Hintergründe

Die Kapelle im Klinikum: Gott ist da, aber er ist verborgen und schweigt (Edith Stein)

Foto von Krankenhauskapelle
Krankenhauskapelle

Es ist wohl einer der stillsten Orte im gesamten Haus, die Kapelle in unserem Klinikum im ersten Obergeschoss. Ein Raum, der Stille und Geborgenheit ausstrahlt. Nur ein paar Bewegungen jenseits der Glasfenster lassen erahnen, dass man sich eigentlich in Mitten unseres Krankenhauses befindet.

Die Kapelle wurde Anfang der 90-er Jahre von der Straubinger Künstlerin Lioba Leibl gestaltet. Gut 70 Personen finden hier Platz.

Die gleiche Künstlerin hat auch die Statue der heiligen Elisabeth im Haupteingangsbereich und den Raum der Stille in der Palliativstation entworfen. Der Besucher wird beim Betreten mit einer beruhigenden Atmosphäre begrüßt , die sich zum einen durch den natürlichen Lichteinfall von oben ergibt, zum anderen wirkt die farblich helle Gestaltung des Raums entspannend auf Auge und Geist. Die Raumhöhe ist beeindruckend, denn sie erstreckt sich bis in das 2. Obergeschoss und wird zum Sinnbild für Weite und Freiheit.

„Es ist ein Raum voller Geheimnisse, der auf das eine große Geheimnis Gottes verweist“, so Pfarrer Hermann Berger. „Hier bitten und danken Menschen in ihren Gebeten Gott, hier suchen sie Gott und fragen nach ihm, hier ringen sie mit Gott oder klagen zu ihm, klagen ihn an. Wieder andere sind einfach nur still da vor Gott und manche feiern miteinander Gottesdienst. Wer kommt, ist willkommen, ganz gleich wie man kommt, wann man kommt und womit man kommt“.

Und Berger fährt fort: „Wenn ich mich auf die Stille dieses Raums einlasse, dann erlebe ich immer wieder die Wahrheit eines Ausspruchs der heiligen Edith Stein: „Gott ist da, aber verborgend und schweigend.“

An vier Orten wird diese geheimnisvolle Gegenwart Gottes für den Krankenhausgeistlichen besonders spürbar:

 

Ort der Gegenwart Jesu Christi: Tabernakel

Links am Altar befindet sich der Tabernakel. Im Tabernakel wird das eucharistische Brot aufbewahrt. So symbolisiert dieser Ort die bleibende Gegenwart Jesu Christi. Die sieben roten Strahlen umhüllen den Tabernakel und wollen so auf die verborgene Gegenwart Gottes hinweisen. Das Ewige Licht im Tabernakel ist nochmals ein eigener Hinweis auf die Gegenwart Jesu Christi.

Bild von Tabernakel
Bild von Kreuz

Ort der Verwandlung: Das Kreuz

Das überdimensional große Kreuz hinter dem Altar lässt viele Betrachter zunächst etwas ratlos zurück. Der Körper des Gekreuzigten scheint seltsam zu zerfließen, ein deutlicher Hinweis darauf, wie sehr Krankheit, Leid, Schmerzen, Sterben und Tod einen Menschen verändern. Im Kreuz deutet sich bereits das österliche Geheimnis an, farblich angedeutet: gelb für die Ostersonne, rot für die Liebe, die nicht einmal der Tod besiegen kann. Die Wunden beginnen zu leuchten. Das Kreuz symbolisiert die Wandlung vom Leben zum Tod und die Wandlung vom Tod zum Leben.

Ort der Beziehung: Die Pieta

Die Pieta stellt Maria dar, wie sie ihren toten Sohn Jesu Christi in den Armen hält. Die beiden Figuren sind an der Wurzel verbunden und lösen sich erst weiter oben voneinander los. Damit wird eine tiefe, ja einzigartige Beziehung zwischen Maria und ihrem toten Sohn Jesus ausgedrückt. Beziehung zum Mitmenschen ist lebens-not-wendig. Kranke und leidende Menschen erleben und erfahren diese Wahrheit wohl noch intensiver als gesunde. Und in Form von Traurigkeit und Trauer geht diese liebevolle Beziehung sogar über den Tod hinaus. Der Tod nimmt das Leben, aber nicht die Liebe!

Bild von Pieta
Bild vom Dornbusch

Ort der Sehnsucht: Der Kerzenständer

Der Kerzenständer ist in der Form eines Dornbuschs gestaltet, eine Erinnerung an die biblische Erzählung von der Gottesoffenbarung am brennenden Dornbusch. Wenn die Besucher hier ihre brennende Kerze abstellen, dann ist das auch ein Zeichen der Sehnsucht, Gott möge das Leben durch seine Gegenwart erhellen.

Unsere Klinikumskapelle – ein Raum, der einlädt. Sei es zur Mitfeier des Gottesdienstes oder zum stillen Verweilen. In der Stille des Raumes kann man manches erfahren und erleben. Und alle sind eingeladen so zu kommen wie sie gerade sind. Genau so.  – Pfarrer Hermann Berger-