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Hilfe für die Ärmsten der Armen

(02.01.2019)

Prof. Dr. Norbert Weigert arbeitete bei medizinischem Hilfsprojekt in Nepal

Er hat es schon lange im Sinn gehabt: Einen caritativen Auslandseinsatz als Arzt. Jetzt hat sich sein Wunsch erfüllt. Prof. Dr. Norbert Weigert, Chefarzt der I. Medizinischen Klinik am Klinikum St. Elisabeth, ist dauerhaft Mitglied des Nepal-Projekts der Gastroenterology Foundation e.V. geworden und hat seinen ersten zweiwöchigen Einsatz im Dhulikhel Hospital bei Kathmandu hinter sich. Anliegen der 14 in der Gruppe formierten renommierten Fachärzte aus ganz Deutschland und der Schweiz ist „die medizinische Versorgung der Ärmsten der Armen im Bereich der Gastroenterologie“.

Von Kiefer-Chirurgen und Augenärzten, die in Ländern der sogenannten Dritten Welt caritativ tätig sind, hört man immer wieder. Die Gastroenterologie klingt da in den Ohren medizinischer Laien außergewöhnlich. Dabei, sagt Prof. Norbert Weigert, seien speziell in Nepal Steine in den Gallenwegen eine typische Erkrankung und endoskopische Eingriffe oft lebensrettend. Das wiege umso schwerer, als über die Hälfte der 27 Millionen Einwohner Nepals in schwer zugänglichen Bergregionen lebten und obendrein der Großteil der Bevölkerung über keine Krankenversicherung verfügen. Das Pro-Kopf-Einkommen betrug 2016 statistisch weniger als zwei US-Dollar pro Tag. Jenen „Ärmsten der Armen“ Zugang zu den Vorteilen der Hochleistungsmedizin zu verschaffen, ist Herzensanliegen der Gastroenterology Foundation unter Vorsitz von Prof. Dr. Hans-Dieter Allescher vom Klinikum Garmisch-Partenkirchen. 80 Prozent der Patienten des Hospitals gehören zum weitgehend mittellosen Bevölkerungsanteil.

Urlaub genommen und Anreise auf eigene Kosten

Die Ärzte aus Europa verbringen ihren Urlaub auf eigene Kosten mit Arbeit am Patienten. „Man sieht hier ganz andere Krankheitsbilder als bei uns“, sagt Prof. Norbert Weigert. Darüber hinaus heißt die Philosophie „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Ärzte schaffen nicht nur regelmäßig medizinisches Gerät nach Nepal, sie unterweisen das einheimische Fachpersonal im Umgang damit, bilden es weiter und behalten die konstante Wartung der Geräte im Blick, damit die medizinische Infrastruktur ohne Ausfälle verfügbar ist. Daneben ermöglichen sie ihren nepalesischen Kollegen Hospitationen an deutschen Kliniken.  

Das Dhulikhel Hospital ist aufgrund des bereits zehn Jahre währenden Engagements der Ärztegruppe zum „konkurrenzlosen Referenzzentrum für invasive Endoskopie in Nepal“ geworden. „Enorm, was die Kollegen da aufgebaut haben.“ Der Einzugsbereich sind 2,5 Millionen Menschen, beschreibt Prof. Weigert die Verantwortung, die auf dem Krankenhaus lastet. Neben Lehrtätigkeit werden vom einheimischen Team vor Ort jährlich rund 4000 endoskopische Eingriffe durchgeführt. Allein das angereiste Team, das im Frühjahr und Herbst mit je bis zu fünf Ärzten präsent ist, hat 1300 endoskopischoperative Maßnahmen durchgeführt.

Patienten mit schwierigen Erkrankungen

Die Idee hat Prof. Norbert Weigert schon immer gefallen. Jetzt passte es einfach – und sein nächster Aufenthalt im November 2019 ist schon fest eingeplant. Er hat zwei Wochen lang Patienten mit schwierigen Erkrankungen versorgt und die einheimischen Kollegen – Ärzte wie Krankenschwestern – bei Workshops in modernster Methodik fortgebildet. Und im Reisegepäck hat er mit Unterstützung des Klinikums St. Elisabeth drei reparierte Endoskope mitgebracht.

