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Mobile Retter sind in Straubing mit App unterwegs

(17.05.2023)

Mobile Retter unterstützen bei einem Notfall bis der Rettungsdienst eintrifft. Wertvolle Sekunden können Leben retten.

Herzinfarkt! Jetzt zählt jede Sekunde. Ein alarmierter Rettungswagen und Notarzt brauchen im Durchschnitt sieben bis neun Minuten, um beim Patienten zu sein. Die Chancen, einen Herz-Kreislauf-Stillstand (die häufigste Todesursache in Deutschland) zu überleben, verdoppeln sich mit einer Laienreanimation - und hier kommen die Mobilen Retter ins Spiel, qualifizierte Ersthelfer, die per App alarmiert werden, um bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bereits mit einer Reanimation zu beginnen.

In Deutschland wird immer noch zu wenig im Ereignisfall direkt reanimiert, da ist man im europaweiten vergleich ein Schlusslicht, erklären Prof. Dr. Sebastian Maier, Chefarzt am Klinikum, und Bürgermeister Dr. Albert Solleder. Sie sind neben vielen weiteren Unterstützern, Väter der "Mobile Retter Region Straubing".

Nicht eingreifen ist die schlechteste Wahl

Über 50.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben. Leider trauen sich noch zu wenige Beobachter, helfend einzugreifen: Nur in etwa 42 Prozent der Fälle wird eine Reanimation durch Laien begonnen; über eine Herzdruckmassage oder den Einsatz eines Defibrillators können die Überlebenschancen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand aber verdoppelt bis verdreifacht werden. Nicht helfen oder eingreifen ist daher immer die schlechteste Wahl.

Die Rettungs-App "Mobile Retter Region Straubing" ergänzt und stärkt mittels smartphonebasierter Ersthelfer-Alarmierung die Rettungskette und hilft dabei, Leben zu retten: Qualifizierte Ersthelfer wie beispielsweise Krankenschwestern und Pfleger, Ärzte und Rettungsdienstmitarbeiter können sich die "Mobile Retter"-App herunterladen und sich registrieren. Es folgt ein Training mit einer Qualifikationsüberprüfung und Einweisung in das Projekt. Danach werden die Ersthelfer freigeschaltet und stehen als aktive Unterstützung im Notfall zur Verfügung.

System ermöglicht schnelle Navigation

So funktioniert das Mobile-Retter-System der Region: Geht ein Notruf in einer Leitstelle (112) ein, wird über eine GPS-Abfrage sichergestellt, ob sich ein qualifizierter registrierter Ersthelfer in der Nähe des Notfallortes befindet. Nimmt der alarmierte Mobile Retter den Einsatz an (er kann auch ablehnen), ermöglicht die technische Lösung eine schnelle Navigation des Ersthelfers zum Einsatzort. Ziel ist, bei lebensbedrohlichen Notfällen wie einem Herz-Kreislauf-Stillstand die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken.

Der Mobile Retter kann den Patienten im Idealfall durch seine räumliche Nähe schneller als der Rettungsdienst erreichen und mit lebenserhaltenden Maßnahmen, insbesondere der Herz-Druckmassage, beginnen. Prof. Maier und Dr. Solleder betonen: Das Smartphone-basiertes Ersthelfer Alarmierungssystem "Mobile Retter Region Straubing" sei nur zu einem geringen Teil Technik. "Es sind die motivierten Ehrenamtlichen, die dieses System ins Leben rufen, am Leben halten und Leben retten!" Rund 550 Mobile Retter sind in Stadt und Landkreis bereits mit der App unterwegs, es können, sollten und müssten gern noch mehr werden. Mehr Infos dazu unter www.mobile-retter.org/sr.

Weitere Freiwillige sind willkommen und werden benötigt

Die Rettungs-App der Mobilen Retter der Region Straubing lebt von den ehrenamtlichen qualifizierten Ersthelfern, die sich dafür registrieren. In der Region um die Stadt Straubing und den Landkreis Straubing-Bogen startete Ende 2021 das Projekt mit knapp 100 registrierten qualifizierten Mobilen Rettern, die verschiedenen Bereichen der medizinischen Versorgung angehören. Weitere ehrenamtliche Retter sind im Projekt willkommen und von Nöten. Je größer die Dichte an Mobilen Rettern, umso kürzer die Wege und umso größer der Zeitgewinn bis zur Einleitung lebensrettender Maßnahmen.

Qualifizierte Personen können sich jederzeit registrieren. Alle Personen mit folgenden oder ähnlichen Qualifikationen können mitmachen:Angehörige von Hilfsorganisationen (z.B. BRK und MHD), Ärzte, Rettungsdienstmitarbeiter, Feuerwehrleute, Polizisten, Gesundheits- und Krankenpfleger und viele andere, die eine professionelle Ausbildung in Herz-Kreislaufwiederbelebung nachweisen können. Einfach die "Mobile Retter"-App herunterladen, registrieren und für ein Training anmelden (Homepage www.mobile-retter.org/sr).

Info

Das Projekt "Mobile Retter Region Straubing" war Vorreiter in Niederbayern. Es wird organisiert von der Gesundheitsregion Plus der Stadt Straubing in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Straubing-Bogen und mit dem Verein Mobile Retter. Unterstützt wird es von den Kreisverbänden der Hilfsorganisationen bayerisches Rotes Kreuz und Malteser, von der Integrierten Leitstelle Straubing, dem Klinikum St. Elisabeth, den Kreiskliniken Bogen und Mallersdorf, der Sparkasse, den Rotary Clubs der Region, dem Straubinger Tagblatt sowie dem Ärztlichen Kreisverband Straubing und dem Ärztenetz Donaumed.

 

Quelle: Straubinger Tagblatt vom 1505.2023, Ulli Scharrer