Medien

Bescheid wissen über Krebs

(09.06.2022)

Die interessantesten Fragen aus den Chefarzt-Infostunden des Onkologischen Zentrums am Klinikum Straubing

Nach der Corona-Pause verlief der Neustart der Infostunden des Onkologischen Zentrums  am Klinikum Straubing sehr vielversprechend. Vier Chefärzte und die Ernährungsberater beantworteten in persönlichem Rahmen die Fragen der Teilnehmer zu Prostatakrebs, Darmkrebs, Brustkrebs und zur richtigen Ernährung bei Krebs. Dass sich die Experten so viel Zeit nahmen, kam bei den Besuchern sehr gut an.

Bei mir wurde Prostatakrebs in frühem Stadium diagnostiziert. Würden Sie eine Operation oder eine Bestrahlung empfehlen?

Dr. Christian Gilfrich: Es ist sicher nicht ganz leicht, hier eine Entscheidung zu treffen. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile, mit beiden ist es in frühen Stadien möglich, den Krebs zu heilen. Auch die möglichen Komplikationen, die erfreulicherweise selten auftreten, unterscheiden sich. Der Vorteil einer Bestrahlung liegt darin, dass nicht unmittelbar Nebenwirkungen eintreten. Allerdings können diese auch noch später auftreten, da sich das Gewebe auch nach der Strahlentherapie noch verändert. Der Vorzug einer OP ist, dass der Tumor meist vollständig entfernt werden kann. Bei frühen Befunden kann man auch sehr schonend operieren und es besteht ein sehr geringeres Risiko für Komplikationen.

Ich habe Angst, nach der Entfernung der Prostata inkontinent zu werden.

Dr. Christian Gilfrich: Kurz nach der Operation können Probleme beim Urinhalten auftreten, die sich meist kurzfristig mit entsprechenden Übungen wieder zurückbilden. Mit der modernen Da-Vinci-Operationstechnik, die wir schon seit Jahren anbieten, können wir in den meisten Fällen die Kontinenz unserer Patienten erhalten. Wenn in seltenen Fällen sich aber auch nach einem Jahr noch keine Besserung zeigt, kann eine Operation zur Korrektur der Inkontinenz durchgeführt werden.

Meine Enddarmkrebs-Operation ist gut verlaufen. Vorher bekam ich eine Bestrahlung und eine Chemotherapie. Auch nach der Reha habe ich manchmal viele Schmerzen und glaube, dass sie von Verbrennungen bei der Bestrahlung kommen. War die Bestrahlung vor der OP richtig?

Prof. Dr. Norbert Weigert: Es ist gut zu hören, dass die Operation gut verlaufen ist. Ja, die Bestrahlung in Kombination mit einer medikamentösen Tumortherapie vor der Operation war richtig. Ab einem gewissen Tumorstadium ist belegt, dass eine entsprechende Vorbehandlung zusammen mit einer Operation die Heilungschancen deutlich verbessert. Manchmal ist diese Vorbehandlung auch wichtig, um den Tumor zu verkleinern, damit eine sicherere Operation möglich ist. Es besteht sogar die Chance, dass der Tumor komplett verschwindet und unter Umständen eine Operation dann gar nicht mehr nötig ist.

Bei der Operation war es notwendig, vorübergehend einen künstlichen Darmausgang anzulegen. Dieser konnte gottseidank im Rahmen einer kleinen Operation entfernt werden. Nun habe ich häufiger Stuhlgänge. Normalisiert sich das wieder?

Prof. Dr. Robert Obermaier: Nach einer operativen Entfernung des Mastdarmes stellen sich sehr oft Veränderungen im Körper ein. Der Mastdarm ist unter anderem für die Formung des Stuhlganges, die Speicherung und auch die Steuerung der Kontinenz mit verantwortlich und diese Funktionen können von den dann dort neu angeschlossenen Darmanteilen übernommen werden. Aber natürlich kann es sein, dass hier mehr oder weniger ausgeprägte Funktionsstörungen bleiben. Eine Alternative wäre hier dann ein dauerhafter künstlicher Ausgang. Aber man hat hier heutzutage natürlich Möglichkeiten, zum Beispiel mit Medikamenten, Beckenbodenübungen oder anderen Maßnahmen, die Funktion zu verbessern und meistens ein fast normales Leben zu führen. Dazu ist aber eine Beratung durch Spezialisten wie bei uns am Darmkrebszentrum erforderlich.

Ich hatte Brustkrebs mit Amputationen und Implantaten. Das ist nun fünf Jahre her. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Brustkrebs wieder auftritt?

Dr. Carsten Scholz: Je länger kein neuer Krebs auftritt, desto besser. Leider kann es aber auch noch nach fünf Jahren zu einem Rezidiv kommen, wenngleich das Risiko dafür immer geringer wird. Tritt ein Tumor wieder auf, ist es wichtig festzustellen, ob es sich um den alten oder womöglich um einen neuen Tumor handelt. Dazu muss in jedem Fall wieder eine Probe zur Gewebeuntersuchung entnommen werden.

Über ein Jahr nach der Operation ist meine Brust immer noch geschwollen. Ich habe Beschwerden und kann den Arm nicht mehr so bewegen wie vorher.

Dr. Carsten Scholz: Durch die Operation und anschließende Strahlentherapie schwillt die Brust vorübergehend an und das Brustgewebe wird fester. Einige Monate nach Abschluss der Behandlungen wird die Brust aber wieder weich. Narbige Bindegewebsstrukturen können allerdings weiter tastbar bleiben. Bei den Armbeschwerden kann eine Physiotherapie helfen. Für eine gute Armbeweglichkeit sollte sofort am Tag nach der Operation mit regelmäßigen Bewegungsübungen des Armes begonnen werden. Manche Patienten meinen, sie könnten durch diese Übungen einen Schaden an der Brust bewirken. Das ist nicht der Fall. Das Schultergelenk besteht aber im Gegensatz zu den meisten anderen Gelenken im Körper aus viel mehr Muskeln und Sehnen. Sind diese erstmal verkürzt, ist es sehr schwierig, den ursprünglichen Bewegungsumfang wieder herzustellen.

Warum habe ich trotz gesunder Ernährung Krebs bekommen?

Claudia Schmelmer: Es gibt verschiedene Risikofaktoren für bestimmte Krebsarten: 60 bis 70 Prozent sind umweltbedingt und haben beispielsweise Schadstoffe, UV-Licht oder Rauchen als Ursache. Nur bei etwa 30 Prozent der Tumorarten ist es die Ernährung. Zudem spielen auch noch andere Faktoren wie die Erbanlagen eine Rolle.

Wie soll ich mich ernähren, um den Heilungsprozess meiner Krebserkrankung zu unterstützen?

Claudia Schmelmer: Sie sollten auf ausreichend Energie und Nährstoffe achten. Ziel guter Ernährung ist es, Gewichtsverlust und Mangelernährung vorzubeugen, Beschwerden zu lindern, Lebensqualität zu verbessern und die Wirkung der Therapie positiv zu beeinflussen. Welche Ernährung optimal ist, hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Geschulte Diätassistenten und Ökotrophologen können qualifiziert beraten. Trotz allem sollte Essen etwas Schönes bleiben. Krebsdiäten, die Stress verursachen, wie man sie im Internet findet, sind mit Vorsicht zu betrachten. Man kann den Tumor nicht aushungern, er sucht sich dann einen anderen Weg, um weiter wachsen zu können. -urs-