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Viele Wege, Leiden zu lindern
Viele Patienten machten den ersten Schritt und ließen sich von den drei Expertinnen des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am Klinikum St. Elisabeth zum Thema Inkontinenz informieren (v.l.): Franziska Grumbeck, Fachärztin für Chirurgie und Proktologie, Dr. Martina Schleder, Fachärztin für Urologie, und Irina Stell, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
Der Mut der Anrufer, über ihr Leiden zu sprechen, lohnte sich allemal: Bei der Telefonaktion des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am Klinikum St. Elisabeth erhielten sie von Expertinnen aus den drei Fachabteilungen Gynäkologie, Urologie und Chirurgie kompetente Auskunft auf ihre individuellen Fragen zum Tabuthema Inkontinenz sowie Blasen- oder Darmentleerungsstörungen. Irina Stell, Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Martina Schleder, Fachärztin für Urologie, und Franziska Grumbeck, Fachärztin für Chirurgie und Proktologie, standen den Anrufern Rede und Antwort. Hier eine Auswahl der interessantesten Fragen:
Ich verliere ungewollt Urin, was kann ich tun?
Irina Stell: Als erstes sollten sie bei ihrem Arzt die Ursachen abklären lassen. In Frage kommen zum Beispiel Störungen der Blasenfunktion oder der Nerven, die die Blasenfunktion steuern. Außerdem können anatomische Veränderungen bei Beckenbodenschwäche, Erkrankungen wie Parkinson oder die Einnahme von Medikamenten eine Inkontinenz auslösen. Viele Formen der Harninkontinenz lassen sich durch konservative Maßnahmen behandeln oder zumindest verbessern, andere Formen können nur operativ korrigiert werden.
Ich verliere Urin beim Husten und Niesen sowie beim Laufen. Die Beschwerden begannen nach der Geburt meines Kindes und wurden immer schlimmer, so dass ich Inkontinenzbinden tragen muss.
Irina Stell: Wird Urin bei körperlicher Anstrengung verloren, spricht man von Belastungsinkontinenz. Sind die Beschwerden wie bei Ihnen bereits fortgeschritten, kann eine operative Therapie mit Einlage eines U-Bandes in Frage kommen. Ein intensives Beckenbodentraining stellt in diesem Fall ein konservatives Therapiekonzept dar.
Ich bin 65 Jahre alt und verliere Urin beim Husten und Niesen sowie beim Heben. Was kann mir helfen?
Dr. Martina Schleder: Ich empfehle Ihnen eine regelmäßige konsequente Beckenbodengymnastik. Anfangs sollte die Gymnastik durch einen erfahrenen Physiotherapeuten angeleitet werden. Ergänzend können östrogenhaltige Vaginalzäpfchen zur Stärkung der Vaginalschleimheut helfen.
Ich habe ein Fremdkörpergefühl in der Scheide und ständigen Harndrang. Was raten Sie mir?
Dr. Martina Schleder: Ich empfehle Ihnen, einen Gynäkologen oder einen Urologen aufzusuchen, um eine Senkung der Blase oder der Gebärmutter auszuschließen. Gegebenenfalls sollte diese konservativ oder operativ behandelt werden. Auch sollte eine Blasenentleerungsstörung mit Restharnbildung ausgeschlossen werden.
Ich kann meinen Stuhl nicht halten, vor allem wenn er – wie meistens – sehr flüssig ist.
Franziska Grumbeck: Wir empfehlen eine Stuhlregulation beispielsweise mit indischen Flohsamenschalen und gegebenenfalls eine therapeutische Darmlähmung mit einem Medikament wie Immodium. Des Weiteren sollte der Durchfall gastroenterologisch abgeklärt werden.
Gibt es eine operative Möglichkeit bei Stuhlinkontinenz?
Franziska Grumbeck: Ja, dazu steht die sakrale Neurostimulation („Schrittmacher“) zur Verfügung mit guter Wirkung sowohl auf eine Harn- als auch auf eine Stuhlinkontinenz. -urs-