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Interview in "Die ZEIT": »Wenn man den Krebs früh erkennt, ist er meist gut heilbar«

(01.12.2023)

Wie lange dauert eine Prostata-Vorsorgeuntersuchung? Was passiert da eigentlich genau? Was ist, wenn es einen Verdacht auf Krebs gibt? Wie steht es um die Heilungschancen?

Diese und andere Fragen stellen sich viele Männer – zumeist im Stillen. Antworten gibt an dieser Stelle Dr. Christian Gilfrich, Chefarzt der Urologie am Klinikum Straubing.

Etliche Männer meiden eine Prostata- Voruntersuchung – aus Scham, aber auch Angst vor möglichen Schmerzen. Ist eine solche Sorge berechtigt?

Christian Gilfrich: Nein. Eine Vorsorgeuntersuchung bezüglich Prostatakrebs dauert heutzutage im Schnitt nur 15 Minuten. Bei der digital- rektalen Untersuchung, der DRU, beispielsweise ertasten Ärztinnen oder Ärzte rektal mit einem Finger, ob es oberflächliche Veränderungen in der Prostataregion gibt. Vielleicht empfindet der eine oder andere Patient diese Untersuchung als ›unangenehm‹, aber schmerzhaft ist sie in der Regel nicht. Als zusätzliche Früherkennungsmethode kann das Prostata-spezifische Antigen (PSA) anhand einer Blutprobe ermittelt werden. Dies ist allerdings nur bei einem begründeten Verdacht auf ein Prostatakarzinom eine Kassenleistung.

Eine Investition, die sich lohnen kann?

 Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wie ausgiebig eine Vorsorgeuntersuchung ausfallen soll. Unbestritten aber ist: Wenn man den Krebs früh erkennt und sich das Karzinom innerhalb der Prostata befindet, ist er meist gut heilbar.

Apropos: Was für therapeutische Möglichkeiten gibt es?

Bei niedrig-aggressiven Tumoren kann man den Krebs auch ohne jegliche Therapie erst einmal nur beobachten. Bei etwas größeren Befunden kann entweder eine Operation durchgeführt werden, bei der die Prostata entfernt wird, oder man entscheidet sich für eine Strahlentherapie, die man sowohl von außen oder in der Prostata direkt applizieren kann. Die Behandlungen haben in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Durch den Einsatz der roboterassistierten Chirurgie zum Beispiel konnten die Blutungsgefahr, die Komplikationen und auch der Krankenhausaufenthalt deutlich gesenkt werden.

Sie gelten als Vorreiter der robotergestützten Chirurgie (da Vinci) und führten so als einer der ersten Urologen überhaupt bereits 2004 eine Prostatakrebsoperation durch. Welche Vorteile bietet diese OP-Form?

Die Prostatakrebsoperation ist eine besondere Operation: Es geht nicht nur darum, den Patienten möglichst von seinem Tumor zu befreien, sondern auch die Lebensqualität zu erhalten. Der Schließmuskel soll weiterhin richtig funktionieren, ebenso wie die Potenz. Dafür muss man die nah an der Prostata gelegenen Nervenfasern während der Operation erhalten. Die robotergestützte Chirurgie bietet hier sehr gute Möglichkeiten, da man eine gute Sicht auch auf feine Strukturen erhält und auch mit sehr kleinen Instrumenten operieren kann. Letztlich ist der Begriff »robotergestützt« etwas irreführend, da das Systems nicht selbstständig operiert. Es ist vielmehr eine Fernsteuerung mit einer äußerst präzisen Technik, die für den Operateur, wenn er sich mit dem System gut auskennt, gute Ergebnisse ermöglicht.

Quelle: Die ZEIT, 26.11.2023

Klinik für Urologie