Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie

Wirbelkörperbrüche (Wirbelkörperfrakturen)

In Deutschland treten pro Jahr etwa 6.000 schwere Verletzungen der Wirbelsäule auf. Die meisten dieser Verletzungen betreffen die Brustwirbelsäule (BWS) und die Lendenwirbelsäule (LWS). Sie werden zum Großteil durch Verkehrs-, Arbeits- und Risikosportunfälle verursacht. Als Folge ist mit einer Beeinträchtigung von Stabilität, Statik und Mobilität der Wirbelsäule zu rechnen. Es drohen Verletzungen des Rückenmarks durch verschobene Knochenbruchstücke.

Symptome

Meistens äußern die Verletzten Schmerzen im betroffenen Bereich der Wirbelsäule beziehungsweise am Rumpf oder an den Armen und Beinen. Die Beschwerden sind örtlich beschränkt oder strahlen in andere Bereiche aus. Sind aufgrund einer Verschiebung der Brüche oder der Wirbelkörper Nervenstrukturen beteiligt, zeigen sich auch neurologische Ausfälle wie Taubheit und Lähmungen.

Diagnose

Die Sammlung von Daten über den Unfall und die Verletzung ist der Grundstein für die klinische Untersuchung und die weiteren diagnostischen Maßnahmen.

Heutzutage wird bei schweren Unfällen mit großer Krafteinwirkung eine Traumaspirale-Computertomographie durchgeführt. Sie liefert viele Informationen über Verletzungen der inneren Organe und mögliche innere Blutungen. Konventionelle Röntgen-Bilder werden bei leichten Verletzungen zur Verlaufskontrolle eingesetzt.

Die Kernspintomographie wird zur besseren Beurteilung von möglichen Nerven-, Band- und Bandscheibenverletzungen oder zur Abklärung von frischen gegenüber älteren Wirbelbrüchen bei Osteoporose durchgeführt.

Behandlungsmöglichkeiten 

Viele Verletzungen der Wirbelsäule mit stabilem Bruch können ohne Operation (konservativ) mittels Korsett behandelt werden. Schwerere Verletzungen, beispielsweise mit Verschiebung oder Zerstörung einzelner Wirbel, müssen dagegen operiert werden.

Patienten mit instabilen Wirbelbrüchen werden bei uns minimalinvasiv mittels „Fixateur Intern“ versorgt. Dazu wird ein Schrauben-Stab-System eingesetzt, um die korrekte Wirbelsäulen-Aufrichtung zu erreichen. So wird der Bruch bis zur kompletten Heilung ruhiggestellt.

Zusätzlich sind je nach Ausprägung, Stabilität und Heilungschancen des Bruchs ergänzende chirurgische Eingriffe möglich: zum Beispiel eine ventrale Wirbelsäulen-Stabilisierung - hier erfolgt der Zugang von vorne über den Bauch - oder das Einbringen von Implantaten als Wirbelkörperersatz kombiniert mit eigenem oder Kunstknochen. Zur besseren Fixierung der Implantate verwenden wir bei Patienten mit Osteoporose Schrauben und Zement (Zementaugmentation).

Hat der Wirbelkörperbruch auch Nervenwurzeln und Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen, können minimalinvasive Entlastungen (Dekompressionen) mit speziellen Hochfrequenzfräsen sowie weitere Behandlungen notwendig werden. Hierzu arbeiten wir interdisziplinär mit Neurochirurgen im Haus zusammen.   

Die Behandlung von Wirbelkompressionsbrüchen bei Osteoporose-Patienten hat sich durch neue Techniken wie Kyphoplastie und Vertebroplastie in den letzten Jahren weiterentwickelt. Die wochenlange Wirbelsäulen-Schonung mit Korsett gehört damit der Vergangenheit an. Stattdessen erfolgt die Mobilisation der Patienten heute ab dem ersten Tag nach der Operation. Dies ermöglicht es den Patienten, rasch wieder die alltäglichen Aktivitäten aufzunehmen.   

Bei der Ballon-Kyphoplastie führt der Arzt einen Spezialballon in den gebrochenen Wirbelkörper ein und dehnt ihn anschließend auf. Der Hohlraum im Wirbelkörper wird später mit Knochenzement gefüllt und der Bruch so stabilisiert. Der Eingriff dauert pro Wirbelkörper etwa 45 Minuten. Der Patient kann in der Regel bei voller Mobilisation ohne Korsett nach etwa 3 bis 5 Tagen das Krankenhaus verlassen. 

Auch bei der Vertebroplastie füllt der Arzt den gebrochenen Wirbelkörper mit Zement, aber ohne Ballonkatheter. 

Bei pathologischen Wirbelfrakturen aufgrund von Tumoren werden die Patienten in unserem Haus multidisziplinär onkologisch und strahlentherapeutisch behandelt. Im Rahmen einer Tumorkonferenz werden die notwendigen therapeutischen Maßnahmen besprochen.