Zentrum für Schilddrüsenchirurgie

Schilddrüsenkrebs

Der Schilddrüsenkrebs ist in Deutschland vergleichsweise selten. Weniger als 1% der gefunden Schilddrüsenknoten ist entartet.

Je früher der Krebs diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Dabei stellt das Erkennen bzw. Herausfiltern krebsverdächtiger Knoten aus der großen Menge harmloser Schilddrüsenknoten die größte Herausforderung dar.

Gibt es unterschiedliche Krebstypen (Karzinomtypen)?

Man unterscheidet:

  • Differenzierte Karzinome (papilläre/follikuläre Karzinom)
    Dies bedeutet, dass diese Krebssorten noch eine gewisse Ähnlichkeit mit normalen Schilddüsenzellen haben und sogar noch Jod aufnehmen. Daher wird der operative Eingriff in der Regel mit einer Radiojodtherapie kombiniert.
  • Medulläre Karzinome
    Sie sind viel seltener als die diffenzierten Karzinome und entwickeln sich nicht aus den eigentlichen Schilddrüsenzellen, sondern aus speziellen Calcitonin-produzierenden Zellen. Diese bilden kein Schilddrüsenhormon sondern das Hormon Calcitonin, das dann als Tumormarker im Blut festgestellt werden kann. Eine Radiojodtherapie ist wirkungslos. Der Krebs neigt zur frühen Streuung in die Halslymphknoten. Therapeutisch kommt nur die rasche komplette Entfernung der kompletten Schilddrüse und auch immer eine ausgedehnte Ausräumung der Halslymphknoten in Frage.
  • Undifferenzierte Karzinome
    Bei dieser Krebsgruppe findet man keinerlei Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zum normalen Schilddrüsengewebe. Radiojod ist wirkungslos. Nur die radikale, rasche chirurgische Entfernung macht Sinn.

Therapie der differenzierten Karzinome

Wichtigste Voraussetzung für eine dauerhafte Heilung ist die rechtszeitige, radikale Entfernung des Tumors (Thyreoidektomie in der Regel) inklusive aller möglichen Absiedlungen( Lymphknotenentfernung). Alle krebsverdächtigen Befunde und erst recht alle nachgewiesenen Karzinome sollten unverzüglich einem erfahrenen Schilddrüsenchirurgen vorgestellt werden.

Wann müssen zusätzlich die Lymphknoten um die Schilddrüse entfernt werden?

Die Lymphknoten des Halses werden im Hinblick auf die Therapie der Schilddrüsenkarzinome in drei Bereiche eingeteilt. Dabei werden die rechte und linke Seite getrennt betrachtet.

Man unterscheidet ein zentrales (nahe der Schilddrüse) gelegenes Kompartiment (einmal rechts, einmal links) sowie ein laterales (seitlich der Halsgefäße gelegenes Kompartiment. Zudem gibt es noch Lymphknoten im oberen Brustkorb hinter dem Brustbein (mediastinales Kompartiment).

Grundsätzlich gilt:

  • Bei auffälligen Lymphknoten sollte diese unabhängig vom Kompartiment entfernt werden.
  • Bei den sogenannten Mikrokarzinomen (kleiner als 10mm) ist eine prophylaktische Lymphknotenentfernung des Halses nicht angezeigt.
  • Beim vor der Operation bereits bekannten Karzinom (>10mm) ist die prophylaktische Entfernung der Lymphknoten des zentralen Kompartimentes empfohlen.
  • Findet man nach kompletter Schilddrüsenentfernung zufällig ein Karzinom bei klinisch-radiologisch unauffälligen Lymphknoten des Halses, ist die Operation nur noch mit einer Radiojod-Therapie zu ergänzen.
  • Findet sich nach halbseitiger Schilddrüsenentfernung zufällig ein differenziertes Karzinom >10mm ist eine Komplettierungs-Operation mit Entfernung der Gegenseite der Schilddrüse sowie eine Lymphknotenentfernung im zentralen Kompartiment empfohlen.