Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Kaiserschnitt geht auch sanft

(08.07.2022)

Mütter bekommen ihr Neugeborenes sofort in den Arm dank neuer Technik am Klinikum Straubing

Fast jedes dritte Kind in Deutschland kommt per Kaiserschnitt zur Welt. Seit vier Wochen bietet die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Straubing eine neue, sanftere Kaiserschnitt-Technik an: die Kaisergeburt. Sie bindet die Frauen stärker in das Geburtsgeschehen ein. Und die Mutter bekommt ihr Kind sofort nach der Geburt in den Arm. Chefarzt Dr. Carsten Scholz erklärt: „Medizinisch ist der Unterschied zwischen beiden Verfahren nicht groß, doch menschlich ist er immens.“

Die Kaiserschnitt-Rate geht in Deutschland nach oben. Dafür gibt es viele Gründe. Das Alter der Mütter steigt, Mehrlingsschwangerschaften nehmen aufgrund künstlicher Befruchtung zu und eine wachsende Zahl von werdenden Müttern hat Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht.

Mutter presst aktiv mit

„Die Kaisergeburt ist ein normaler Kaiserschnitt, aber für die Eltern ist es weitaus emotionaler als eine übliche Operation“, sagt Dr. Scholz. Die Technik stamme aus den USA. Die Berliner Charité habe die Methode vor einigen Jahren dann in Deutschland etabliert. Das Besondere der Kaisergeburt sei, dass die Mutter deutlich intensiver und vor allem auch aktiv an der Geburt teilhaben kann. „Und natürlich darf auch der Vater mit dabei sein.“

Eltern sehen, wie das Baby zur Welt kommt

Wie beim Kaiserschnitt erhält die Mutter auch bei der Kaisergeburt eine Regionalanästhesie, meist eine sogenannte Spinalanästhesie. Das heißt, die Mutter ist wach und die Betäubung wirkt nur ab unterhalb des Nabels. „Im OP-Saal wird zunächst durch das Dimmen des Lichtes die Atmosphäre intimer gemacht. Bei der Kindsentwicklung, die zwei Minuten nach dem Hautschnitt beginnt, wird dann das OP-Tuch, welches normalerweise die Sicht zwischen dem Einsatzgebiet des Narkosearztes am Kopf der Frau und dem des Operateurs begrenzt, für einige Zeit gesenkt, damit die Eltern ihr Kind vom ersten Augenblick an sehen können und sofort Blickkontakt mit ihm haben“, beschreibt Dr. Scholz das Vorgehen. Außerdem werde die Mutter durch Mitpressen aktiv in die Geburt einbezogen. Das sei ein wichtiger Punkt, um auch den Kaiserschnitt zum wirklichen Geburtserlebnis werden zu lassen „Wenn es dem Kind gut geht, und das ist regelhaft der Fall, bekommt es die Mutter gleich auf die Brust“, sagt Dr. Scholz. Bei einem normalen Kaiserschnitt kümmerten sich zunächst die Hebamme und der Anästhesist um das Neugeborene.

„Das Kind sofort mit einem Kuss begrüßen – ein Wahnsinn“

Monika Witzmann hat sich bei der Geburt ihres zweiten Kindes für eine Kaisergeburt im Klinikum Straubing entschieden. „Direkt zu sehen, wenn dein Kind aus deinem Bauch schlüpft – ein Wunder“, sagt sie voller Begeisterung. Und das Kind danach sofort mit einem Kuss begrüßen zu dürfen und es zusammen mit dem Ehemann in den Armen zu halten, sei „ein Wahnsinn“. „Dieses Erlebnis werden wir nie vergessen.“ Die anfängliche Skepsis wegen einer Phobie vor Spritzen und Blut habe sich schnell gelegt. Nach dem traumatischen Geburtserlebnis eines Notkaiserschnitts vor drei Jahren in einem anderen Krankenhaus weiß Monika Witzmann die Vorzüge der Kaisergeburt umso mehr zu schätzen.

Intimeres Verhältnis von Anfang an

„Die Kaisergeburt ermöglicht ein sehr enges Verhältnis zum Kind von Anfang an“, stellt der Chefarzt heraus. Sie fördert die Verbindung von Mutter und Kind, das so genannte Bonding, schon in den ersten Lebensminuten. Die Kaisergeburt kann Frauen mit geplantem Kaiserschnitt im Tagdienst angeboten werden. „Den Müttern gefällt es sehr gut“, bilanziert Dr. Scholz über die ersten Erfahrungen. Trotzdem favorisiere man die natürliche Geburt am Klinikum Straubing. Doch wenn ein Kaiserschnitt nötig ist oder gewünscht wird, spreche nichts dagegen, ihn so angenehm wie möglich zu machen. -urs-

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