Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie

Verschleissbedingte Wirbelsäulen- Erkrankungen

Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens einmal Rückenschmerzen. Oft sind es banale Muskelverspannungen. Doch die Zahl der Menschen mit behandlungsbedürftigen Rückenbeschwerden ist in den letzten Jahren erheblich angestiegen. Rund 50 Prozent aller berufstätigen Deutschen leiden unter Rückenschmerzen. Bei 75 Prozent davon treten die Beschwerden im Lendenbereich auf.

Die Ursachen der Rückenschmerzen sind vielfältig. Dazu zählen beispielsweise Muskelverspannungen, Wirbelfunktionsstörungen, verschleißbedingte Wirbelsäulenerkrankungen der Bandscheiben, der Wirbelgelenke und der Bandstrukturen mit möglicher Nervenbeteiligung. Manchmal treffen mehrere Ursachen gleichzeitig zu.

Symptome

Die Beschwerden bei verschleißbedingten Wirbelsäulen-Erkrankungen entwickeln sich schleichend. Zu Anfang treten sie nur auf nach körperlicher Arbeit, nach dem Sport oder in der Frühe beim Aufstehen. Egal ob der Nacken, das Kreuz oder der untere Rücken betroffen sind: Irgendwann hält sich der Schmerz hartnäckig und bleibt im Sitzen, im Stehen und im Liegen bestehen. Teilweise strahlt er bis in die Arme oder Beine aus. Bei Nervenbeteiligung entstehen Taubheitsgefühl oder Lähmungen, die abgeklärt werden müssen.

Im Gegensatz zu chronischen Schmerzen, die wechselnd mal stark und mal schwach wahrgenommen werden, bleiben akute Rückenschmerzen eher konstant.

Zusätzlich klagen Patienten über eine Einschränkung der Wirbelsäulen-Beweglichkeit.

Alarmzeichen bei akuten Rückenschmerzen sind:

• Schlechter Allgemeinzustand

• Lähmungen

• Sensible Ausfallerscheinungen

• Neu auftretende Harn- oder Stuhlinkontinenz

• Tumor- oder Infektionserkrankung

• Verletzungen und Unfälle

• Abwehrschwäche und Immunsuppression (Unterdrückung einer Immunreaktion)

• Osteoporose

Diagnostik

Die Abklärung der Ursache der Wirbelsäulen-Beschwerden ist nicht einfach. Sie erfordert eine Beurteilung der beteiligten Strukturen und Systeme. Nach der klinischen und der radiologischen Untersuchung entscheiden Radiologen, Orthopäden, Unfallchirurgen, Neurologen, Neurochirurgen und Schmerztherapeuten gemeinsam über die weiteren diagnostischen Maßnahmen.

Es folgen bildgebende Verfahren mittels Röntgenuntersuchung, Computertomographie, Kernspintomographie, Szintigraphie und Knochendichtemessung je nach Symptomatik.

Bei Beteiligung von Nervenbahnen werden diese zusätzlich elektrophysiologisch untersucht.

Bei Instabilität der Wirbelsäule, zum Beispiel bei Wirbelgleiten, werden Funktionsaufnahmen der betroffenen Segmente durchgeführt. 

Therapie

Begonnen wird mit einer Schmerz- und Lagerungstherapie. Nach multidisziplinärer Befundbeurteilung wird ein multimodales Therapiekonzept erarbeitet und mit dem Patienten besprochen.

Zur multimodalen nicht operativen Therapie gehören Maßnahmen wie:

• Medikamentöse Schmerztherapie durch zertifizierten Schmerztherapeuten im Haus

• Lagerungsmaßnahmen und orthopädietechnische Hilfsmittel

• Physikalische Therapie mit Wärme-/Kälte-Anwendungen und  Elektrotherapie

• Physiotherapie sowie gezielte stabilisierende Übungen der Rumpf- und der Wirbelsäulenmuskulatur zur Haltungskorrektur und Stabilisierung der Wirbelsäule

• Manuelle Therapie bei Gelenkfunktionsstörungen (so genannte Gelenkblockierungen)

• Wirbelsäulen-Injektionen: Hierbei werden im OP gezielte Injektionen mit Lokalanästhetikum und/oder Cortison an die Stelle der Schmerzursache verabreicht. Durch diese Methode kann meist eine rasche Besserung der Symptomatik erreicht werden, so dass eine frühe krankengymnastische Patientenmobilisation und ein Muskelaufbautraining erfolgen können - bei positiver Entwicklung kann eine Operation vermieden werden.

Führen die Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg, ist eine operative Therapie ratsam. Dies gilt auch bei fortschreitender Ausfallsymptomatik, Taubheit oder Lähmungen.  

Operative Behandlungsmöglichkeiten

• Mikrochirurgische Bandscheiben- und Spinalkanalstenosen-Operationen mit Einsatz von Mikroskop

• Minimalinvasive Stabilisierungsoperationen bei Wirbelgleiten oder Korrektur der Fehlstatik bei Wirbelsäulendeformitäten (Kyphose, Lordose und Skoliose) oder bei Entzündungen der Wirbelsäule

• Wirbelkörper- und Bandscheibenersatzoperationen

• Minimalinvasive Stilllegung der Schmerzempfindung der Wirbelgelenke bei Facettenschmerzen