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Belletristik zur Begrüßung

(31.05.2021)

Ergebnisse der weltweit ersten und einzigartigen Querschnittstudie über Urologinnen und Urologen mit Migrationshintergrund in deutschen Kliniken

In deutschen Krankenhäusern kann derzeit ein Teil des Ärztemangels nur durch die Einstellung ausländischer Ärztinnen und Ärzte kompensiert werden. Ihre Zahl hat sich von 16.818 im Jahr 2007 auf 52.361 im Jahr 2019 erhöht. Auch die urologischen Kliniken profitieren von der in den letzten Jahren zunehmenden Einwanderung. Eine gelungene Integration der ausländischen Kolleginnen und Kollegen weist stets eine fachliche, eine soziale und eine sprachliche Komponente auf; Unzufriedenheit im privaten und beruflichen Umfeld sowie Burnout stehen einer gelungenen Integration entgegen.

Online-Umfrage

Unsere Surveystudie „Einschätzung ihres urologischen Arbeitsumfeldes durch ausländische Klinikärzte*innen in Deutschland“ (EUTAKD) wurde 2020 an urologischen Kliniken mit Ärztinnen und Ärzten durchgeführt, die in einem anderen Land geboren sind und nicht die-deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Zwischen August und Oktober 2020 gab es hierzu eine Online-Umfrage. Vergleichbare Studien zu den zugrundeliegenden Fragestellungen sind gegenwärtig (auch fachübergreifend) nicht verfügbar. Für die urologischen Kliniken in Deutschland ist es natürlich nicht wünschenswert, wenn Kolleginnen und Kollegen beabsichtigen, das urologische Fachgebiet oder Deutschland (wieder) zu verlassen. Welche Kriterien sind es, die auf ein mögliches Ausscheiden aus Urologie und/oder deutschem Gesundheitswesen hinweisen? Insgesamt konnten 96 Fragebögen ausgewertet werden, wobei die drei häufigsten Geburtsländer der Teilnehmenden Syrien (34,4 Prozent), Irak (4,2 Prozent) und Russland (4,2 Prozent) sind. 21 Prozent der Studienteilnehmer sind zumindest unsicher, ob sie weiter in der Urologie arbeiten möchten und 35,8 Prozent der Studienteilnehmer sind zumindest unsicher, ob sie ihre ärztliche Tätigkeit in Deutschland fortsetzen möchten. Aus diesen beiden Items wurden die Gruppe A (möchte nicht die Urologie und auch nicht Deutschland verlassen; 50,6 Prozent) und die Gruppe B (möchte die Urologie und/oder Deutschland verlassen; 49,4 Prozent) gebildet.

Besonders wichtig: Verhältnis zu Vorgesetzten und die fachliche Entwicklungsmöglichkeit

Von den insgesamt 39 Zufriedenheits-Fragen unterschieden sich vor allem drei Items signifikant zwischen den beiden Gruppen – auf einer Skala von 1= äußert unzufrieden bis 5= äußerst zufrieden:

(1) Verhältnis zu den Vorgesetzten (mittlere Zufriedenheit: 4,10 in Gruppe A versus 3,52 in Gruppe B)

(2) Eigene Karrieremöglichkeiten in der Klinik (4,07 versus 3,16)

(3) Angebotene Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der chirurgischen Fähigkeiten (3,13 versus 2,45)

Das Verhältnis zu den Vorgesetzten, die in der Klinik angebotenen Karrieremöglichkeiten und die Möglichkeiten zur Verbesserung der chirurgischen Fähigkeiten sind Kriterien, für deren Optimierung insbesondere die jeweiligen Klinikleitungen verantwortlich sind.

In einer weiteren Analyse der EUTAKD-Studie konnte übrigens nachgewiesen werden, dass Urologen mit Migrationshintergrund, die regelmäßig Belletristik lesen, ein um 83 Prozent geringeres Risiko für ein schweres Burnout aufwiesen. Das darf durchaus als Hinweis auf ein geeignetes Begrüßungsgeschenk verstanden werden.

Prof. Dr. Matthias May, Mohammad Shaar
Klinik für Urologie, Klinikum St. Elisabeth Straubing

(Aus der EUTAKD-Studie werden insgesamt 6 thematisch abgrenzbare in PubMed-gelistete Publikationen entstehen.)