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Nicht nur auf Medikamente verlassen
Beim Rundgang konnten Gäste die neuen Diagnostikräume der Kardiologie und die Herzkatheterlabore des Klinikums St. Elisabeth besichtigen.
Prof. Dr. Sebastian Maier (rechts), Chefarzt der Kardiologie am Klinikum, moderierte den Abend, eine Reihe von Ärzten des Hauses brachte den zahlreichen Gästen das Thema „Herzschwäche“ näher.
Die Volkskrankheit „Herzschwäche“ steht im Mittelpunkt der diesjährigen bundesweiten Herzwochen. Die Deutsche Herzstiftung und das Klinikum St. Elisabeth luden am Donnerstagabend zur Besichtigung der Diagnostikräume der Kardiologie und Herzkatheterlabore sowie zu informativen Vorträgen ein. Die aktive Mithilfe der Patienten sei durch Bewegung und gesunde Lebensweise unbedingt erforderlich, auf die Medizin als Reparaturbetrieb könne man sich nicht allein verlassen, stellten die Referenten fest.
Die Kardiologie in Straubing mit ihrem qualifizierten Team sei etwas ganz Besonderes, stellte Bürgermeister Dr. Albert Solleder eingangs fest und wünschte den Gästen, dass „Sie und Ihr Herz gesund werden und bleiben“.
Die Herzstiftung sei die größte Patientenorganisation, informierte Elke Mehr, eine der 178 ehrenamtlichen Mitarbeiter. Man möchte den Patienten aktuelle Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen, vor allem aber einen Rückgang von Herz- und Kreislauferkrankungen erreichen. Die Herzstiftung finanziere sich ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen, erhalte weder staatliche Fördergelder noch Gelder von der Pharmaindustrie, worauf Elke Mehr nachdrücklich hinwies.
Dr. Christoph Günther richtete den Blick auf Herz und Kreislauf. Es sei ein ganzer Komplex, der zu Herzschwäche führen könne, die ein sehr häufiger Grund für Krankenhauseinweisungen sei. Bei einer Pumpleistung des Herzens unter 60 Prozent spreche man von Herzschwäche. Wer vier Stockwerke ohne Pause gehen könne, sei kardial leistungsfähig, zeigte Dr. Günther auf. Bei Schwellung an Knöcheln oder Rhythmusstörungen sollte man unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Koronare Herzerkrankungen, hoher Blutdruck, Übergewicht und weitere Faktoren begünstigten eine Herzschwäche, so Dr. Christoph Günter.
Häufiger Grund für Krankenhauseinweisungen
Welche Maßnahmen nach der Feststellung einer Herzschwäche getroffen werden, zeigte Dr. Christian Baier auf. Die Aspekte „Bewegung, mediterrane Ernährung und Gewichtsreduktion“ zogen sich durch den gesamten Abend. Vorhofflimmern und Herzschwäche gehörten oft zusammen. Bewegung steigere die Leistungsfähigkeit und damit die Lebensqualität, senke nachweislich die Sterblichkeit und verringere die Zahl der Krankenhauseinweisungen. Dr. Baier rät zu sportlicher Aktivität unter Aufsicht. Ernährung spiele nicht nur beim Krankheitsbild „Herzschwäche“ eine große Rolle, wies Dr. Jan Becher hin. Maximal drei Mahlzeiten am Tag, mit einem Abstand von drei bis vier Stunden, wenig Weißmehlprodukte sowie keine gesüßten Getränke stellen für Dr. Becker die wichtigsten Eckpfeiler einer gesunden Ernährung dar. Während Gemüse, Salat, Vollkorn- und Milchprodukte ganz oben auf der Liste stehen sollen.
Mit Salz sparsam umgehen
Salz sollte man im Auge behalten, da zu viel Salz zu Wassereinlagerungen führt. Große Mengen an Salz finde man in Fertigprodukten oder auch in Brot, wie Dr. Becher aufzeigte. Patienten, die zu Wassereinlagerungen neigen, sollten täglich 1,5 bis zwei Liter Wasser oder ungesüßte Getränke zu sich nehmen. Außerdem soll Normalgewicht angestrebt werden und Alkohol nur in Maßen genossen werden. Gegen ein Bier oder ein Glas Wein am Abend sei nichts einzuwenden, ein zweites könne aber schädlich sein, wurde Dr. Becher deutlich.
Es sei falsch, sich bei Herzschwäche nur auf Medikamente zu verlassen, legte Dr. Ilinca Ghidau den Zuhörern ans Herz. Man könne nicht oft genug betonen, dass jeder Patient zu einem gesunden Lebensstil finden müsse. Es gelte, eine Sportart zu finden, die Spaß macht. Um Herzschwäche vorzubeugen, müsse die Ursache erkannt und behandelt werden. Bei Verdacht auf Herzinfarkt sei eine schnelle Reaktion erforderlich, „jede Minute zählt.“ Aber auch Bluthochdruck oder Herzklappenerkrankungen könnten zu Herzschwäche führen. Herzmuskelentzündungen bleiben oft unerkannt und können ebenfalls zu Herzschwäche führen, wie die Referentin aufzeigte. „Verlassen Sie sich nicht auf Medikamente als Reparaturbetrieb“, stellte Dr. Ilinca Ghidau abschließend fest.
Sandra Krä von der Gesundheitsregion plus stellte eine Reihe an niederschwelligen und kostenfreien Präventionsangeboten vor. Sei es das „Fit fürs Volksfest Training, mehrere Outdoor-Trainingsstationen im Stadtpark, der Fitnesstrail in Ittling, der Yogaparcours im Laga-Gelände oder auch Radtouren mit dem Bayerwaldverein. Es gebe viele Optionen, es sei wichtig, für sich selbst etwas zu tun, denn Aktivität sei gut für Körper und Psyche.
Prof. Dr. Sebastian Maier moderierte den Vortragsabend und koordinierte die anschließende Fragerunde, bei der die Gäste individuelle Fragen stellen konnten. -eam-
Quelle: Ammer, Elisabeth, Straubinger Tagblatt vom 16.11.2024