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„Wir wollen in die Königsklasse“

(22.06.2023)

Kinderkrankenschwester Sandy Daschner geht im Distanzreiten auf Titeljagd. Das Talent und die Liebe zum Pferdesport hat sie an Tochter Antonia vererbt

100 Kilometer und mehr, für Gazal kein Problem. Das Pferd ist ein Dauerläufer – und ein echter Champion. Mit Besitzerin Sandy Daschner im Sattel gehen sie im Distanzreiten auf Titeljagd. Die Liebe zum Pferdesport hat die 44-Jährige, die im Klinikum St. Elisabeth arbeitet, an Tochter Antonia weitergegeben. Gemeinsam wollen sie nicht nur weitere Titel einheimsen, sondern Gewinnerpferde von morgen züchten.Vor fünf Jahren kaufte Sandy Daschner Gazal in Österreich. Das enorme Potenzial des prächtigen Shagya-Arabers ließ sich erahnen, musste aber fortan in jahrelanger Trainingsarbeit in wettkampftaugliche Bahnen gelenkt werden.Behutsam wird der inzwischen elfjährige Gazal auch heuer an den Saisonhöhepunkt herangeführt, das Pensum kontinuierlich gesteigert. Im April startete Sandy Daschner in einem Rennen über 80 Kilometer, Anfang Juni dann über 100. Im August dann, bei der Bayerischen Meisterschaft, müssen gar 115 Kilometer bewältigt werden. Der Vollblut, etwa 500 Kilo schwer, ist auf langen Strecken ganz in seinem Element. „Er ist kräftig, ausdauernd, er will arbeiten“, sagt die examinierte Kinderkrankenschwester.

„Ich will gewinnen. Gazal ist super in Form“

Distanzrennen sind ein Kampf gegen die Uhr, überwiegend in vollem Galopp geritten. Sie sind unterteilt in mehrere Etappen, um den Vierbeinern Ruhepausen zu geben und tierärztliche Kontrollen zu gewährleisten. „Es wird sehr auf die Gesundheit der Pferde geachtet“, betont die 44-Jährige. Im vergangenen Jahr triumphierte sie bereits bei der Süddeutschen Meisterschaft. Der „Bayerischen“ (11. bis 13. August), die nahe München ausgetragen wird, räumt sie einen noch höheren Stellenwert ein. Nach Platz vier im Vorjahr peilt sie den Titel an: „Ich will gewinnen, Gazal ist super in Form.“

Gazal ist auf einem Bauernhof in der Gemeinde Wiesenfelden untergebracht. Hier hat der Vollblut genügend Auslauf, bei regelmäßigen Ausritten wird er auf die sportlichen Großereignisse vorbereitet. Das hügelige Gelände im Falkensteiner Vorwald bietet dabei optimale Voraussetzungen, um die erforderliche Kondition aufzubauen. Nicht nur die Balance zwischen intensiven und nichtintensiven Einheiten ist wichtig, sondern auch eine ausgewogene Ernährung. Neben dem saftigen Grün auf der Koppel wird ein Power-Mix aus Hafer, Luzerne, Maiscobs, Gerste, Mineralien und Reiskeimöl zugefüttert.

Internationale Events sind das große Ziel

Der Fokus gilt zwar der „Bayerischen“, mittelfristig will Sandy Daschner bei der Deutschen Meisterschaft teilnehmen, auch bei internationalen Events. Die Krone des Sports wird in Südfrankreich vergeben. Die 160 Kilometer von Florac gelten als das renommierteste Distanzrennen des Kontinents. Der „Hundertmeiler“, ein Ziel für Sandy Daschner?

Vielleicht. Tochter Antonia ist da schon etwas forscher: „Wir wollen in die Königsklasse“, sagt die 21-Jährige. Auch sie weiß, wie man Titel gewinnt. Die Studentin der Hebammenwissenschaft ist amtierende Bayerische Jugendmeisterin im Distanzreiten. Ihre Gewinner-stute „Affair“ steht derzeit unweit ihres Studienortes Bielefeld (Nordrhein-Westfalen). Aktuell hat sie sich eine Wettkampfpause verordnet. 2025, nach Abschluss des Studiums, will sie zurück in die Heimat, eine eigene Praxis gründen – und Distanzreiten wieder auf Wettkampfebene bestreiten.

Die beiden besitzen fünf Pferde, sind überdies selbst in die Zucht eingestiegen. Pferde von edlem Blut sind weltweit gefragt, für die begehrtesten Tiere werden Summen in siebenstelliger Höhe gezahlt, erzählen sie. Momentan jedoch ist ihre Leidenschaft ein kostspieliges Hobby. Unterbringung, Futter, Hufschmied, Tierarzt – ohne Sandy Daschners Ehemann Stefan, der mit anpackt, wäre der Aufwand kaum zu stemmen. Externe Unterstützung, Futterspenden etwa oder ein Sponsoring, würden natürlich einiges erleichtern. Sandy Daschner und Antonia sind ein eingespieltes Team. Und vielleicht treten Mutter und Tochter irgendwann bei denselben Wettbewerben an. „Nicht gegeneinander“, sagen sie unisono, „sondern miteinander“.

Info: Einblicke in die Welt des Distanzreitens geben Sandy Daschner und Antonia bei Facebook, Suchbegriff „Dasanto Endurance Team“.

Quelle: Dominic Casdorf, Straubinger Tagblatt vom 16.06.2023