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Das hilft bei Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz
Die Telefonaktion des Klinikums Straubing unter dem Titel „Langes Schweigen, langes Leiden – Harn-/Stuhlverlust, Senkungsbeschwerden – Sprechen Sie jetzt mit uns“ am Mittwoch traf auf große Resonanz. Zahlreiche Anrufer nutzten die Chance, den vier Experten des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums – Oberärztin für Urologie Dr. Julia Peter, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie Dr. Carsten Scholz und die Fachärzte für Viszeralchirurgie und Funktionsoberärzte Franziska Grumbeck und Bernd Noormann – ihre Fragen zu stellen. Die meisten Anrufer meldeten sich aufgrund einer Blasenschwäche (Harninkontinenz).
Hier eine Auswahl der Fragen:
"Ich bin eine 65 Jahre alte Rentnerin und verliere Urin beim Lachen und Niesen. Was kann ich tun?"
Dr. Julia Peter: Es gibt verschiedene Arten der Harninkontinenz. Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz. Betroffene verlieren Urin bei körperlicher Anstrengung oder, wie Sie, beim Lachen und Niesen. Diese Form der Inkontinenz kann durch ein intensives Beckenbodentraining oder die Einlage eines U-Bandes (TOT/TVT) behandelt werden. Dieses Band wird bei einem operativen Eingriff unter die Harnröhre eingesetzt. Es wirkt wie eine Hängematte und unterstützt die Harnröhre.
"Mein Frauenarzt hat bei mir einen Scheidenvorfall diagnostiziert. Welche Therapien gibt es?"
Dr. Carsten Scholz: Als erstes würde ich Ihnen konservative Therapiewege empfehlen wie eine lokale Östrogenisierung mit Salbe oder Zäpfchen, Beckenbodentraining gegebenenfalls mit Biofeedback-Unterstützung. Einige Frauen können ihre Beschwerden auch gut mit einer Ring- oder Pessarbehandlung lindern. Wenn die Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg zeigen, kommen operative Therapien wie die Re-Fixation der Scheide im Becken zur Anwendung. Der Zugang erfolgt entweder über die Scheide, im endoskopischen Verfahren (Schlüssellochchirurgie) oder über einen Bauchschnitt. Synthetische Netze werden bei Ersteingriffen nur in wenigen Einzelfällen verwendet.
"Manchmal ist mein Harndrang so stark, dass ich alles liegen und stehen lassen muss, um so schnell wie möglich die Toilette zu erreichen. Gibt es Hilfe?"
Dr. Carsten Scholz: Wenn ein zwingender Harndrang Probleme bereitet, spricht man von einer Dranginkontinenz. Anders als die Belastungsinkontinenz (Urinverlust zum Beispiel beim Husten) wird die Dranginkontinenz primär mit Medikamenten behandelt. Zusätzlich kann neben einer Östrogenisierung der Scheidenhaut auch immer ein Beckenbodentraining gegebenenfalls kombiniert mit Biofeedback als eine weitere Behandlungsoption genutzt werden.
"Ich leide an chronischem Durchfall mit Stuhlinkontinenz bei zusätzlicher Schließmuskelschwäche. Welche Behandlung empfehlen Sie?"
Franziska Grumbeck: Am wichtigsten ist die Therapie des Durchfalls beziehungsweise die konsequente Stuhlregulation, die beispielsweise mit pflanzlichen oder medikamentösen Mitteln erfolgen kann. Eine große Erleichterung im Alltag kann auch eine programmierte Darmentleerung darstellen.
"Seit circa drei Jahren wird mein Alltag durch ein ständiges Jucken am After sowie ein Stuhlschmieren beeinträchtigt. Teilweise merke ich auch Blut am Toilettenpapier. Kann das etwas Schlimmes sein?"
Bernd Noormann: Natürlich haben Sie recht und man sollte bei Blut im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier hellhörig sein und eine weitere Abklärung durchführen lassen. Allerdings steckt häufig hinter den von Ihnen beschriebenen Symptomen nichts Bösartiges, sondern zum Beispiel ein Ekzem (Entzündung) oder Hämorrhoiden, was häufig schon mit etwas konservativer Therapie gut zu behandeln ist. -urs-