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Bairisch für „Zuagroste“ in der Pflege

(17.07.2021)

Klinikum Straubing organisiert Kurs mit Vogelmayer - Beitrag zur Integration

„Wos soi I song?“ Dialekt und Bayern – das gehört zusammen. So ist es nicht überraschend, dass gerade für Pflegefachkräfte aus dem Ausland, unser Dialekt die größte Herausforderung ist. 

Fühlen sie sich in ihren Heimatländern wie zum Beispiel den Philippinen, Mexiko, Bosnien, Indien oder Serbien mit den vorbereitenden Sprachkursen gut gerüstet, so lernen sie schnell: Deutsch ist nicht gleich deutsch.

Dieser Umstand erschwert den gut fachlich ausgebildeten Pflegekräften den Schritt zur Anerkennung in Deutschland. Kurz gesagt, die Sprache entscheidet. Den drei Fachkräften für Integration im Klinikum Straubing wurde dieses Problem schnell bewusst. So haben sie sich kurzerhand an den Kabarettisten, Autoren und Mundartkünstler Thomas Mayer, bekannt als der Vogelmayer, gewandt.

Im Juli wurden nun die angehenden Fachkräfte in die Geheimnisse unseres Dialekts eingeweiht. Neben der Sprache wurden die Fachkräfte mit unseren Traditionen und unserer Kultur vertraut gemacht. Der Bairisch-Kurs kann dazu beitragen, dass die Pflegekräfte in Anerkennung in Bayern richtig ankommen. Dies ist ein guter Start in eine Gemeinschaft, in der sich alle verstehen und vom Selben sprechen.

Stimmen der Teilnehmer: „Etz sads ihr dro“

Die Resonanz auf den Kurs war unter den Teilnehmern positiv. Nemanja aus Serbien fand ihn „sehr interessant“. Das Bairische sei jedoch schwierig zu verstehen. Mann heiße „Mo“ und „etza“ bedeute jetzt. In der täglichen Arbeit sei das nicht einfach, doch von Tag zu Tag könne er mehr verstehen. Er sei nun zwei Monate in Straubing und gewöhne sich langsam an das Bairische. Doch eine Ähnlichkeit mit der deutschen Sprache erkenne er kaum.

Ruchelle von den Philippinen arbeitet seit Dezember im Klinikum Straubing und nennt den Bairisch-Kurs ebenfalls „sehr interessant“. Sie sei sehr neugierig auf das Bairische. Doch die Aussprache sei sehr schwierig. Trotzdem halte sie es für wichtig, den Dialekt ein bisschen zu lernen und mehr als „passt scho“ zu verstehen. Unter der manchmal rauen Schale der Bayern verbergen sich meist freundliche Menschen. Das habe sie heute aus dem Kurs mitgenommen.

„Heimat ist kein Ort, Heimat is a Gfui“

Jincy aus Indien arbeitet seit einem Jahr im Klinikum Straubing und findet es auch sehr schwierig, das Bairische zu verstehen. Besonders mit älteren, bairisch sprechenden Patienten sei die Verständigung oftmals nicht einfach. „So schee“ – diesen Ausdruck habe sie schon oft auf Station gehört. Heute habe sie die Grußformel „Griaß di“ gelernt.

Tirsa aus Mexiko hat der Bairisch-Kurs gut gefallen. Sie habe gelernt, wie alt der bairische Dialekt ist und dass es normal ist, wenn die Bayern zurückhaltend sind. Das sei ihre Mentalität und dürfe nicht persönlich genommen werden. Sie wisse, was nach oben und nach unten heißt: „affa“ und „owa“. Aus dem Kurs hat sie sich ein Zitat gemerkt: „Heimat ist kein Ort, Heimat is a Gfui“.

„Mia duad da Hax weh“

Milka Hauslbauer, eine von drei Fachkräften für Integration am Klinikum, lebt seit 28 Jahren in Niederbayern. Die Kroatin stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien. Ihr falle es inzwischen gar nicht mehr auf, ob jemand hochdeutsch oder bairisch mit ihr spreche. Den Bairisch-Kurs fand Milka Hauslbauer „sehr schön“. Er habe den neuen Pflegekräften aus dem Ausland auf lustige Art vermittelt, dass sie ihr Eindruck, die falsche Sprache gelernt zu haben, nicht ganz täusche.

Thomas Mayer hält Bairisch-Kurse in der Regel bei der Vhs oder in Gymnasien, sagte er. In einem Krankenhaus sei er zum ersten Mal. Er habe die Inhalte gestrafft und auf den Umgang mit bairisch sprechenden Patienten angepasst. „Mia duad da Hax weh.“ Es gebe Patienten, die könnten ihre Beschwerden vielleicht nicht anders als in ihrem Dialekt ausdrücken. Auch brauche der 70-Jährige aus Zwiesel vielleicht ein bisschen, bis er auftaue.

Es sei ihm auch darum gegangen, den Pflegefachkräften dabei zu helfen, ein „leck mi am Arsch, wo ist mei Bruin?“ richtig einzuordnen. Die Teilnehmer sollten das Bairische und die bairische Mentalität besser verstehen. Im Zweifelsfall könne man den Patienten bitten, sein Anliegen zu wiederholen und langsam und deutlich zu sprechen. Nicht jedes bairische Wort, das man verstehe, eigne sich auch dazu, aktiv verwendet zu werden, bezog sich Vogelmayer auf manchmal deftige Ausdrücke. -urs-