Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie

Beugesehnenverletzung

Nachbehandlung nach Beugesehnenverletzungen

Was ist das Manchester Regime?

Das Manchester Regime ist ein bewährtes Nachbehandlungsprogramm für Patienten, die sich einer Operation an den Beugesehnen der Hand unterzogen haben. Diese Sehnen, die es Ihnen ermöglichen, Ihre Finger zu beugen, sind entscheidend für die Funktionalität der Hand. Nach einer Verletzung und anschließender chirurgischer Versorgung erfordert der Heilungsprozess eine gezielte Nachbehandlung, um die Sehnen richtig heilen zu lassen und gleichzeitig Bewegungseinschränkungen oder erneute Verletzungen zu vermeiden.

Ziele der Nachbehandlung

Das Hauptziel des Manchester Regimes besteht darin, eine Balance zwischen der Schonung der frisch operierten Beugesehne und der kontrollierten Bewegung zu finden, um Verwachsungen und Verklebungen zu vermeiden und die volle Funktion der Hand wiederherzustellen. Dies wird durch ein spezielles Bewegungsprotokoll unterstützt, das in Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt und Physiotherapeuten durchgeführt wird.

Ablauf der Nachbehandlung

  1. Erste Phase (0–4 Wochen)Schonung und kontrollierte Bewegung
    • Schiene: Direkt nach der Operation wird Ihre Hand in einer speziell angepassten Schiene ruhiggestellt, um die operierte Sehne zu schützen.
    • Bewegungsübungen: Schon in dieser Phase werden Sie beginnen, unter Anleitung Ihres Therapeuten leichte, vollständige passive Bewegungen, sog. Tenodeseübungen (Bewegung des Handgelenkes) und gezielte, kontrollierte, aktive Bewegungen (mit eigener Muskelkraft bis zur halben Faust) durchzuführen.
    • Ziel: In dieser Phase sollen Verklebungen vermieden und die Beweglichkeit der Finger erhalten bleiben, ohne die Nahtstelle der Sehne zu belasten.
  2. Zweite Phase (4–6 Wochen)Steigerung der aktiven Beübung
    • Schiene weiterhin tragen: Die Hand wird nach wie vor durch die Schiene geschützt
    • Aktive Bewegungsübungen: Sie steigern nun die aktive eigenständige Beübung bis zur vollen Faust
    • Ziel: Allmähliche Stärkung der Sehne, Erhöhung des Bewegungsumfangs und Vermeidung von Steifheit.
  3. Dritte Phase (ab 6 Wochen)Steigerung der Belastung
    • Entfernen der Schiene: Ab etwa der 6. Woche wird die Schiene entfernt. Sie können nun beginnen, Ihre Hand allmählich stärker zu belasten und aktiv im Alltag zu verwenden.
    • Kräftigungsübungen: Ihre Bewegungsübungen werden intensiver, um die Muskelkraft zu verbessern und die volle Beweglichkeit wiederherzustellen. Der Physiotherapeut wird gezielte Übungen mit Ihnen durchführen, um die Hand funktional zu trainieren.
    • Ziel: Wiederherstellung der vollen Bewegungsfreiheit und Stärkung der Beugemuskulatur ohne Überlastung der Sehne.
  4. Vierte Phase (nach 8-12 Wochen)Rückkehr zu normalen Aktivitäten
    • Ab der 8.-12. Woche können Sie die Hand wieder schrittweise in alltägliche Aktivitäten einbinden, auch bei leichten bis moderaten Belastungen.
    • Eine vollständige Rückkehr zu kräftigen Aktivitäten, wie z.B. sportlichen oder beruflichen Tätigkeiten, erfolgt in der Regel nach 3 bis 6 Monaten, abhängig von Ihrem individuellen Heilungsverlauf.

Wichtige Hinweise während der Nachbehandlung

  • Schiene konsequent tragen: Während der ersten Wochen ist es besonders wichtig, die Schiene kontinuierlich zu tragen, um die Sehne zu schützen.
  • Übungen regelmäßig durchführen: Ihre Physiotherapie-Übungen sind entscheidend für den Heilungsverlauf. Führen Sie sie genau nach Anweisung durch, um Verklebungen zu vermeiden und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
  • Geduld bewahren: Die Heilung einer Beugesehnenverletzung erfordert Zeit. Übermäßige Belastung oder zu schnelles Vorgehen kann die Sehne erneut schädigen.

Mögliche Komplikationen

Auch bei korrekter Nachbehandlung können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten:

  • Sehnenverklebungen: Trotz der Übungen kann es zu Verwachsungen der Sehne mit dem umliegenden Gewebe kommen, was die Beweglichkeit einschränkt.
  • Reruptur (erneutes Reißen der Sehne): Eine erneute Verletzung der Sehne kann bei zu frühzeitiger oder übermäßiger Belastung auftreten.
  • Bewegungseinschränkungen: In manchen Fällen bleibt die Beweglichkeit trotz intensiver Therapie eingeschränkt.

Sollten Sie Schmerzen, Schwellungen oder andere Auffälligkeiten bemerken, wenden Sie sich umgehend an Ihren Arzt.

Erfolgsaussichten

Mit der richtigen Nachbehandlung und konsequenter Durchführung der Physiotherapie haben die meisten Patienten gute Chancen, ihre Handfunktion vollständig wiederzuerlangen. Das Manchester Regime ist darauf ausgelegt, einen optimalen Heilungsprozess zu fördern und das Risiko für Komplikationen zu minimieren.

Fragen und Kontakt

Bei Fragen zu Ihrem Nachbehandlungsplan oder Unsicherheiten bei den Übungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bitte halten Sie alle vereinbarten Termine für Nachsorge und Physiotherapie ein, um den Heilungsverlauf bestmöglich zu unterstützen.