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„Jedes Paar Hände ist Gold wert“

(16.05.2023)

Onkologische Pflegefachkraft Michaela Winhart über die Höhen und Tiefen in ihrem Beruf

Bereits im Alter von elf Jahren hat Michaela Winhart gewusst, dass sie einmal Krankenschwester werden will. 28 Jahre später arbeitet sie immer noch als erfahrene onkologische Fachpflegekraft im Klinikum St. Elisabeth. Obwohl es über die Jahre immer schwieriger wurde, würde sie sich jedes Mal wieder für diesen Beruf entscheiden. Zum Tag der Pflege am 12. Mai haben wir mit Michaela Winhart über die Herausforderungen und die schönen Momente in der Pflege gesprochen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde viel über Pflegefachkräfte gesprochen. Dass sie tolle und wichtige Arbeit leisten, dass sie mehr Anerkennung und besseren Lohn erhalten sollten. Es wurde viel geredet. Aber wurde auch etwas getan? „Es gibt immer Luft nach oben“, meint Michaela Winhart. Wenn sie sich etwas wünschen könnte, dann wäre es mehr Pflegepersonal. „Mehr Personal würde es ermöglichen, sich wieder mehr Zeit für die Patienten zu nehmen“, erklärt die 39-Jährige.

Pflege von Patienten wird immer aufwendiger

Seit sie ihren Beruf als Krankenschwester angefangen hat, habe sich viel verändert. „Die Arbeit wird mehr. Es kommen immer mehr Menschen mit diversen Vorerkrankungen. Die Pflege wird immer aufwendiger und dafür gibt es immer weniger Personal.“ Da bleibe gar nicht mehr richtig Zeit für die Patienten. Sich zu ihnen zu setzen, über ihre Sorgen zu reden und Vertrauen zu ihnen aufbauen – dieser wichtige Teil der Pflege werde immer schwieriger.

Eine weitere Folge des Personalmangels ist, dass man weniger Zeit zur Erholung hat. „Die Arbeitsblöcke sind relativ lang. Nach ein oder zwei Tagen Pause geht es wieder zehn weiter. Immer mehr Kollegen brennen aus“, erzählt Michaela Winhart besorgt. Längere Erholungsphasen wären deshalb sinnvoll, um wieder Kräfte für die Patienten zu sammeln. „Man muss auch viel für andere Kollegen einspringen. Weil man in einem sozialen Beruf arbeitet, macht man das natürlich auch.“ Mehr Personal würde vieles erleichtern. Auch Pflegehilfskräfte wären bereits eine große Hilfe. „Jedes Paar helfende Hände ist Gold wert“, so Michaela Winhart.

Wieso sollten sich junge Leute trotz aller Herausforderungen, die der Beruf mit sich bringt, für eine Ausbildung entscheiden?

„Ich persönlich würde mich jedes Mal wieder für den Beruf entscheiden.“ Die Patienten geben einem sehr viel zurück. Man brauche natürlich Geduld und Verständnis. Oft sei es nicht leicht. „Aber wenn man sieht, wie dankbar manche Patienten sind, dann weiß ich, dass ich hier genau richtig bin. Dann fühlt man sich geschätzt und wertvoll.“ Das gehöre zu den Dingen, die einen wieder aufladen.

Nicht jeder ist für den Beruf geschaffen. „Man sollte vorher unbedingt ein Praktikum machen, um einschätzen zu können, was auf einen zukommt.“ Aber manche haben es einfach in sich, sich um andere Menschen zu kümmern.

Schwere Tage nicht mit nach Hause nehmen

Ein Thema, das einen oft mitnimmt, ist das Sterben. „Es gehört zwar dazu, aber manchmal ist es einfach unverständlich, wieso besonders auch junge Menschen aus dem Leben gerissen werden“, sagt Michaela Winhart. Man versucht, solche Tage nicht mit nach Hause zu nehmen. „Es gelingt einem aber nicht immer.“ Michaela Winhart braucht für den Weg nach Hause eine halbe Stunde. „Diese Zeit nutze ich, um mit dem Tag abzuschließen.“

Der Alltag einer onkologischen Pflegefachkraft unterscheidet sich zur normalen Krankenpflege insofern, dass man durch eine Zusatzausbildung andere Möglichkeiten hat, Patienten zu betreuen. „Ich habe noch mehr Informationen, die ich meinen Patienten geben kann“, so Michaela Winhart. „Zudem haben wir einmal in der Woche die Möglichkeit zur Freistellung.“ In dieser Zeit können Michaela Winhart und ihre Kollegen Patienten besuchen und sich Zeit dafür nehmen, ihnen zuzuhören und über ihre Sorgen zu sprechen. „Ich habe in diesem Punkt einen kleinen Vorteil gegenüber meinen Kollegen, da ich selbst schon einmal an Krebs erkrankt bin. Damit kann ich mich gut in die Lage der Patienten versetzen und es tut auch mir gut, sich darüber austauschen zu können.“ Den Fachkräften sei wichtig, dass Patienten wissen, dass sie immer auf sie zugehen können.

Derzeit arbeiten sieben onkologische Pflegefachkräfte im Klinikum. Zwei sind noch in der Ausbildung. „Es hat sich in den vergangenen paar Jahren einiges getan. Das ist auch wichtig.“ Dennoch sei es nicht genug, meint Michaela Winhart.

Quelle: Straubinger Tagblatt vom 13,05.2023, Maximiliana Kerscher

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