Medien

Was ältere Patienten brauchen

(10.08.2020)

Akutgeriatrie des Klinikums St. Elisabeth in der Klinik Bogen verfolgt ganzheitlichen Ansatz.

Die Zahl der älteren Menschen nimmt zu. Häufig sind sie mehrfach erkrankt und brauchen eine besondere medizinische Versorgung. Die Region Straubing ist auf diesem Gebiet ein weißer Fleck. Das soll sich mit der Akutgeriatrie des Klinikums St. Elisabeth ändern, die in der Klinik Bogen im Herbst starten wird. Der erfahrene Altersmediziner Dr. Peter Euler, Ärztlicher Leiter der Abteilung, schwärmt von den großen Erfolgen seines Fachgebiets: „Viele Senioren können nach dem Krankenhausaufenthalt wieder nach Hause zurückkehren."
Ein Beispiel: Frau Meier ist 78 Jahre alt, sie übersieht eine Stufe und stürzt. Der Oberschenkelhals ist gebrochen. Eine Operation ist nötig. Es folgt eine Rehabilitation. „Das ist der alte Weg“, erklärt Dr. Euler. In Krankenhäusern mit akutgeriatrischen Strukturen werde schon während des Aufenthalts in der Klinik für Unfallchirurgie mit der altersmedizinischen Behandlung begonnen. Die frühe Rehabilitation trage dazu bei, dass der betagte Patient schneller seine Alltagskompetenz wiedererlangt.
Für gute Ergebnisse arbeiten in der Akutgeriatrie verschiedene Berufsgruppen eng zusammen. Eine besondere Rolle spielen die Pflegekräfte, die in diesem Fachgebiet über die pflegerische Tätigkeit hinaus zusätzlich aktivierend-therapeutisch tätig sind. Zum Team gehören weiter Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen und Sozialdienst, die gemeinsam für jeden Patienten einen Behandlungsplan entwickeln. Die Strategien werden laufend den Bedürfnissen angepasst, wobei ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird. Über das akute Problem wie Herzinfarkt hinaus betrachtet das Behandlungsteam den gesamten Menschen mit all seinen altersbedingten Schwächen sowie sein soziales Umfeld.
Nicht bei jedem älteren Menschen sei eine altersmedizinische Versorgung sinnvoll, schränkt Dr. Euler ein. Bereits bei der Ankunft im Krankenhaus werde geprüft, ob der Patient für die Akutgeriatrie geeignet ist. Dafür müsse er ein hohes Potential für ein selbstständiges Leben mitbringen. „Zu Beginn der Behandlung messen wir die vorhandenen Fähigkeiten und Defizite des Patienten und erstellen ein Profil“, erläutert Dr. Euler. Auf dieser Grundlage werde die Frührehabilitation des Patienten bereits im Krankenhaus gestartet. Am Ende der Behandlung werde mit Testverfahren nochmal kontrolliert, ob die Ziele erreicht wurden.
In der Regel dauere der Aufenthalt in der Akutgeriatrie etwa zwei Wochen. In der Geriatrie wird der Blick auf den Patienten über das akute Einweisungsproblem hinaus auch auf weitere Erkrankungen im Sinne einer ganzheitlichen Sicht gerichtet. Sei das akute Problem versorgt, würden andere Erkrankungen wie Zittern, unsicherer Gang oder Hirnleistungsstörungen betrachtet und diagnostiziert. „Der Blick der Geriatrie ist breiter. Sie ist fachgebietsübergreifend nicht nur auf ein Organsystem bezogen.“ Parallel laufe die aktivierende Behandlung mit Gehtraining, Wasch- und Anziehtraining, um die Selbstständigkeit des älteren Patienten zu steigern. Viele Patienten könnten in den Alltag zurückkehren, nur ein kleiner Teil brauche eine Rehabilitation.
Neben der Einweisung wegen eines akuten Problems ist die Akutgeriatrie auch Ansprechpartner für niedergelassene Hausärzte mit älteren Patienten, die sie herausfordern. Ein Beispiel: Die Dame lebt alleine, die Kinder sind nicht vor Ort. Die Frau stürzt, sie nimmt ihre Tabletten unregelmäßig ein und hat zunehmend Orientierungsprobleme. „Auch für solche Patienten ist die Akutgeriatrie eine gute Kontaktadresse zur fachlichen Diskussion“, erläutert Dr. Euler diese Option für die niedergelassenen Hausärzte. -urs-