Klinik für Urologie

Überaktivität der Blase bei Querschnittslähmung

Patienten mit einer Querschnittslähmung leiden neben der Lähmung von Muskulatur oftmals an einer Blasenfunktionsstörung, das heißt, die Blase wird durch fehlende oder falsche Impulse der Nerven gesteuert.

SYMPTOME

Liegt die Schädigung im Rückenmark oberhalb des Steuerungszentrums für die Blasenentleerung, kommt es in der Regel zu der Ausbildung einer spastischen Blase, das heißt die Blase zieht sich ungewollt zusammen. In der Folge treten häufiger Harndrang und ungehemmte Entleerung (reflexartige Inkontinenz) auf, welche zum Beispiel durch die Injektion von Botulinumtoxin gehemmt werden kann.

DIAGNOSE

Blasendruckmessung (Video-Urodynamik)

Grundlage der kompetenten Behandlung einer Blasenschwäche (Harninkontinenz) oder einer neurogenen Blase ist die exakte Diagnose der Fehlfunktion von Blase und/oder Schließmuskel. Mit der Video-Urodynamik können Speicher- und Entleerungsstörungen des unteren Harntrakts differenziert beurteilt werden und die Kraft des Schließmuskels beurteilt werden.

BEHANDLUNG

Die derzeitige Standardtherapie dieser Blasendysfunktion bei Querschnittpatienten ist die Einnahme anticholinerger Substanzen sowie das Entleeren der Blase durch intermittierenden Selbstkatheterismus (das heißt, der Betroffene wird im eigenständigen Durchführen einer Katheterentleerung der Blase angeleitet). Eine ausreichende Entspannung des Blasenmuskels (Detrusor) und somit eine Steigerung der Kontinenz der Patienten wird durch eine entsprechende Einnahme von Medikamenten (orale anticholinerge Medikation) häufig nur unzureichend erreicht. Ferner treten bei manchen Patienten erhebliche Nebenwirkungen wie Sehstörungen und Mundtrockenheit auf.

Eine Alternative zur Tabletteneinnahme (anticholinergen Medikation) und zur chirurgischen Deafferentation, das heißt die Durchtrennung der die Blase versorgenden Nerven, ist die 1999 erstmals vorgestellte Einspritzung von Botulinumtoxin in den Harnblasenmuskel (Detrusor) zur Therapie der durch überaktive Nerven gestörten Blase bei Patienten mit einem traumatischem Querschnitt. Wurde Botulinumtoxin anfangs nur bei Patienten mit einer Resistenz und Unverträglichkeit gegen die entsprechenden Tabletten (anticholinerge Medikamente) eingesetzt, so wird mittlerweile Botulinumtoxin immer häufiger in vielen Zentren Europas angewendet. Die Therapie beinhaltet die Injektion von 100 bis 300 IE Botox in den Blasenmuskel, diese werden durch eine Blasenspiegelung mit Hilfe einer feinen Nadel in der Blase gleichmäßig verteilt. Die Wirkung einer einmaligen Injektion des Nervengiftes in die Blasenmuskulatur hält bis zu 12 Monate.