Medien

Vergnügliches mit Niveau

(04.12.2018)

Adventskonzert in der Kapelle des Klinikums

Zu einer Schlittenfahrt mit einem schnatternden Frauenzimmer haben der Förderverein der Freunde des Klinikums St. Elisabeth und die Klinikleitung die Patienten und zahlreichen Besuchers des Adventskonzerts in die Kapelle des Krankenhauses eingeladen. Unter dem Titel „Eine musikalische Schlittenfahrt“ hat der Vater von Wolfgang Amadeus Mozart, Leopold Mozart, eine Sammlung aus acht humorvollen Stücken zusammengestellt.

Anschaulich wird ein sich schüttelndes Pferd geschildert, das den Schlitten ziehen soll, die Schlittenfahrt mit dem Glöckchen-Gebimmel selbst und „das vor Kälte zitternde und schnatternde Frauenzimmer“. Für welche Instrumente Leopold Mozart diese Stücke geschrieben hat, ist unbekannt, da nur Bearbeitungen vorliegen. Violinen dürften jedoch die tragende Rolle gespielt haben, da Leopold Mozart selbst versierter Violinist war und auch ein noch heute gültiges Lehrbuch über die Kunst des Violinspiels geschrieben hat.

Gerold Huber sen., Bernhard Grumbeck, Violinen, und Franz Schnieringer, Orgel, interpretierten „Die musikalische Schlittenfahrt“ mit Freude am Detail und der bildhaften Darstellung der Schlittenfahrt-Geschehnisse. Augenzwinkernd, nicht allzu ernst gemeint, wie sie Frau in den Violinstimmen zitternd durchfrieren ließen.

Gregor Joseph Werner (1695–1766) war Kapellmeister am Hofe des Fürsten Esterhazy, der Posten, den später Joseph Haydn innehatte. Seine „Pastorella“, Hirtenmusik, das ländliche Leben schildernd, zeichnet sich durch anmutige Melodienstränge im Andante und dem letzten Satz, dem Allegro, aus. Huber sen. und Grumbeck gingen das Werk mit Elan und Frische an, Schnieringer nahm mit der Orgel die Themen der Violinen auf und umgekehrt übernahmen die Violinen die Gedanken der Orgel. Aus diesem Wechselspiel entstand ein leicht-lockeres Werk, das im zweiten Satz seinen Ruhepol hatte.

Ebenfalls passend zur Weihnachtszeit, die Sonata Pastorella für zwei Violinen und Basso Continuo von Johann Heinrich Schmelzer (1620–1680), also eine Generation vor Bach. Wie bei Schmelzer übernahm in der Sonata in A von Georg Philipp Telemann den Basso-Continuo-Part die Orgel. Denkbar wären natürlich auch Cello oder Cembalo. Doch die Charakteristika der Orgel gaben diesen Werken einen klanglichen Farbtupfer, vor allem da sie mit Feinfühligkeit und dezenter Noblesse von Schnieringer gespielt wurde.

Eingerahmt wurde der Nachmittag durch zwei Sätze aus dem Konzert für Violinen und Orchester BWV 1043 von Johann Sebastian Bach. Noch nie habe ich das Vivace am Beginn des Konzertes und das Largo ma non tanto in der Weise gehört, dass der Orchesterpart durch die Orgel übernommen wurde. Schnieringer, Huber sen. und Grumbeck schenkten den Hörern in der Kapelle des Klinikums und via Übertragung in den Krankenzimmern ein Vorweihnachtskonzert, das auch Kennern neue Einblicke in die Möglichkeiten der Interpretationskunst bescherte.

Quelle: Auer, Theodor, Straubinger Tagblatt,04.12.2018