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Ewig junge Braut mit drei Buchstaben

(15.12.2017)

Großer Andrang am Tag der offenen Tür im Prostatakrebszentrum am Klinikum

Prostatakrebs ist heute sehr gut behandelbar. Über Fortschritte in der Diagnostik und Therapie informierte das Prostatakarzinom-Zentrum am Mittwochabend im Klinikum St. Elisabeth. Die rund 140 überwiegend männlichen Besucher nahmen die frohe Botschaft mit nach Hause, dass das Prostataspezifische Antigen (PSA) richtig eingesetzt ein hervorragender Tumormarker ist und viel Kummer von den Männern fernhalten kann. 

Das Prostatakarzinomzentrum, das zur Urologischen Klinik gehört, ist seit acht Jahren zertifiziert. Dies bedeutet, dass hier seit vielen Jahren eine überprüfbar hohe Qualität in der Diagnostik und Behandlung geleistet wird, betonte Zentrumskoordinator Privatdozent Dr. Matthias May. Spezialisten arbeiten fachübergreifend im Kampf gegen den Krebs zusammen, die niedergelassenen Fachärzte sind natürlich eng mit eingebunden. 

Beim Abtasten der Prostata über den Enddarm könne der Urologe nur Krebs in fortgeschrittenem Stadium entdecken. Dagegen liefere der bei einer Blutuntersuchung bestimmte PSA-Wert frühzeitig Hinweise auf Veränderungen der Prostata und damit auf behandlungswürdige Karzinome. Laut einer Studie habe das PSA-Screening die Prostatakrebs-Sterblichkeit um 30 Prozent herabgesetzt, betonte Dr. May weiter, für den PSA ganz klar eine „ewig junge Braut“ ist. 

Das durchschnittliche Alter der Prostatakrebs-Kranken liege in seiner Praxis in Landau an der Isar bei etwa 68 Jahren, sagte Urologe Dr. Andreas Brandtner. Seine Patienten würden in der wöchentlichen Tumorkonferenz des Prostatakrebszentrums am Klinikum vorgestellt; Experten entwickelten gemeinsamen ein maßgeschneiderter Behandlungsplan. Die Ergebnisse der Tumorkonferenz bespreche er mit seinen Patienten möglichst zeitnah. 

Die neuen Möglichkeiten, das Prostatakarzinom sichtbar zu machen, stellte Dr. Johannes Mörsler von der Radiologie am Klinikum vor. Durch die geeignete Bildgebung und die Kombination verschiedener Techniken - beispielsweise eine durch die multiparametrische Magnetresonanztomographie (MRT) gesteuerte Gewebeentnahme – werden auch relevante versteckte Tumore entdeckt. Die diagnostische Aussagekraft der modernen Medizin sei sehr hoch: „Wenn wir Radiologen nichts sehen, haben Sie zu 90 Prozent kein relevantes Karzinom.“ 

Über die größte chirurgische Innovation der vergangenen 20 Jahre - den OP-Roboter Da-Vinci-Si - sprach Chefarzt Dr. Christian Gilfrich, der das Verfahren seit 2008 am Klinikum anbietet. Die Operation des Prostatakrebses habe die Überlebensraten zehn Jahre danach auf über 90 Prozent steigen lassen. Vorteile des Da-Vinci-Systems seien, dass in der Regel bessere Ergebnisse bei Kontinenz und Potenz erzielt würden sowie niedrigere Komplikationsraten bestehen. 

Die Bedeutung der modernen Präzisionsstrahlentherapie und in welchen Fällen sie eine Alternative zur Operation des Prostatakrebses darstellt, erläuterte Privatdozent Dr. Christoph Schäfer vom MVZ. Urologie und Strahlentherapie seien Partner in der Therapieplanung. 

Hat der Prostatakrebs bereits gestreut, wird ein palliativer Therapieansatz mit Medikamenten verfolgt. Oberarzt Dr. Gabor Galli vom Klinikum sprach von einer „Revolution in der Onkologie“. Die Überlebenszeit von Patienten mit metastasiertem Karzinom habe sich in den vergangenen zehn Jahren auch dank neuer Medikamente verdoppelt.  

Nach den Vorträgen war Gelegenheit, sich beim urologischen Oberarzt Dr. Johann Lermer über die Besonderheiten zweier Verfahren - Laser und Abhobeln (Resektion) - bei gutartiger Prostatavergrößerung zu informieren. Der Ernährungsstand warb für abwechslungsreiche Kost, Normalgewicht und ausreichend Bewegung und bot leckere Kostproben an wie Kürbiskern-Cranberry-Mandel-Schnitten. Die Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe Deggendorf stellte ihren neuen Gruppenleiter Kurt Imhof als Nachfolger von Helmut Mader vor. -urs-