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Ausweis-Finder rettet Straubinger Arzt

(07.02.2023)

Dr. Ahmed Shbeeb verlor seinen Reisepass – ein Missgeschick, das für seine berufliche

Existenz verheerend gewesen wäre. Dank eines anonymen Finders kann er aufatmen.

 

Dr. Ahmed Shbeeb verlor seinen Reisepass – genau, als er für die Verlängerung seiner Arbeitserlaubnis zum Amt musste. Fast hätte er auch die Hoffnung verloren. Doch ein anonymer Finder erlöste den syrischen Arzt aus der brisanten Lage. Jetzt möchte er „Danke“ sagen.

An einem kleinen Stück Papier hängt die ganze berufliche Existenz von Dr. Ahmed Shbeeb. Seinem Reisepass. Und plötzlich war der weg. Ausgerechnet einen Tag vor einem wichtigen Termin am Ausländeramt, bei dem die dringend nötige Verlängerung der Arbeitserlaubnis angestanden wäre. Und die braucht der Syrer, damit er am Straubinger Klinikum weiter als Assistenzarzt Patienten behandeln darf. Für den Mediziner und seine Kollegen eine Katastrophe.

Weg zu neuem Pass fast aussichtslos

Dr. Shbeeb war Anfang Januar auf dem Weg zu Post, als er das Dokument verlor: „Ich hatte den Pass überhaupt nur mitgenommen, weil ich mich dort identifizieren musste. Ich habe solche Angst bekommen.“ Zehn Mal sei er die Strecke abgegangen, um das Dokument zu suchen. Nichts. Was für jeden deutschen Bürger nur eine Lappalie wäre, hätte für den syrischen Arzt fatale Konsequenzen: Ohne Reisepass keine Arbeitserlaubnis, ohne Arbeitserlaubnis drohe im schlimmsten Fall sogar die Abschiebung, sagt Giulia Castellarin-Gamarra von der Integrationsabteilung der Klinik: „Alles, was er sich hier so fleißig und mühevoll aufgebaut hat, wäre ohne Pass für die Katz’ gewesen.“

Ein Ersatzdokument für den Reisepass gibt es nicht. Es wäre nur die Fahrt zur syrischen Botschaft nach Berlin geblieben. Und dort hätte Dr. Shbeeb lange warten können: „Im Januar wäre gar kein Termin mehr frei gewesen. Das kann Monate dauern. Und dann kommen noch mehrere Monate hinzu, bis der Pass fertig ist.“ Zeit, die der Straubinger Assistenzarzt in dieser Situation nicht hat. Die Frist für die Verlängerung der Arbeitserlaubnis läuft unaufhaltsam. Auch eine Fahrt zur Botschaft seines Heimatlandes nach Prag, wo alles etwas schneller ginge, war ausgeschlossen. Wie hätte er als Syrer ohne Pass die tschechische Grenze passieren sollen? „Ich hatte die Hoffnung fast schon verloren“, erzählt Dr. Shbeeb. Doch dann: Eine Woche nach dem Verlust gab ein anonymer Finder den Reisepass in einem Kuvert im Straubinger Fundbüro ab.

Mit dem war zuvor Giulia Castellarin-Gamarra schon in Kontakt. Die Integrationsberaterin unterstützt alle ausländischen Mitarbeiter etwa bei Behördengängen. Natürlich auch den passlosen Assistenzarzt. Und dessen Chef ist noch dazu Castellarin-Gamarras Ehemann Dr. Jorge Fernando Gamarra, Lungenfacharzt des Klinikums. „Immer wieder hat seine Sekretärin im Fundbüro angerufen. Und vor einer Woche heißt es plötzlich: ,Gerade im Moment hat jemand den Reisepass hereingebracht’.“ Sofort fuhr Giulia Castellarin-Gamarra los, um das existenzsichernde Dokument abzuholen, da Dr. Shbeeb selbst gerade mitten in einer Behandlung mit einem Patienten war.

Grenzenlose Dankbarkeit für anonymen Finder

Der junge Arzt kann sein Glück nicht fassen: „Worte reichen nicht für meine Dankbarkeit. Ich möchte dem anonymen Finder einfach nur aus tiefstem Herzen danken“, sagt Dr. Ahmed Shbeeb. Nie hätte er gedacht, dass er den Reisepass nach nur einer Woche wieder in Händen hält. Bedanken möchte er sich auch bei der Polizei, beim Ausländeramt und vor allem bei seinen Kollegen am Klinikum, die ihn alle so tatkräftig unterstützt haben. Jetzt steht einer Verlängerung seiner Arbeitserlaubnis nichts mehr im Weg. Eine Konsequenz hat der Mediziner dennoch gezogen: Der Pass bleibe ab jetzt immer zuhause. „Ich nehme ihn nur noch zu Behörden mit.“

Von Daniel Haslsteiner

Sektion Pneumologie