Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie

Beckenbrüche bei Mehrfachverletzten im Rahmen eines Hochrasanztraumas

Der knöcherne Beckenring verbindet die unteren Extremitäten mit dem Achsenskelett, die beiden Beckenhälften setzen sich aus dem Darmbein, dem Sitzbein und dem Schambein zusammen. Die Stabilisierung der knöchernen Ringkonstruktion erfolgt durch das Kreuzbein und durch den starken Bandapparat am Bauch und am Rücken sowie den Beckenboden. Beckenverletzungen bedürfen einer starken äußeren Gewalteinwirkung zum Beispiel eines schweren Verkehrsunfalls oder eines Sturzes aus größerer Höhe.

Frakturen des Beckenrings werden in stabile und instabile Brüche unterteilt. Beckenrandfrakturen sind stabil. Der Beckenring ist instabil, wenn er zumindest an zwei Stellen unterbrochen ist, wobei sich die Frakturstellen meist gegenüber liegen. 

Symptome

Hinweise auf Beckenbrüche sind Schwellung, Bluterguss, gegebenenfalls Prellmarke (Bluterguss oder Schürfwunde nach einer Prellung), Quetschung und Hautablösung (Weichteildécollement). Über Druckschmerz im Steißbeinbereich berichten betroffene Patienten bei direkter und rektaler Untersuchung. Beckenbrüche führen zu schmerzhafter Bewegungseinschränkung bei aufgehobener Belastbarkeit. Es treten Bluterguss oder Blutung an Damm, Harnröhre oder Anus auf. Fehlstellung und Verkürzung der Beine sind mögliche sichtbare Folgen eines Beckenbruchs. 

Diagnostik

Der Arzt prüft die Stabilität des Beckenrings mit den Händen. Die Ultraschall-Untersuchung dient dem Ausschluss freier Flüssigkeit im Bauch als Hinweis für eine größere Blutung. Das Röntgen in 3 Ebenen gibt einen ersten groben Hinweis über die Schwere des Verletzungsausmaßes. In der Regel wird im Rahmen der Schockraumbehandlung ein komplettes Polytrauma-Spiral-Computertomogramm (CT) mit Feinschichtrekonstruktionen der knöchernen Strukturen insbesondere des hinteren Beckenrings durchgeführt. Bei Blutungen aus der Harnröhre ist ein Kontrastmittel-Röntgen der Harnröhre (retrograde Urethrografie) zur Darstellung der ableitenden Harnwege und der Blase erforderlich. 

Behandlungsmöglichkeiten

Stabile Frakturen können konservativ, also ohne Operation behandelt werden.

Instabile Frakturen werden in der Regel operativ stabilisiert. Isolierte Beckenverletzungen werden zum frühstmöglichen Zeitpunkt versorgt. Beim kombinierten Beckentrauma werden Blutungen oder Bauchverletzungen zuerst versorgt.

Die Therapie des Beckenbruchs erfolgt zum Beispiel mit einem sogenannten Fixateur externe als schnelle und schonende Methode zur vorübergehenden Notfallstabilisierung. Im weiteren Verlauf werden dann offene Rekonstruktionen mit Platten und Schrauben-Systemen über relativ ausgedehnte Schnitte durchgeführt. Manchmal kann der Patient mit Beckenbruch auch minimalinvasiv mit CT-gestützter Navigation durch Verschraubungen über nur kleine Schnitte der Haut versorgt werden.