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Wie der Segelflieger dem Jumbo hilft
Bei der Festveranstaltung: Pflegedirektor Hubert Langmantel, Ärztlicher Direktor Prof. Norbert Weigert, Schriftführerin Regina Houben, Harro Messerschmitt, Vorsitzende Ursula Urban, Klinikum-Geschäftsführer Dr. Martin Baumann, Provinzial Frater Rudolf Knopp, Musiker Franz Schötz, Ehrenvorsitzende Brigitte Messerschmitt, stellvertretender Vorsitzender Dr. Hans Vogel, Schatzmeister Dieter Sosnowski, Festredner Dr. Wolfgang Schaaf und MdL Josef Zellmeier.
Die Rede war von einem Jumbo und einem Segelflieger, vom Flügelschlag eines Schmetterlings am Amazonas und einem Gemälde, Marke „röhrender Hirsch vor dunklem Wald“. Was das mit dem Verein der Freunde und Förderer des Klinikums zu tun hat, konnte Festredner Dr. Wolfgang Schaaf bei dessen Feier zum 40-jährigen Bestehen mühelos auflösen. Wenn das Klinikum ein mächtiger Jumbo ist, der mit 1500 Beschäftigten täglich aufs Neue Medizin auf höchstem Standard abliefert, was kann ihm ein 140 Mitglieder kleiner Förderverein da helfen? „Der kleine Segelflieger kann elegant Figuren fliegen, die einem Jumbo gar nicht möglich sind.“ Sinnbild wiederum für die Bemühungen des Vereins – die kleinen menschlichen Gesten beim Besuchsdienst, die Verbreitung von Lebensfreude durch Kunst und Musik.... Am Freitag abend wurde im Klinikum-Foyer gefeiert, mit Wortbeiträgen, so kreativ, wie man sie selten hört, und A-capella-Gesang vom Feinsten hausgemacht – von den Kliniphonikern aus den Reihen von Pflege, Ärzteschaft und Verwaltung unter Leitung von Intensivpfleger Roland Brunner.
„Tage wie diese“, der Hit der Punkband Tote Hosen, a-capella gesungen, war der Auftakt in eineinhalb kompakte Stunden Festakt ohne jeden Hauch von Langatmigkeit. Klinikum-Geschäftsführer Dr. Martin Baumann hieß die Gäste willkommen, würdigte den Verein als unverzichtbar, breit verankert in der Bevölkerung, in unsicheren Zeiten wie heute wichtiger denn je. Und wünscht sich weiter dessen Unterstützung und Freundschaft.
Wertschätzung gegenüber dem Ehrenamt
Frater Rudolf Knopp, Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, und Hauptgesellschafter des Klinikums, wollte mit seiner Präsenz vor allem die Wertschätzung gegenüber dem Ehrenamt zum Ausdruck bringen. Er bemühte die Wikipedia-Definition von „Freund“, griff die Facetten als Helfer, Mäzen und Mentor auf und würdigte ganz besonders den Besuchsdienst der Gelben Damen und Herren, die das Pflegepersonal entlasteten. Die Kulturangebote des Vereins brächten Lebensfreude ins Krankenhaus und der Verein sei Brücke zwischen Rückmeldungen der Patienten und dem Träger. Knopp versicherte, „unsere Krankenhausreform sähe anders aus als jene von Karl Lauterbach“.
So wie der aktuelle Hochwassereinsatz eine Gemeinschaftsleistung sei, sei es auch der Verein der Freunde und Förderer - mit Wertschätzung auf Augenhöhe durch die hauptamtlichen Mitarbeiter, sagte Oberbürgermeister Markus Pannermayr. Programm des Vereins sei Menschlichkeit. Sein Besuchsdienst bringe Zeit mit und damit Zuspruch, Hoffnung und Freude zu Menschen in Krisensituationen. 40 Jahre sei das gelungen durch Menschen, die gegeben haben.
Schiff auf Kurs gehalten: Brigitte Messerschmitt
Ursula Urban, als Vorsitzende erst seit kurzem im Amt, aber langjähriges Vorstandsmitglied, nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit des Vereins, der bisher neun Klinikum-Geschäftsführer erlebt hat. Sie ließ keinen Zweifel, wer das Schiff am längsten konsequent auf Kurs gehalten hat, nämlich Brigitte Messerschmitt. Die letzten 26 Jahre stand sie an der Spitze. Heute ist sie Ehrenvorsitzende. „Wir verdanken ihr sehr viel.