Während seines Aufenthalts hatte er Gelegenheit, im Geländewagen zu einer der 19 angeschlossenen Krankenstationen mitzufahren. „Es war die nächstgelegene – wir waren dreieinhalb Stunden auf Schotterpisten unterwegs“, erzählt er. Dort halten Krankenschwestern oder -pfleger die Stellung, die in der Lage sind, einfache Untersuchungen durchzuführen, zum Beispiel Ultraschall oder Röntgen und den Befund per Internet an die Klinik zu übermitteln. „Das Internet funktioniert in Nepal besser als bei uns in Niederbayern“, sagt er schmunzelnd.

Folgen des Erdbebens von 2015 noch sichtbar

Im Gegensatz dazu sind noch heute die Folgen des verheerenden Erdbebens von 2015 präsent, erzählt er. Es hat ein verwüstetes Land hinterlassen, 10000 Tote und 500000 zerstörte Gebäude. „Man sieht noch immer eingestürzte und notdürftig abgestützte Häuser. Viele Brunnen sind unbrauchbar.“ Das 1996 gegründete Dhulikhel Krankenhaus sei jedoch stabil genug gebaut und habe deshalb nur wenig Schäden verzeichnet. Das 300-Betten- Haus habe sich jedoch unmittelbar nach dem Erdbeben seiner schwersten Bewährungsprobe gegenübergesehen. „Es war Feldlazarett für 6000 Versorgungen und 1000 aufwendige Operationen.“ Ein Spendenaufruf der Gastroenterology Foundation hat binnen vier Monaten 2015 rund 399000 Euro eingebracht, die für die Soforthilfe für die Verletzten und den Wiederaufbau der technischen Infrastruktur verwendet wurden.

Gesellschaftlicher Sprengstoff zu ahnen

Er habe höchsten Respekt vor den nepalesischen Kollegen – in jeder Hinsicht, sagt Prof. Weigert. Auch die Freundlichkeit, Gastlichkeit und Genügsamkeit der Menschen haben ihn beeindruckt. Die Anerkennung, den Respekt und die Dankbarkeit, die man in Nepal als Arzt oder Pflegekraft von den Patienten erfahre, findet er bemerkenswert. „Das spornt an.“ In seinen Augen ist es mehr als angemessen, wenn man sich hier einbringe, schließlich habe man in Deutschland eine tolle Ausbildung genossen und beruflichen Erfolg zu verzeichnen. „Da kann man doch etwas weitergeben.“

Die Kunstdenkmäler Nepals haben ihn beeindruckt, überhaupt die reiche Historie. „Diese Kultur gab es schon, als es bei uns noch dunkel war“, so formuliert er es. Heute präge die Gesellschaft der Kontrast zwischen Alt und Jung, zwischen Tradition und Moderne. Die jungen Leute seien verblüffenderweise noch sehr im Kastensystem verhaftet und viele suchten eine wirtschaftliche Exstenz als Hilfsarbeiter in den Emiraten. „Die jungen Leute sind dank Smartphone nah am Weltgeschehen. Sie wissen, was möglich ist und werden etwas davon für sich einfordern.“ Das berge gesellschaftlichen Sprengstoff. „Wie wird diese Gesellschaft in 20 Jahren aussehen?!“ fragt er sich.

Wenn man so nah am Mount Everest, überhaupt umgeben von 6000ern sei, „wird man als Mensch ganz klein“. Er ist froh, dass ihn seine Frau begleitet hat, in der er ein Gegenüber hat, all diese Eindrücke auszutauschen. Es wird noch dauern, ehe er die vielen Bilder sortiert hat, und gemeint sind nicht nur Fotos, sondern auch jene im Kopf.

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Wer die Gastroenterology Foundation e.V. unterstützen will, kann auf das Konto bei der Hypovereinsbank München spenden, IBAN DE09 7002 0270 4410 2196 33, BIC HYVE DEMM XXX.
Nähere Informationen unter www.gastro-foundation.

Quelle: Schneider-Stranninger,Monika, Straubinger Tagblatt, 24.12.2018


Unser Chefarzt der I. Medizinischen Klinik, Prof. Dr. Norbert Weigert, ist auch zwischen den Nepal-Aufenthalten organisatorisch für das Projekt der Gastroenterology Foundation tätig. Auf der Weihnachtsfeier hat er es seinen Mitarbeitern vorgestellt. Den in einer anschließenden Spendenaktion gesammelten Betrag hat er auf 1.000 Euro aufgerundet und an die Gastroenterology Foundation zweckgebunden für das Nepal-Projekt überwiesen. Die Unterstützung durch die eigenen Mitarbeiter hat ihn sehr gefreut.