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Mit viel Herzblut als MFA im MVZ
„Blut abnehmen macht mir am meisten Spaß. Das könnte ich wirklich den ganzen Tag machen“, sagt Lena Dietl und lacht laut auf. Gute Laune hat die Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) – auch, weil ihr die Patienten viel zurückgeben.
Im MVZ, dem Medizinischen Versorgungszentrum Klinikum Straubing, sind ein eigenes Labor und 14 verschiedene Fachbereiche unter einem Dach vereint. In zwei davon, der Pneumologie und der Kardiologie, hat Dietl im Februar 2023 ein Praktikum gemacht.
Überzeugt von den gesammelten Erfahrungen, hat sie ihre Ausbildung zur MFA in Straubing begonnen. Nachdem sie im ersten Lehrjahr in der Pneumologie gearbeitet hat, kam sie im zweiten Lehrjahr in die Onkologie, die sich mit der Behandlung sämtlicher Tumorarten und Krebserkrankungen befasst. Im MVZ ist außerdem noch die Hämatologie integriert.
Viel sprechen hilft, um Trauer zu verarbeiten
Ist man hier den ganzen Tag mit Tod und Sterben beschäftigt? Nein, sagt Dietl. Der Beruf könne zwar sehr belastend sein, denn „es gibt Patienten, die sieht man jeden Tag. Man merkt dann auch, wenn der Gesundheitszustand schlechter wird“. Dann muss man sich darauf einstellen, dass die Krankheit bald die Oberhand gewinnt. Aber vielen Patienten kann geholfen, ein großer Teil kann auch geheilt oder die Erkrankung viele Jahre verzögert werden.
Es gibt aber einen Grund, warum es „nicht so schlimm ist in der Onkologie, wie man oft meint“: Man lerne die positiven Fälle zu schätzen. „Ich sage, die Patienten hier sind die dankbarsten, die es gibt.“ Geht einem Angestellten ein Schicksal doch näher als gedacht, bei Dietl war das bislang einmal der Fall, dann gibt es weitere Auffangnetze. So gibt es im MVZ Psychoonkologen, die auch den Mitarbeitern Sprechzeiten anbieten. Sie nehmen sich Zeit, um Schwierigkeiten zu besprechen und Unterstützung anzubieten. Ebenso haben die Praxismanagerin sowie die Abteilungsleitung feine Antennen und ein offenes Ohr, wenn es jemandem aus dem Team nicht gut geht. Und noch etwas ist interessant: „16-jährige Azubis kommen nicht im ersten Lehrjahr hierher, frühestens im zweiten“, sagt Dietl. Zunächst beobachte das Team die neuen Auszubildenden und entscheide dann, ob sie für die Onkologie geeignet sind. Sollte es dennoch emotional zu anstrengend werden, kann man jederzeit die Abteilung wechseln.
„Ich schalte meist auf der 45-minütigen Autofahrt zu meinem Wohnort Viechtach ab“, sagt Dietl. Außerdem bieten ihr das Singen, Zeichnen, Spazierengehen, die Familie und der Freund einen Ausgleich.
Und: „Wir sind ein tolles Team, das viel miteinander spricht. Das ist wichtig in solchen Situationen. Denn wir kriegen auch mit, wenn unsere Patienten beispielsweise auf die Palliativstation kommen.“
Ein Beruf mit sehr viel Verantwortung
Patienten, bei denen eine rein onkologische Behandlung nicht mehr ausreichend ist, erhalten eine umfassende palliativmedizinische Betreuung – teils rund um die Uhr. Im MVZ arbeitet man dabei eng mit den ambulanten palliativmedizinischen Diensten sowie der Palliativstation des Klinikums zusammen. „Viele bekommen einen Schreck, wenn sie hören, sie werden auf diese Station verlegt. Aber an sich heißt es nur schmerzlindernd.
“Im MVZ besteht kein Schichtbetrieb für die Mitarbeiter. Die MVZ-Ärzte sind jedoch rund um die Uhr für Krebspatienten in Notfällen erreichbar. Darüber hinaus stellt das Klinikum Straubing mit der Notaufnahme, der stationären Onkologie und der Palliativmedizin eine 24-Stunden-Versorgung sicher. So können akute Probleme oder medizinische Komplikationen, die ambulant nicht lösbar sind, jederzeit behandelt werden. Genau das hat Dietl nach ihrem Abitur an der FOSBOS in Straubing gesucht. „Zuerst wollte ich Medizin studieren, auf jeden Fall aber etwas im medizinischen Bereich machen, etwas Ambulantes, bei dem man viele Fachbereiche sehen kann.“
Die größte Herausforderung im Beruf der MFA besteht für Dietl darin, über den eigenen Schatten zu springen und sich etwas zu trauen. „Bei mir war es die erste Knochenmarkpunktion. Ich stand neben dem Professor und wusste, dass ich keinen Fehler machen darf.“ Die Verantwortung – ein gewichtiger Punkt in diesem Beruf. Denn bei Krebs können eine oder zwei Wochen entscheidend sein. Auch organisatorische Aufgaben sind in ihrem Beruf essenziell: Liegt zum Beispiel ein CT-Befund nicht rechtzeitig vor, kann das Folgen haben. Auch deshalb ist Dietl froh um die gründliche Einarbeitung im MVZ. Außerdem findet sie es gut, dass sie wie alle anderen Mitarbeiter arbeitet: „Es gibt keine typischen Azubi-Arbeiten, wir teilen alles auf.“
Die 22-Jährige ist derzeit im zweiten und damit für sie letzten Lehrjahr. „Ich bin über 21 Jahre und habe Abitur. Deshalb kann ich die Ausbildung um ein ganzes Jahr verkürzen“, sagt sie. Im April stehen die Zwischenprüfungen an, bevor Dietl im Juli die Ausbildung abschließt. Die Theorie lernt sie an der Mathias-von-Flurl-Schule, der Staatlichen Berufsschule II Straubing-Bogen.
Lachen, Geduld und Einfühlungsvermögen
Lena Dietl hat eine sehr einfühlsame Art und sprüht vor Lebensfreude. Das eint sie mit einem Großteil ihrer Patienten, aber: „Man muss Launen aushalten können. Trotzdem lachen wir auch mit den Menschen, die hierherkommen.“
Diese gute Stimmung spürt man an diesem Ort, der nach außen hin oft mit viel Traurigkeit verbunden wird. Man sollte mit Patienten reden können, egal, in welcher Abteilung man arbeitet, sagt Dietl. „Es ist außerdem wichtig, dass man Verständnis und Geduld hat für Kranke und ältere Menschen, die etwas länger brauchen für das Ausfüllen von Formularen oder bestimmte Untersuchungen nicht mehr schaffen.“
Bei der An- und Abmeldung sitzt man viel am Computer und dem Telefon, verwaltet Patientendaten. Doch ohne das wortwörtliche Herzblut geht es bei der Auszubildenden nicht: „Diese Bürotätigkeiten gehören auch dazu, aber praktische Arbeiten, wie Blut testen im Labor und ein kleines Blutbild erstellen, machen mir mehr Spaß.“
Quelle: Marion Bremm, Straubinger Tagblatt vom 21.02.2025