen meist eine Vielzahl von Testmethoden ein, um die Art und die Ursachen der Harninkontinenz festzustellen. 


Arten der Harninkontinenz

In vielen Fällen leiden Patienten an Symptomen mehrerer Arten der Inkontinenz. Eine gründliche Diagnose der Art der Harninkontinenz ist ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Behandlung.

Belastungsinkontinenz - Tritt auf, wenn Sie Urin während einer körperlichen Aktivität wie Heben, körperlichem Training, Niesen und Husten verlieren. Dranginkontinenz - Tritt auf, wenn Sie einen plötzlichen überwältigenden Harndrang verspüren und nicht mehr dazu in der Lage sind, den Urin zu halten, bis Sie eine Toilette erreicht haben.

Gemischte Inkontinenz - Eine Kombination aus Stressinkontinenz und Dranginkontinenz, bei der Sie Symptome von beiden zeigen.

Überlaufinkontinenz - Wenn Ihre Blase sich nie komplett leert, wodurch Harnverlust verursacht wird.

Funktionelle Inkontinenz - Faktoren außerhalb des unteren Harntrakts, wie physische und/oder psychische funktionale Schwächen, die diese Art der Harninkontinenz verursachen 

BEHANDLUNG 

  • Beckenbodengymnastik
  • Medikamentöse Therapie
  • Operative Verfahren, wie z.B. die Implantation eines „künstlichen Schließmuskels"(artefizieller Sphinkter) oder einer Schlinge unter der Harnröhre