“Eine klare Vorstellung davon, was der Verein bisher und auch künftig für das Klinikum leisten könne, vermittelte Festredner Dr. Wolfgang Schaaf. Er könne ein Milieu (chemische Reaktionen brauchten das passende Millieu) fördern und pflegen, das mithelfe, die Unternehmenskultur zu bewahren und weiterzuentwickeln. Dafür brauche man Mitstreiter, Ideen und Freunde. Denn „Aloa is ma a Depp“. Als der Verein gegründet wurde, habe es zu viele Ärzte und genug Pflegepersonal gegeben. Zwischenzeitlich sei das anders, aber zwischenzeitlich seien auch viele wirksame Therapien gegen damals unheilbare Krankheiten gefunden worden. Der Rahmen habe sich geändert, der röhrende Hirsch im golden-patinierten Rahmen sei vom geradlinigen Holzrahmen mit Picasso abgelöst. Der Verein habe Schritt gehalten.
Unternehmenskultur mitprägend
Das Straubinger Klinikum gelte seriösen Quellen zufolge als eine der modernsten und besten Kliniken Deutschlands. Jeder Mitarbeiter habe daran seinen Anteil. Insofern sei jeder Mitarbeiter ein Förderer. Neben erstklassiger Ausstattung gehörten dazu Teamorientierung („Statt Stars Sternbilder“) und Menschlichkeit. Sie sei ein Faktor der Unternehmenskultur, überlebenswichtig, auch um Personal zu gewinnen. Daran habe der Förderverein Anteil. Ein Beispiel: Der Besuchsdienst. Der Flügelschlag eines Schmetterlings am Amazonas könne in Mexiko einen Tornado auslösen, fand Schaaf ein einprägsames Bild dafür. Nicht minder durch weitere umgesetzte Ideen: In welchem Krankenhaus würde man schon einen Konzertflügel im Entree erwarten?
Gstanzl von Franz Schötz, der das Publikum erfolgreich zum Mitsingen animierte, und ein festliches Buffet der Klinikumsküche rundeten die Feier ab.
Quelle: Monika Schneider-Stranninger, Straubinger Tagblatt vom 10.06.2024
„Es war wie in einer Vorabend-Soap“
Vereinsvorsitzende Ursula Urban blendete 40 Jahre zurück: Damals gab es ein Männer- und ein Frauenkrankenhaus und einen Neubaubeschluss. Bei der Vereinsgründung sei das „Who is Who“ der Straubinger Gesellschaft präsent gewesen. Alle neun damaligen Chefärzte seien Mitglied gewesen. Die ersten Vorsitzenden waren Hubert Neumaier, Alfred Mayr (je zwei Jahre) und Dr. Franz Gerhaher (zwölf Jahre).
Ende der achtziger Jahre habe es Phasen von „Austritten, Rücktritten, Nachtritten“ gegeben. Nicht immer hatte man die gleichen Vorstellungen wie die Leitung des Hauses. „Es war wie in einer Vorabend-Soap“, spitzte Ursula Urban zu. In der Ära Messerschmitt, lange Jahre mit Dr. Wolfgang Bomfleur an der Seite und später Dr. Bernd Ostarek, habe es keine Auf- und Rücktritte mehr gegeben. Es sei stetig aufwärts gegangen, 15 Jahre lang in bestem Einvernehmen mit Klinikum-Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu – bis Corona den Verein zwei Jahre lahmlegte. Keine Konzerte mehr, kein Besuchsdienst. 2023 habe man wieder angefangen, Brigitte Messerschmitt hatte den Verein zusammengehalten.
Sie appellierte, man brauche Mitgliedsbeiträge (der Jahresbeitrag liegt nur bei 15 Euro) und Spenden, um etwas zu bewegen. In den 40 Jahren seien 150 000 Euro verteilt worden – für Klinik-Clowns, Kunstwerke, Miete des Konzertflügels im Foyer, Fortbildungen für Ärzte und Pflegekräfte, Patientensicherheit, Besuchsdienst und...und... und.. Der Verein habe „Straubinger musizieren für Patienten“ und die Vorgängerreihe „Geistliche Abendmusik“ initiiert sowie Auftritte namhafter Musik von Ringsgwandl bis Christian Gerhaher.
„Ein menschliches Krankenhaus“, so stehe es in der Vereinssatzung, bleibe weiter Anspruch. Das Klinikum könne sich auf die Freunde und Förderer verlassen. „Und wir freuen uns auf den Medizincampus.“
Quelle: Monika Schneider-Stranninger, Straubinger Tagblatt vom 10.06.2024