Klinik für Urologie

Botox für die Blase

Mit zunehmendem Alter leiden viele Patienten, Frauen wie Männer, unter einer so genannten Blasenschwäche. Darunter wird die Unfähigkeit der Harnblase verstanden, den Urin zu speichern. Ursache ist häufig ein überaktiver Blasenmuskel (Detrusor). Als Folge davon müssen die Betroffenen immer häufiger eine Toilette aufsuchen. So wird dann oft ein normaler Stadtbummel mit Freunden oder gar eine Fahrt im Reisebus unmöglich und auch die Nachtruhe ist empfindlich gestört.

BEHANDLUNG

Abhilfe schaffen können eine Umstellung der Ernährung, Hormonpräparate und insbesondere verschiedene Medikamente, die auf das Nervensystem des Blasenmuskels wirken (Anticholinergika). Ein echter Behandlungserfolg bleibt aber vielen Patientinnen und Patienten versagt - entweder wegen fehlender Wirksamkeit der anticholinergen Medikamente oder ihrer teilweise sehr störenden Nebenwirkungen (Mundtrockenheit, Lichtempfindlichkeit, Obstipation, Herzrasen). In diesen Fällen kann Botox helfen. Lokal in die Blase eingebracht kann es die Beschwerden der Blasenschwäche in den meisten Fällen und praktisch nebenwirkungsfrei heilen.

Botox (Botulinum Toxin) ist ebenso wie andere entsprechende Präparate (Dysport, Xeomin) ein Eiweiß, das von dem anaeroben (sauerstofflos lebenden) Bakterium Clostridium botulinum gebildet wird. Seine Wirkung auf das Nervensystem wurde bereits vor etwa 100 Jahren beschrieben, als auffiel, dass der Verzehr von mit Clostridium botulinum verseuchten Konservendosen zu Lähmungserscheinungen führen kann. Schon bald wurden von Ärzten unterschiedlichster Fachrichtungen Überlegungen angestellt, wie man diese Wirkung von Botulinum Toxin therapeutisch nutzen könnte. In der Orthopädie wird es in geringster Dosierung in chronisch verkrampfte (spastische) Muskeln gespritzt, um sie gezielt wieder zu lockern. Den gleichen Effekt nutzen ästhetische Chirurgen um Gesichtsfältchen zu entfernen und Hautärzte hemmen mit Botox übermäßige Schweißbildung.

So lag es nahe, die Wirkung von Botox auch zur Behandlung der spastischen Blase und des überaktiven Blasenmuskels (overactive bladder syndrome - OAB) zu nutzen. In diesem Fall wird Botox mit einer feinen Nadel an mehreren verschiedenen Stellen direkt in den Blasenmuskel eingebracht. Der ambulante Eingriff dauert etwa 10 Minuten und ist durch einen leichten medikamenten-unterstützten Schlaf schmerzfrei. Etwa ein bis zwei Stunden später werden die Patienten aus unserer Tagesklinik entlassen. Die Wirkung der Behandlung tritt meist bereits am Folgetag der Behandlung ein und bedeutet für viele Patienten die Rückkehr in ein normales Sozialleben. Gegebenenfalls muss die Verabreichung von Botox nach ca. 9 - 12 Monaten wiederholt werden.