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Starker Beckenboden - das A und O

(08.11.2021)

Telefonaktion des Klinikums Straubing zu Tabuthema gut angenommen

Die Telefonaktion des Klinikums Straubing zu Erkrankungen des Beckenbodens fand großen Zuspruch. Die Anrufer stellten Fragen rund um Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Gebärmuttersenkung. Dass diese Beschwerden behandelbar sind, war die positive Nachricht für betroffene Männer und Frauen. Vier Experten des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums aus den Fachbereichen Urologie, Gynäkologie und Chirurgie standen Rede und Antwort. Hier eine kleine Auswahl der Fragen.

Ich muss nachts mehrmals aufstehen und auch tagsüber gehe ich sehr häufig auf die Toilette. Manchmal verliere ich auf dem Weg dahin Urin. Was kann ich tun?
Dr. Julia Peter: Das könnte auf eine Dranginkontinenz hindeuten. In diesem Fall von Blasenschwäche kann eine Behandlung mit Tabletten helfen. Dann beruhigt sich die Blase und der Patient schafft den Weg wieder bis zur Toilette.

Ich bin jung und sportlich aktiv. Vor allem beim Joggen verliere ich Urin, teilweise auch beim Lachen und Husten. Was empfehlen Sie mir?
Dr. Julia Peter: Es könnte sein, dass bei Ihnen eine Belastungsinkontinenz vorliegt. Primär wäre eine Therapie mittels Beckenbodentraining möglich. Falls dies keinen Erfolg bringt, wäre auch ein kleiner operativer Eingriff möglich. Dabei wird ein Band unterhalb der Harnröhre eingelegt. Dieses Band bringt die Harnröhre wieder in die anatomisch richtige Lage.

Ich habe eine Ausstülpung an der Mastdarm-Vorderwand (Rektozele). Kann diese Ausstülpung Ursache für meinen relativ starken Druckschmerz auf das Steißbein und den Beckenboden sein? Und für mein Gefühl, dass ich den Darm nicht vollständig entleeren kann?
Franziska Grumbeck: Ich empfehle Ihnen eine genauere Abklärung, wenn nötig auch eine radiologische Untersuchung des Enddarms während der Stuhlentleerung. Diese Untersuchung heißt Defäkographie. Ziel der Untersuchung ist es, die Einstülpung am Mastdarm – unter der  übrigens sehr viele Frauen leiden – besser einschätzen zu können. Das ist wichtig für die Wahl der geeigneten Therapie. Zunächst wird so eine Ausstülpung ohne Eingriff beispielsweise mit Zäpfchen oder Einläufen behandelt, um den Stuhlgang konsequent zu regulieren und den Darm gezielt zu entleeren. Im Verlauf kann auch eine Operation empfohlen werden.

Ich habe Probleme, den Darm zu entleeren. Es kommt nur noch sehr dünner Stuhlgang, so dünn wie ein Bleistift.
Bernd Noormann: Ich rate Ihnen zu einer zeitnahen weiteren Abklärung mittels einer großen Darmspiegelung, der Koloskopie. Ein Dick- oder Enddarmkrebs muss ausgeschlossen werden.

Bei mir fühlt es sich so an, als hätte ich einen Fremdkörper in der Scheide. Ich habe einen ständigen Druck nach unten. Müssen Senkungsbeschwerden immer operiert werden?
Irina Stell: Es muss oft operiert werden, aber nicht immer. Vorher kann eine konservative Therapie ausprobiert werden. Diese umfasst hauptsächlich ein Beckenbodentraining, das mit lokalen Östrogenpräparaten – Creme oder Zäpfchen für die Scheide – kombiniert wird. Man kann auch ein Hilfsmittel wie ein Pessar in die Scheide einsetzen. Es wird vom Facharzt angepasst. Tritt nach sechs Monaten keine Besserung ein, ist eine weitere Abklärung in der Sprechstunde mit der Möglichkeit der OP-Planung zu empfehlen.

Nach meiner Strahlentherapie muss ich häufig ganz plötzlich und ganz dringend auf die Toilette.  Oft verliere ich Urin. Gibt es Hilfe?
Irina Stell: Ich empfehle Ihnen ein Blasentraining. Dazu schreibt der Patient auf, wann er wie viel Urin ausscheidet. Auch das Trinkverhalten wird notiert. Anhand der Aufzeichnungen erstellt der Arzt einen Plan, wieviel der Patient trinken darf und wann er zur Toilette gehen soll. Auch eine Hormonbehandlung kann die Dranggefühle lindern. Reicht die Wirkung nicht aus, kommen Medikamente in Frage. -urs-