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Gute Kommunikation kann Leben retten
„In der Pflege braucht es Menschen, die die Sprache gut können.“ Darin waren sich die Teilnehmer des Expertengesprächs am Klinikum einig, initiiert von Reinhard Böckl (hintere Reihe, 4.v.l.), dem Vorsitzenden des Landesausschusses Berufsbildung der Bayerischen Staatsregierung. Mit dabei waren unter anderem MdB Alois Rainer (vordere Reihe, 2.v.l.), MdL Josef Zellmeier (hintere Reihe, 3.v.l.), MdL Bernhard Seidenath (hintere Reihe, 4.v.r.) sowie Prof. Sabine Pfeiffer, Arbeitssoziologin von der Universität Erlangen-Nürnberg (vordere Reihe, 2.v.r.). Carina Schütz, Leiterin der Pflegefachschule am Klinikum (vordere Reihe, l.) stellte das Modellprojekt zur Sprachförderung in der Pflege vor.
Auch wenn man sich im Urlaub in einer fremden Sprache so halbwegs durchschlagen kann, könnte man sicher kaum erklären, weshalb das in der Medizin verwendete Kaliumchlorid blau eingefärbt wird. Wer jedoch in der Pflege arbeitet, muss das wissen und verstehen, denn Fehler können hier „im schlimmsten Fall tödlich sein“, sagt Carina Schütz, Leiterin der Pflegefachschule am Klinikum St. Elisabeth der Barmherzigen Brüder. Der Hintergrund: Die Schule bietet ab dem kommenden Frühjahr ein Modellprojekt für ausländische Auszubildende an, bei dem die fachspezifische und allgemeine Sprachförderung integriert ist.
Begleitung in den vulnerabelsten Momenten
Bei einem Expertengespräch am Klinikum mit Vertretern aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik, initiiert von Reinhard Böckl, Vorsitzender des Landesausschusses Berufsbildung der Bayerischen Staatsregierung, wurde das Projekt vorgestellt. „Wir schaffen es in der Pflege nicht mehr mit dem eigenen Nachwuchs. Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung“, sagte Böckl, zusammen mit MdL Josef Zellmeier (CSU) Initiator des Modellprojektes. Gerade aber im Bereich des Gesundheitswesens sei eine hohe Sprachkompetenz unerlässlich.
„Ärzte und Pflegekräfte begleiten uns in den vulnerabelsten Momenten des Lebens“, sagte Carina Schütz, „gerade da ist gute Kommunikation besonders wichtig.“ Die formale Anforderung von Sprachniveau B2 sei in der Pflegeausbildung definitiv zu wenig. Immer wieder scheiterten Bewerber an den mangelnden Deutschkenntnissen.
Das Modellprojekt sieht deshalb vor, die generalisierte Pflegeausbildung (Krankenpflege, Altenpflege, Kinderkrankenpflege) auf vier Jahre auszudehnen und dafür den Deutschunterricht mit 1050 Einheiten direkt in den Wochenplan zu integrieren. Wichtig sei außerdem, dass diese Sprachvermittlung von Pflegepädagogen erteilt werde, da die künftigen Pflegekräfte die Fachausdrücke beherrschen müssten.
Menschen aus 16 Nationen in Klinikumsausbildung
Derzeit würden an der Pflegefachschule am Klinikum Menschen aus 16 Nationen unterrichtet: 63 Schüler in der dreijährigen Ausbildung, weitere 21 in der einjährigen Qualifikation zum Pflegehelfer.
Neuralgischer Punkt: Die Finanzierung des Projektes ist bislang nur auf zwei Jahre gesichert. Es wird momentan getragen durch Mittel des Trägers, den Barmherzigen Brüdern, sowie der Bundesagentur für Arbeit. MdL Bernhard Seidenath (CSU), Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Pflege findet das Modell „spitze“ und stellte die Frage, ob man die Auszubildenden selbst in die Finanzierung einbeziehen könne. Er argumentierte, in der Pflege würden mittlerweile mit die höchsten Ausbildungsvergütungen gezahlt und die Bewerber hätten durch den zusätzlichen Sprachunterricht einen Mehrwert.
Pflegeschulleiterin Carina Schütz äußerte jedoch Bedenken, denn die Bewerberzahlen seien rückläufig, viele würden lieber die Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten, einem Beruf ohne Schichtdienst, machen.Die Fachschulen seien auf bestimmte Kursstärken angewiesen. Um die Dauerfinanzierung des Projektes zu sichern, signalisierten die Landespolitiker sowie MdB Alois Rainer (CSU) zu, sich auf allen Ebenen einzusetzen. Der Mensch bleibt in der Pflege unerlässlich – dieses Fazit zog auch die Arbeitssoziologin Prof. Sabine Pfeiffer von der Universität Erlangen-Nürnberg in einem Kurzreferat zum Thema Künstliche Intelligenz.Pflegeroboter kein Ersatz für Menschen
Der viel beschworene Pflegeroboter könne vielleicht einen dementen Menschen etwas aktivieren, „aber sicher nie einen Thrombosestrumpf anziehen“, sagte Pfeiffer. KI könne in der Medizin etwa bei der radiologischen Diagnostik unterstützend eingesetzt werden, aber nicht „bei Fragen, wo es um Leben und Tod geht. Deshalb brauchen wir Menschen, und zwar die, die die Sprache gut können.“ Hingegen könnte die Digitalisierung Pflege- und ärztliches Personal bei der Dokumentation entlasten, „dem großen Zeitfresser.“ - ber -
Berufsfachschule für Pflege und Krankenpflegehilfe
Ausildung Pflegefachkraft mit Sprachförderung