Die Polizeimeldung über den Unfall des achtjährigen Mädchens, das Mitte Juli mit einem Arm und einem Bein unter einen Linienbus geraten ist, bewegte viele. Peter Pfeilschifter, OP-Fachkrankenpfleger im Klinikum Straubing, sah das Kind kurz nach dem Unfall, um es mit seinen Kollegen auf die Operation vorzubereiten. „Das Ausmaß der Verletzungen hat mir im Herzen wehgetan.“ Als er seiner neunjährigen Tochter Mia von dem schlimmen Unfall erzählte, hatte sie eine Idee: „Ich will dem Mädchen eine Freude machen.“

Ein schwer verletztes Kind ist etwas ganz anderes

Am frühen Nachmittag erhielt das Klinikum die Meldung von dem Unfall. „Als das Mädchen in den OP gebracht wurde, warteten wir bereits an der Schleuse“, erinnert sich Pfeilschifter. Es war ziemlich bedrückend für alle. Trotz Schmerzmitteln weinte die achtjährige Magdalena. „Wir sprachen mit ihr und versuchten, sie zu beruhigen.“ Nach 25 Jahren im Klinikum Straubing habe er schon viele schlimme Verletzungen bei Erwachsenen gesehen. „Doch bei einem Kind ist es eine andere Nummer.“

„Ich möchte dir eine Freude machen“

„Zu Hause umarmte ich meine Tochter und sagte, dass sie im Straßenverkehr immer aufpassen soll“, berichtet der Fachkrankenpfleger. Mia war berührt und wollte das Mädchen trösten. Kurzentschlossen sammelte sie Süßigkeiten, Bücher und ein neues Kuscheltier und schrieb einen Brief an das unbekannte Mädchen. „Ich möchte dir eine Freude machen, weil du mir so leidtust. Deshalb habe ich ein paar Sachen zusammengesucht und hoffe, dass du dich darüber freust.“ Die ganze Familie beteiligte sich und organisierte Gutscheine für Eis, Spielzeug, Bücher und den Tierpark. Die Gutscheine gab es umsonst, als Familie Pfeilschifter von dem tragischen Unfall erzählte.

Familie freut sich über jeden Besuch

„Magdalena und ihre Eltern freuten sich sehr über die Geschenke. Sichtlich gerührt bedankten sie sich. Vor allem bei Mia.“ Seitdem schaut Pfeilschifter täglich bei Magdalena auf Station vorbei. „Die Familie ist froh um jeden Besuch.“ Magdalena musste inzwischen ein zweites Mal operiert werden. In der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie unter der Leitung von Chefarzt PD Dr. Stefan Grote am Klinikum Straubing erhält das Mädchen die bestmögliche ärztliche und pflegerische Behandlung, ist der OP-Fachkrankenpfleger überzeugt. Physiotherapie und Rehabilitation werden sich an den Krankenhaus-Aufenthalt anschließen. „Die Heilung wird dauern. Doch ich bin guter Dinge, dass alles wieder gut wird.“

Entscheidung, zu helfen, kam aus dem Herzen

„Meine Frau und ich werden versuchen, der Familie auch weiterhin zusätzliche Hilfe anzubieten. Zu einer Genesung gehören nach einer so schweren Verletzung viele Faktoren – auch zwischenmenschliche Dinge. Wir wollen Teil davon sein. Nach dem Motto des heiligen Johannes von Gott, Ordensgründer der Barmherzigen Brüder: Das Herz befehle.“ Für Pfeilschifter war es eine spontane Entscheidung aus dem Herzen, der Familie zu helfen.

Magdalena und Mia schmieden Pläne

Magdalena kommt aus dem Osten von Serbien und lebt erst seit zwei Monaten in Deutschland. Ein paar Worte Deutsch hat Magdalena schon gelernt. Am Wochenende besuchte Mia mit ihrem Papa das Mädchen zum ersten Mal im Krankenhaus. Die beiden Kinder malten zusammen und freundeten sich an. Sie schmiedeten Pläne, was sie in Zukunft alles zusammen machen wollen: baden gehen, Eis schlecken, spielen, und wenn sie groß sind, wollen sie bei Peter Pfeilschifter im Klinikum arbeiten. -urs

Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie