Klinik für Urologie

Prostatakrebs – Rauchstopp schenkt Lebenszeit

(16.12.2021)

Chefarzt PD Dr. Christian Gilfrich von der Klinik für Urologie hat über Prostataerkrankungen habilitiert

PD Dr. Christian Gilfrich, Chefarzt der Klinik für Urologie am Klinikum Straubing, hat seine Habilitation an der Universität Mainz im November fertiggestellt und darf nun den Titel Privatdozent tragen. Das Thema lautete: „Deutsche Versorgungsrealität bei Patienten mit benignen und malignen Erkrankungen der Prostata“. Es geht darin um Versorgungsforschung bei gutartigen und bösartigen Prostataerkrankungen. Wir sprachen mit dem Chefarzt über seine Erkenntnisse.

Was hat Sie an dem Thema Versorgungsforschung bei Prostataerkrankungen gereizt?

PD Dr. Gilfrich: Prostataerkrankungen bilden ein Schwerpunkt unserer Klinik. Wir behandeln viele Patienten mit Prostatakrebs und gutartiger Vergrößerung der Prostata. Wir wollten mit den Studien unter anderem wissen, ob wir bei der Früherkennung, der Operation oder auch an den Komplikationen unserer Patienten etwas verbessern können. Unsere Forschung bezieht sich auf die Patienten und da bietet die Versorgungsforschung sehr gute Möglichkeiten.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse im Bereich ‘Komplikationen der operativen Therapie des gutartigen Prostatasyndroms‘?

PD Dr. Gilfrich: Es hat sich herausgestellt, dass jede Operationstechnik verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringt. Das werden wir künftig verstärkt bei der Wahl der Operationstechnik und im Aufklärungsgespräch mit den Patienten über die geeignete Therapie berücksichtigen.

Weiteres Thema war der Einfluss von Zigarettenkonsum auf das Prostatakarzinom. Was haben Sie herausgefunden?

PD Dr. Gilfrich: Wir Urologen klären die Tumor-Patienten zu wenig über die Risiken des Rauchens auf. Zigarettenkonsum hat einen negativen Einfluss aufs Überleben der Patienten mit urologischen Tumoren. Raucht ein Patient mit Prostatakrebs weiter, verschlechtert das seine Prognose. Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs ist viel bekannter.

Welche Erkenntnisse haben Sie über den Einfluss des Body-Mass-Index bei Patienten mit Da-Vinci-Prostataoperation gewonnen?

PD Dr. Gilfrich: Korpulentere und adipöse Patienten haben bei einer Prostataoperation ein höheres Risiko, dass der Tumor an den Rand des herausgeschnittenen Gewebes heranreicht. Ist das der Fall, kann sich noch ein Tumorrest im Körper befinden und unter Umständen weiter wachsen. Für uns Chirurgen heißt das, dass wir darauf achten müssen, bei kräftigeren Patienten etwas mehr Gewebe zu entfernen. 

Zu welchem Ergebnis sind Sie bei der Frage gekommen, inwieweit sich die Kenntnisse des PSA-Wertes bei Hausärzten und Internisten auf die Qualität der Versorgung auswirken?

PD Dr. Gilfrich: Häufig wird das Prostataspezifische Antigen (PSA) zur Früherkennung von Prostatakrebs nicht von den Urologen ­– das sind die Spezialisten ­ –, sondern von den Hausärzten erhoben. Wichtig ist es daher, dass die Allgemeinmediziner über das Wissen verfügen, die PSA-Werte leitliniengerecht einzuschätzen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Hier sollten Fortbildungsmöglichkeiten über den Umgang mit PSA-Werten angeboten werden.

Gibt es die in Ihrer Habilitation erwähnten neuen Methoden der Behandlung von gutartigem Prostatasyndrom in Straubing schon?

PD Dr. Gilfrich: Die Prostata-Embolisation führen wir an unserem Klinikum zusammen mit der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie bereits durch. Die Wasserdampfablation planen wir als Alternative für Patienten anzubieten, die nicht für eine Operation geeignet sind. Beide Verfahren sind verglichen mit einem operativen Eingriff nicht so effektiv, stellen aber beispielsweise für ältere Patienten mit schlechtem Gesundheitszustand und hohem Operationsrisiko eine interessante Alternative dar.

Wie schätzen Sie die Versorgungssituation von Prostatapatienten aktuell ein?

PD Dr. Gilfrich: Ich glaube, in Deutschland ist eine sehr gute Versorgung der Patienten mit Prostataerkrankungen gewährleistet. Wir können individuell auf jeden Patienten mit seinen jeweiligen Risiken und Wünschen eingehen. Auch im Bereich der medikamentösen Therapie von Patienten mit Prostatakrebs ist in den vergangenen Jahren eine erfreuliche Entwicklung zu beobachten.  -urs-