Klinik für Urologie

Nervale Fehlsteuerung von Blase und Schliessmuskel

Schäden des zentralen Nervensystems (z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose, Querschnittlähmung) oder des peripheren Nervensystems (z.B. Polyneuropathie, Diabetes mellitus) können zu einer fehlerhaften Funktion von Blase und Schließmuskel führen. Die notwendige Diagnostik wird durch die Natur der zugrundeliegenden Schädigung bestimmt.

Insbesondere bei der sogenannten spastischen Blase muss auch die Funktion von Niere und Harnleiter abgeklärt werden. Moderne an der Urologischen Klinik im Klinikum Straubing angewendete Therapieverfahren schließen die Einspritzung von Botox in den Blasenmuskel und die Implantation von sogenannten Blasenschrittmachern ein.

Fehlfunktionen der Blase und des Schließmuskels durch Schäden des Nervensystems werden als sogenannte "neurogene Blase" bezeichnet. Wie wichtig die korrekte Diagnose und Therapie für Patienten mit neurogener Blase sein kann, zeigt die Tatsache, dass nach dem ersten Weltkrieg über 50% der häufig jungen kriegsverletzten Patienten mit einer neurogenen Blase an deren Folgen starben. Durch die moderne Diagnostik und Therapie konnte diese Zahl auf heute unter 3% gesenkt werden. 

SYMPTOME

Eine neurogene Blase kann sich für Patienten jeden Alters sowohl als unfreiwilliger Urinverlust (Harninkontinenz) oder als Schwierigkeit, die Blase zu entleeren (Blasenentleerungsstörung) darstellen. Sie kann Ausdruck einer klar erkennbaren zugrunde liegenden Erkrankung (z.B. Querschnittlähmung) oder schleichendes erstes Symptom einer noch nicht diagnostizierten Erkrankung (z.B. Multiple Sklerose) sein.

Da die Blase als Speicher für den von den Nieren produzierten Urin dient, kann eine Funktionsstörung der Blase zu einer Funktionsstörung - und im schlimmsten Fall zu einer nicht mehr behandelbaren Schädigung der Nieren führen (Dialysepflichtigkeit).

DIAGNOSE

Die Diagnostik der neurogenen Blase untersucht daher die Art der Fehlfunktion von Blase und Schließmuskel, die Funktion von Nieren und Harnleiter und die zugrundeliegende neurologische Erkrankung. Die Zusammenschau der hierbei gewonnenen Erkenntnisse ist die Grundlage für die gemeinsam mit den Patienten zu erarbeitenden therapeutischen Optionen.

Entsprechend wird die Diagnostik der neurogenen Blase an der Urologischen Klinik gemeinsam mit den Kollegen der Kliniken für Orthopädie, Neurologie, Nuklearmedizin und Radiologie durchgeführt. Für die genaue Untersuchung der Fehlfunktionen von Blase und Schließmuskel selbst wird ein Computer-Video-urodynamischer Messplatz in Verbindung mit einer digitalen Röntgenanlage verwendet. Mit dieser Einrichtung können zahlreiche Funktionsparameter von Blase und Schließmuskel computerisiert erfasst werden. Die Strahlenbelastung wird durch das digitale Röntgen auf ein absolutes Minimum.

BEHANDLUNG

Für beide Formen der neurogenen Blase, die Blasenentleerungsstörung und die spastische Blase, stehen an unserer Klinik alle verfügbaren modernen Behandlungsmethoden zur Verfügung. Dazu gehört einmal die Einleitung von konservativen Behandlungsformen wie z.B. Einmalkatheterismus, Pharmakotherapie, und die Elektrostimulation. Gering invasive Therapien umfassen z.B. die Einspritzung von Botulinum Toxin (Botox) in die Muskulatur der Blase und die Implantation von unterschiedlichen Blasenschrittmachern (Neurostimulatoren). Im Rahmen von größeren Operationen ist es schließlich auch möglich eine anders nicht mehr zu behandelnde neurogene Blase durch eine neu angelegte Blase aus Darm zu ersetzen (Darmersatzblase). Insbesondere bei Kindern wird diese Operation häufig im Rahmen der Vorbereitung für eine Nierentransplantation durchgeführt.