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Straubing wird 2022 Telenotarzt-Standort

(17.02.2020)

Innenminister Herrmann sagt bei Besuch im Klinikum St. Elisabeth bayernweiten Start ab 2022 zu

Innenminister Herrmann stellte klar, dass die flächendeckende Versorgung der bayerischen Bevölkerung mit notärztlichen Leistungen auch ohne Telenotarzt sichergestellt sei. Dies gelte auch für die Versorgung auf dem Land, wo größere Entfernungen zu bewältigen sind. „Wir wollen weiter an einer Optimierung arbeiten, aber es bedarf keiner Revolution,“ sagte Herrmann. Er kündigte mittelfristig eine Notarztbedarfsstudie an, um Erkenntnisse für Verbesserungen zu gewinnen.

Das Telenotarztprojekt Straubing nannte Herrmann ein Leuchtturmprojekt. Gemäß dem Beschluss des Ministerrats vom 9. Juli 2019 werde der Telenotarzt Schritt für Schritt in Bayern eingeführt. Aktuell würden die notwendigen Änderungen im Bayerischen Rettungsdienstgesetz erarbeitet, betonte der Innenminister. Die Einführung des Telenotarztes bedeute nicht, dass jede Integrierte Leitstelle einen eigenen Telenotarzt bekomme. Der Telenotarzt-Dienstbereich für Straubing werde über den Rettungsdienstbereich der ILS Straubing hinausgehen.

Prof. Dr. Matthias Jacob, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerzmedizin, berichtete von den Erfolgen bei Einsätzen im Bayerischen Wald mit der neuen Rettungswinde des ADAC-Rettungshubschraubers Christoph 15. Dank der Rettungswinde könnten Patienten auch in unwegsamem Gelände geborgen und versorgt werden. In der Probephase ab Februar 2018 seien 37 Windeneinsätze in zehn Monaten erfolgt - darunter waren vier zweifelsfrei durch die Windentechnik gerettete Leben, zog Prof. Jacob eine positive Bilanz. Das arztfreie Intervall sei um 24 Minuten verkürzt und die Zeit bis zum Erreichen eines Krankenhauses um 58 Minuten reduziert worden. Seit 2019 sei die Rettungswinde am Rettungshubschrauber fest etabliert. „Luftrettung gelingt, wenn starke Partner gemeinsam an einem Strang ziehen“, stellte Prof. Jacob die Teamarbeit heraus.

Christian Ernst, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, erläuterte anhand von Beispielen wie drohendem Herzinfarkt und mögliche Vergiftung eines Kleinkindes, dass das Telenotarztprojekt ein voller Erfolg war. Das arztfreie Intervall für Notfallpatienten sei verkürzt worden, der Notarzt sei schneller wieder verfügbar und in bestimmten Fällen könne der Telenotarzt sogar den konventionellen Notarzt ersetzen. Bei einer bayernweiten Einführung wünscht sich Ernst eine bessere Netzabdeckung. Der Telenotarzt kann laut Ernst auch zur Entlastung von Problemen beitragen, die durch den Mangel an Landärzten entstehen. Das Klinikum St. Elisabeth habe eine wesentliche Rolle im Telenotarztpilotprojekt gespielt und 68 Prozent der Telenotärzte gestellt, verdeutlichte Ernst. „Straubing ist bereit für die geplante bayernweite Einführung des Telenotarztes.“

Karl Maurus, Leiter der Integrierten Leitstelle Straubing (ILS), stellte den Rettungsdienstbereich vor. Auf einer Fläche von gut 3100 Quadratkilometern sei man für 350000 Menschen zuständig. Gefahrenpunkte seien vor allem Autobahnen, Bundesstraßen, Bahnlinien, die Donau und die Berge. 2019 habe es fast 46000 Notfallrettungen gegeben, die Anzahl der eingehenden Anrufe sei deutlich auf fast 191876 (plus 7673) gestiegen. Nicht allen Anrufern sei klar, dass der Notruf 112 nur zu wählen ist, wenn Zweifel am Gesundheitszustand eines Menschen oder sogar Lebensgefahr besteht.

Berufsmäßiger Stadtrat Alois Lermer präsentierte das neue Projekt „Straubing rettet“ im Rahmen der Gesundheitsregion Straubing plus. Mit einer Handy-App soll bei einem Herzstillstand künftig schneller ein Ersthelfer vor Ort sein. Ein regionales Netzwerk von medizinisch ausgebildeten Rettern mache es möglich. Lermer berichtete von Problemen beim Datenschutz und wünschte sich, das Projekt bayernweit zu etablieren.

Innenminister Herrmann sprach sich gegen die europaweite Ausschreibung bei der Notfallrettung aus. Dies werde bei der Novellierung des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes berücksichtigt. Den Gesetzentwurf des Bundes zur Reform der Notfallversorgung lehne er ab. Bayern wolle stattdessen bewährte Rettungsstrukturen erhalten und verbessern. -urs-