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Der Würde Raum gegeben

(14.11.2022)

Seit 400 Jahren kümmern sich die Barmherzigen Brüder in Bayern um kranke und schwache Menschen. Bei einem Festakt in Neuburg dankte auch der Ministerpräsident.

Nicht alle Tage wird man 400 Jahre alt. Und darum ließen sich die Barmherzigen Brüder zur Feier ihres 400-jährigen Bestehens in Bayern am Freitag im oberbayerischen Neuburg an der Donau einiges einfallen: Nicht nur gab es eigens angefertigte Gewänder mit Granatapfelmuster als Zeichen der göttlichen und menschlichen Liebe, sondern auch hoher Besuch aus München war geladen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zelebrierte den Gottesdienst und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dankte beim Festakt den Brüdern für ihre Liebe zu den Kranken und Schwachen und ihre Wertschätzung für den christlichen Glauben.

Auf den Tag genau 400 Jahre war es am Freitag her, dass Herzog Wolfgang Wilhelm in Neuburg mit einem Krankenhaus und einem Kloster die erste Niederlassung des Ordens in Bayern stiftete und damit den Grundstein für weitere Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen der Barmherzigen Brüder legte. Bayern könne dafür drei Kreuzzeichen machen, sagte BR-Moderatorin Anouschka Horn, die durch die Veranstaltung führte.

Söder: Assistierter Suizid ist ein Irrweg

Söder hob in seiner Rede das Bekenntnis der Brüder zum christlichen Glauben hervor. Der Glaube gebe so viel Stärke und es gehe nicht nur um Maschinen, Schläuche und Technologie in den Krankenhäusern, sondern auch darum, den Menschen Liebe zu geben – und vor allem Würde. Weiter sprach Söder sich gegen assistierten Suizid aus, den er als „Irrweg“ bezeichnete. Er halte es für falsch, ein Leben durch einen „willkürlichen, administrativen“ Termin zu beenden. Die Palliativarbeit stehe für eine „so wichtige Zeitetappe“ im Leben eines Sterbenden, „für sich, für die Familie“.

Söder dankte den Brüdern nicht nur als Ministerpräsident, sondern auch als Mensch und als Sohn, dessen Vater auf einer Palliativstation der Barmherzigen Brüder verstorben sei. Er sei immer noch tief bewegt und werde nie vergessen, wie eine Schwester dort die Hand seines Vaters gestreichelt habe – obwohl dieser schon im Koma lag: Es gehe darum, den Menschen in der Klinik Würde zu geben. So werde das Krankenhaus zu einem Lebehaus, sagte Söder.

Aus dem Alltag in einem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder berichtete Felix Rockmann, Chefarzt des Notfallzentrums der Barmherzigen Brüder in Regensburg. Er sei froh, in einem christlichen Krankenhaus zu arbeiten, wo nicht nur die Medizin entscheide: „Das Herz befehle“ war das Motto des Ordensgründers Johannes von Gott (1485-1550), das auch heute noch wegweisend für die Mitarbeiter ist. Dadurch seien auch auf einer Intensivstation Augenblicke der Menschlichkeit möglich, sagte Rockmanns Kollege Niklas Obermeier, Intensivpfleger bei den Barmherzigen Brüdern in Regensburg.

Vor dem Festakt feierte der Münchner Kardinal Reinhard Marx mit mehr als 300 Menschen einen Gottesdienst in der Neuburger Hofkirche. Er warnte vor einer gottvergessenen Gesellschaft und stellte die Freude des Helfens in den Mittelpunkt seines Gottesdienstes.

Quelle: Natascha Probst, Straubinger Tagblatt, 12.11.2022

Orden Barmherzige Brüder