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Neue Leiterin des Departement Handchirurgie: PD Dr. Mirjam Thielen
Redaktion: Frau PD Dr. Thielen, erst einmal "Herzlich Willkommen" bei uns am Klinikum St. Elisabeth. Seit Kurzem leiten Sie das Departement Handchirurgie. Erzählen Sie uns etwas zu Ihrer medizinischen Ausbildung?
PD Dr. Mirjam Thielen: Ich habe von 2006-2012 an der Universität Heidelberg Medizin studiert. Währenddessen war ich für Famulaturen in Örebro (Schweden) sowie in Davos (Schweiz). Für die Medizin habe ich mich erst kurz vor dem Abitur entschieden. Ich wollte eine handwerkliche Tätigkeit und habe mich für Biomechanik und den Bewegungsapparat interessiert – da lag die Orthopädie und Unfallchirurgie natürlich nahe.
Redaktion: Wann wussten Sie, dass Ihr „Herz für die Hand“ schlägt?
PD Dr. Mirjam Thielen: Zur Handchirurgie kam ich im Rahmen meiner Weiterbildung eher zufällig. Den ersten Kontakt hatte ich im PJ (Praktisches Jahr), später dann als Rotation im Rahmen meiner Facharztweiterbildung für Orthopädie und Unfallchirurgie. An der Handchirurgie fasziniert mich besonders, dass es eine der wenigen chirurgischen Disziplinen ist, die ein Körperteil komplett versorgt. Als Handchirurg näht man Nerven, Gefäße, Sehnen, Knochen und kann große Weichteildefekte decken. Damit bildet man das komplette Spektrum der ortho-plastischen Chirurgie ab.
Redaktion: Wo waren Sie zuvor beschäftigt und wie kam es zum Wechsel nach Straubing?
PD Dr. Mirjam Thielen: Nach meiner Facharztweiterbildung für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Universitätsklinik Heidelberg, habe ich seit 2019 an der BG Klinik Ludwigshafen in der Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum gearbeitet. Der Wechsel nach Straubing war eine private Entscheidung, da mein Mann bereits seit einiger Zeit in Straubing arbeitet. Wir haben Straubing und die Region lieben gelernt. Das Klinikum hier bietet eine herausragende Infrastruktur für eine sehr gute medizinische Versorgung. Auch der neue Medizincampus Niederbayern ist natürlich attraktiv.
Redaktion: Bringen Sie neue Expertisen mit zu uns bzw. haben Sie sich auf etwas Konkretes spezialisiert?
PD Dr. Mirjam Thielen: Ich werde das bestehende Spektrum der arthroskopischen Eingriffe am Handgelenk sowie komplexer Rekonstruktionen am Handgelenk bzw. den Handwurzelknochen ausbauen. Außerdem möchte ich Endoprothesen an der Hand (für die Daumensattelgelenkarthrose) sowie für Fingerarthrosen einführen. Des Weiteren biete ich Nervenrekonstruktionen nach Verletzung von peripheren Nerven (sowohl an den Armen als auch an den Beinen) inkl. sekundärer Rekonstruktionen mit Nerven- oder Sehnenumlagerungen an. Besonders am Herzen liegt mir die Therapie von Patienten mit Funktionseinschränkungen nach Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall oder mit Cerebralparese. Insbesondere im Bereich der oberen Extremität (Arme und Hände) besteht auf diesem Gebiet in Deutschland chirurgisch eine deutliche Unterversorgung. Auch das Wissen über die operativen Möglichkeiten der Funktionsverbesserung fehlt oft. Operative Therapien können diesen Patienten die Pflege erleichtern oder Funktionen verbessern. Die erreichbaren Ziele sind von dem individuellen Befund abhängig.
Redaktion: Sie sind Mitglied in prestigeträchtigen Boards. Erklären Sie uns das näher.
PD Dr. Mirjam Thielen: Ich bin seit diesem Jahr Mitglied des „FESSH Education Committee“. Die FESSH (Federation of European Societies for Surgery of the Hand) ist die europäische Fachgesellschaft für Handchirurgie. Das Education Committee organisiert regelmäßige Webinare sowie hochkarätige Operationskurse zur Weiterbildung europäischer Handchirurgen.
Außerdem bin ich Mandatsträgerin der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie für die Leitlinie „unilaterale Cerebralparese“. Hierbei erarbeiten Experten aus den unterschiedlichsten Fachgesellschaften, die an der Therapie von Patienten mit Cerebralparese beteiligt sind, interdisziplinär anhand aktueller Literatur evidenzbasiert Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie für Patienten mit unilateraler Cerebralparese.
Redaktion: Wo sehen Sie künftig Herausforderungen?
PD Dr. Mirjam Thielen: Eine große Herausforderung sehe ich im Ausbau der ambulanten Handtherapie in der Region, um den Patienten eine bestmögliche Nachbehandlung zu ermöglichen. Die Bedeutung der Physio- und Ergotherapie nach einer Operation wird leider oft unterschätzt – nicht nur bei Handverletzungen.
Redaktion: Gibt es eine Art schönstes Patientenerlebnis, an das Sie gerne zurückdenken?
PD Dr. Mirjam Thielen: Die schönsten Erlebnisse sind immer zufriedene Patienten. Ganz besonders muss ich an überglückliche Eltern denken, die mir letztes Jahr dankend mit Tränen in den Augen um den Hals gefallen sind, nachdem ich ihrem 18 Monate alten Sohn, der in eine Brotschneidemaschine gegriffen hat, den fast vollständig amputierten Kleinfinger wieder angenäht hatte.
Redaktion: Haben Sie eine Art Motto, nachdem Sie leben?
PD Dr. Mirjam Thielen: Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen und Lösungen.
Redaktion: Wie verbringen Sie gerne Ihre Freizeit?
PD Dr. Mirjam Thielen: Ich verbringe meine Freizeit gerne beim Laufen, beim Wandern oder im Garten. Außerdem spiele ich sehr gerne Geige und freue mich schon, auch hier wieder einem Orchester beizutreten.
Schön, dass Sie den Weg zu uns an Klinikum St. Elisabeth gefunden haben.
Alles Gute und viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit.
Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie