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Nie zu alt, Inkontinenz zu behandeln
Um sich über die verschiedenen Formen der Harninkontinenz und deren Therapiemöglichkeiten zu informieren, kamen am Mittwochabend viele Zuhörer nach Oberschneiding ins Jugendheim. In der Reihe „Medizin im Dialog – Klinikum goes Landkreis“ sprachen zwei Expertinnen des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums Straubing.
Dr. Julia Peter, Leiterin des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am Klinikum Straubing, erläuterte die unterschiedliche Anatomie des Beckenbodens bei Frau und Mann. Sie berichtete über die verschiedenen Formen der Harninkontinenz wie die Stressinkontinenz, die Dranginkontinenz und die Mischinkontinenz.
Physiotherapie und Gewichtsreduktion
Als Therapieansatz bei leichten Formen der Inkontinenz reichen meist konservative Maßnahmen wie eine fachgerechte Physiotherapie, die Behebung einer Verstopfung oder zum Beispiel eine Gewichtsreduktion aus.
Medikamentöse Behandlung
Sollte dieser Weg nicht die gewünschte Wirkung haben, kann die Therapie auf eine medikamentöse Behandlung ausgeweitet werden. Diese erzielt vor allem bei der Dranginkontinenz vielversprechende Erfolge.
Verschiedene operative Therapiearten
Dr. Julia Peter stellte auch operative Therapieformen vor wie das Einlegen eines TVT-Bandes bei der Frau – bekannt als „Bändchen“ – oder das ATOMS-Band beim Mann zur Behandlung einer Stressharninkontinenz. Auch über eine neue Lasertherapie, welche bei leichten Formen der Stressinkontinenz in jüngster Zeit immer häufiger angewandt wird, wurden die Zuhörer informiert. Als Alternative präsentierte Dr. Julia Peter die Einengung der Harnröhre durch einen Füllstoff (paraurethrale Injektionsbehandlung).
Botox und Blasenschrittmacher
Zur operativen Behandlung einer Dranginkontinenz stellte die Oberärztin für Urologie beispielsweise das Verfahren Botoxtherapie für die Blase vor. Es wird aktuell sowohl in Lokalanästhesie als auch in Vollnarkose durchgeführt. Auch die Implantation eines sogenannten Blasenschrittmachers wurde den Zuhörern erklärt.
Blasentraining, Ernährung und Trinkmenge
Carina Gutsmiedl, akademische Pflegetherapeutin für Wunden, Kontinenz und Stomata, schilderte wie wichtig es ist, bei Harninkontinenz ein Blasentraining durchzuführen. Zudem kann man mit einer angepassten Ernährung und ausreichender Trinkmenge die Beschwerden verringern. Beim Zuführen von bestimmten Nahrungsmitteln wie Kaffee oder Alkohol komme es jedoch häufig zur zusätzlichen Reizung der Blase und somit eventuell zu einer Verschlechterung der bestehenden Dranginkontinenz. Die Fachkraft gab zudem Tipps zur Vermeidung einer Scheidentrockenheit nach den Wechseljahren durch entsprechende Pflege.
Hilfsmittel und Hotline
Die Anschauungsobjekte wie verschiedene Katheter, Urinalkondome, Kontinenzversorgung in Form von Binden oder Windelhosen, Biofeedbackgeräte und anderes stießen bei den Besuchern auf reges Interesse.
Beide Expertinnen aus dem interdisziplinären Team des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am Klinikum Straubing betonten, dass Betroffene nie zu alt wären, um Harninkontinenz zu behandeln. Dr. Julia Peter und Carina Gutsmiedl stehen nach Terminvereinbarung über die Hotline 09421/710-6717 oder direkt über das Sekretariat der Urologie unter der Nummer 09421/710-1701 zur Diagnostik, Aufklärung und Behandlung einer Harninkontinenz zur Verfügung.