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Quarantäne, Tests und Krisenstab

(14.12.2020)

Sich zuspitzende Coronakrise ist eine tägliche Herausforderung im Klinikbetrieb

Im Klinikum werden jetzt mehr Covid-19-Patienten behandelt als zum Höchststand im Frühjahr, in der ersten Welle der Pandemie. Am Freitag waren es beispielsweise 23 und fünf auf der Intensivstation. Für die Klinikums-Mitarbeiter ist das eine tägliche Herausforderung. Wir fragten bei Dr. Hannes Häuser, Ärztlicher Direktor und Pandemiebeauftragter, nach einer Momentaufnahme.

Zwei mal pro Woche tagt der Krisenstab im Klinikum, aktualisiert sein Vorgehen und justiert gegebenenfalls bei Vorkehrungen nach. Täglich gibt es ein Update hinsichtlich der Erkrankungen oder Quarantänevorgaben bei den Mitarbeitern zwischen Betriebsärztin, Klinikhygiene, Ärztlichem Direktor und Pflegedirektion, bilanziert Dr. Häuser.

Die Stimmung bei den Mitarbeitern sei natürlich angespannt. Und es gebe Ermüdungserscheinungen wie in der Gesellschaft auch. Die ständige Unsicherheit, wie es weitergeht. Und es fehle der Ausgleich - nach dem Dienst Freunde zu treffen, ins Café zu gehen, ins Fitnessstudio.... Es fehle das Ventil für die fordernde Arbeit im Krankenhaus. „Das zermürbt“, hat der Ärztliche Direktor Verständnis.

Kann man im Krankenhaus Covid- 19 bekommen?

Diese Frage treibt Patienten, Besucher und Mitarbeiter um. Letztere gingen mit Corona professionell um, denn in einem Krankenhaus habe man es täglich mit Infektionen und entsprechenden Vorkehrungen zu tun, sagt Dr. Häuser zum Grundsätzlichen. In der Hinsicht gehe es nur um das situationsangemessene Justieren der Maßnahmen. Aber zur Ansteckungsfrage: „Im Prinzip ja“, sagt er. Einfallstor sei in aller Regel nicht die Isolierstation, weil hier ohnehin höchste Schutzvorkehrungen gelten. Ein Risiko seien Patienten, die von außen kommen und nicht getestet sind.

 „Wir testen alle Patienten, die über die Notaufnahme zu uns kommen und stationär aufgenommen werden“, sagt der Ärztliche Direktor. Per Schnelltest. Covid-positive Patienten würden auf der Covid- Station behandelt. Das filtere schon einmal. Eine generelle Testung aller Patienten finde nicht statt. Es gebe ohnehin große Nachschubprobleme bei Schnelltests. „Der Markt ist umkämpft.“ Es gebe massiven Bedarf weltweit. Nicht dringend notwendige Operationen und Behandlungen seien jetzt massiv heruntergefahren. „Wir brauchen die Personalkapazität über die Feiertage auf der Isolierstation und Intensivstation.“ Die Notfallversorgung sei aber nicht eingeschränkt.

Planbare Operationen heruntergefahren

Immerhin, sagt Dr. Häuser, sei jetzt genügend Schutzausrüstung vorhanden. Das sei im Frühjahr nicht von Anfang an der Fall gewesen. Die Zahl corona-betroffener Mitarbeiter sei vergleichsweise niedrig, weil restriktive Schutzmaßnahmen eingehalten würden und alle aufgefordert seien, ihre privaten Kontakte gering zu halten. Infizierungen im privaten Bereich könnten den Betrieb empfindlich treffen.

Keine Reihentestungen beim Personal

Regelmäßige Reihentestungen beim Personal führt das Klinikum nicht durch. „Im Vordergrund stehen Hygienemaßnahmen, Ausstattung mit FFP2-Masken in vulnerablen Bereichen, Schutz der Mitarbeiter durch generelle Maskenpflicht bei allen Patienten sowie enge Besuchsregelungen.“ Anlassbezogen – wenn kein entsprechepcr nder Vollschutz bestand – werde in den Bereichen mit Kontakt zu positiv getesteten Patienten/ Mitarbeitern direkt nach Kontakt und nochmals fünf bis sieben Tage nach Kontakt mit PCR getestet.

Durchschnittlich 20 Mitarbeiter in Quarantäne

20 bis 25 Mitarbeiter seien im Durchschnitt in Quarantäne, bilanziert Dr. Häuser. Beispieltag 8. Dezember. Da seien von 17 Mitarbeitern in Quarantäne acht positiv getestet worden, überwiegend als Folge einer Ansteckung im privaten Umfeld. Seit März seien bisher 224 Mitarbeiter in Quarantäne gewesen, 78 infiziert. Sofern es nur um einzelne Mitarbeiter gehe, werde dieses fehlende Personal – wie bei üblichen Krankheitsfällen – abteilungsintern ausgeglichen. Aktuell funktioniere das, so der Ärztliche Direktor. Bei mehreren betroffenen Mitarbeitern auf einer Station würde diese entweder teils gesperrt beziehungsweise reduziert oder mit Personal aus anderen Bereichen verstärkt. Das wiederum werde zum Teil möglich durch Verringerung stationär nicht dringend notwendiger Aufnahmen. Mitarbeiter aus anderen Häusern könne man dagegen nicht einsetzen und der „Leiharbeitermarkt“ ist leergefegt, sagt Dr. Häuser ohne Umschweife. Als letzte Maßnahme müsste das Haus auf die mit dem Gesundheitsamt einzeln abzusprechende Möglichkeit der Beschäftigung von Mitarbeitern aus der Quarantäne unter entsprechenden Auflagen zurückgreifen. Aber soweit sei es nicht.

Hoffnung auf die Impfung gesetzt

Er sieht sich als Chefarzt in der Pflicht, den Blick nach vorn zu richten. Jobs im Gesundheitswesen seien krisensicher, während rundum von Kurzarbeit die Rede sei, hält er vor Augen. Und: „Wir leben in einem hochentwickelten Land. Während wir über Milliardenzuschüsse für die Wirtschaft reden, geht es anderswo nur darum, wo man Löcher in die Erde machen kann, um bestatten zu können.“ Hoffnungen setzt Häuser auf die Impfung. Durch sie werde sich die Pandemie zwar nicht in Luft auflösen, aber das Risiko einer Vollerkrankung werde sinken, so seine Einschätzung. Dann stelle sich die Frage, wie sich die freiwillige Impfung beim Mitarbeitereinsatz auswirke. Dürften nur noch Geimpfte im infektiösen Bereich eingesetzt werden? Es sind noch viele Fragen offen.

Quelle: Monika Schneider-Stranninger, Straubinger Tagblatt, 14.12.2020