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Alle positiv, weil „das Baby“ läuft

(02.12.2021)

Grüne und lila Kämpfer gegen Covid impfen, weil sie ihr Leben zurückwollen und für die Kollegen

Alle sind positiv drauf, damit alle anderen negativ bleiben können. Das 18-köpfige Team des Klinikums St. Elisabeth ist in der Booster-Impfstation im Foyer der Fraunhoferhalle auf Zack. Die Grundstimmung im Kampf gegen explodierende Covid-Zahlen lautet: Anpacken, und zwar gern auch mit guter Stimmung. „Mein Baby, das muss laufen“, erklärt Dr. Julia Hempel. Das kann man bei der Leiterin des Impfzentrums auch wörtlich nehmen. Ihre blauen Laufturnschuhe sind heute wieder gefragt, beim Flitzen zwischen Team Grün und den Mitarbeitern in Pink oder Lila zum Organisieren oder Mithelfen. 650 Anmeldungen gibt es heute und es dürfen gern mehr sein, dann greift sie zu ihrem Schild. Die Arbeit der Klinikumsmitarbeiter wird geschätzt. Sehr sogar. Von den Rückmeldungen ist man überwältigt. Die reichen von einem erleichterten Dankeschön für die Auffrischungsimpfung, über Schokoladengeschenke, „herzzerreißenden Briefen“, selbstgebastelten kleinen Geschenken bis hin zu einem Schein in der Kaffeekasse. Dazu kommen auf allen möglichen digitalen Wegen und Social Mediaplattformen viel Lob für den schnellen Ablauf der Booster-Impfung: „Top organisiert!“

Reibungsloser Ablauf mit viel Dank der Impfwilligen

Die Security, die schon im Impfzentrum in der Messehalle sehr freundlich war, hat sich ihr Entgegenkommen bewahrt. Team Schwarz hat den Servicegedanken ebenfalls verinnerlicht und klärt effizient bei der schnellen Registrierung am Eingang über den Ablauf auf. Mit seiner Nummer (auch mit QR-Code am Handy verfolgbar) sieht man auf einem großen Bildschirm, wann welche Anmeldung für einen bereitsteht. Dort, unter den Schildern „Garderobe“, übernehmen die Grünen. Sonja Ottl ist eine davon und „von Anfang an dabei“. Normalerweise steht ihr Computer im Vorzimmer von Prof. Dr. Robert Obermaier. Jetzt gleicht sie Personaldaten ab, fragt nach dem Gesundheitsbefinden und ob ein Arztgespräch gewünscht wird. Passt alles, dann schickt sie den Impfling gleich weiter. Der nächste Bildschirm zeigt ihm, in welchem Pavillon ihn das Lila- Team empfängt. Dort erwartet einen zum Beispiel Ferdinand Landgraf, heute der einzige Mann der Klinikumsmannschaft. Sonst sorgt er als Pflegebereichsleiter dafür, dass der Kontakt zwischen Stationen und Klinikumsleitung stimmt. Jetzt freut er sich, dass die Leute froh und dankbar sind, wenn er die Boosterspritze gibt.

Mit Datenscannen dauert das nur drei bis fünf Minuten. Im Durchschnitt dauert eine Boosterimpfung in der Stadthalle, wenn man auf ein Aufklärungsgespräch beim Arzt verzichtet, 25 Minuten. Da ist alles dabei: Registrierung, Anmeldung, Impfen und 15 Minuten Nachversorgung. Am heutigen Samstag wird man insgesamt über 6000 Auffrischungsimpfung zählen können, pro Tag schafft man derzeit im Schnitt 750 bis 800 Bürger zu impfen, zwei Drittel davon stammen aus dem Landkreis. „Jede Impfung zählt!“ Nicht optimal aber oft machbar sind Boosterimpfungen ohne Anmeldung. Die geht gerade online sehr leicht und erleichtert die Arbeit der Klinikmitarbeiter. Man bemüht sich, spontane Besucher aufzunehmen. Wenn die Schlange vor der Stadthalle zu groß wird, muss Julia Hempel „das Schild“ aufstellen. „Aktuell leider nur mit Termin“ steht darauf zu lesen, die mit einem Termin haben natürlich immer Vorrang. Tipp für eilige Kurzentschlossene, samstags und sonntags steht erfahrungsgemäß das Schild selten vor der Tür der Stadthalle.

Eine Corona-Auffrischungsimpfung (die man zum Beispiel auch von Tetanus oder anderen Impfungen kennt) ist sinnvoll. Daher sind auch alle im Foyer der Stadthalle motiviert bei der Sache, erklärt Dr. Hannes Häuser, Ärztlicher Direktor und Pandemiebeauftragter des Klinikums. Abstandhalten, Maske tragen oder Lockdown light sind sinnvoll, aber Impfen (und die Auffrischung) sei das einzige Mittel um die Pandemie langfristig in den Griff zu bekommen. Die Arbeit von Ärzten und Medizinischen Fachangestellten in der Impfstation ist so eingeteilt, dass kein Patient, der auf einer Covid- oder einer anderen Station liegt, deswegen Nachteile hat. Das Klinikum St. Elisabeth muss derzeit sogar eine weitere Covid- Abteilung für die kommende Woche planen. Damit man in absehbarer Zeit das Personal auf den Intensiv- und Covid-Stationen entlasten kann. Auch das ist eine starke Motivation. Die Kollegen im Haus sind denen in der Stadthalle dafür sehr dankbar. Jeder wird diesen Winter mit Corona in Kontakt kommen, betont Dr. Häuser, Zahlen und Experten sind sich da sicher. 

Anruf: Klinikum, übernehmen Sie

Montagmittag (15.11.) fiel die Entscheidung im Klinikum St. Elisabeth, eine Booster-Station zu besetzen. Mittwochvormittag (17.11.) konnte man starten. „Das konnte nur mit unserem Wir-Gefühl klappen“, betont Dr. Hannes Häuser, Ärztlicher Direktor und Pandemiebeauftragter des Klinikums St. Elisabeth. Er freut sich über „viel positives Feedback der Mitarbeiter“. Teilweise länger, manchmal für einen Tag in der Woche, sind Mitarbeiter des Klinikums in der Stadthalle – viele haben sich freiwillig gemeldet. Daniel Albus koordiniert das mit Abteilungen, Schichtplänen und anderen Eventualitäten. Zur guten Stimmung in der Stadthalle trägt auch bei, dass die kleinen Dinge nicht vergessen werden. Das Team hat am Vortag abgestimmt, welche Butterbrezen am besten schmecken. Da gibt es Applaus, als die entsprechende Bäckertüte in die Höhe gehoben wird. Mittagsverpflegung für das Team ist auch organisiert und natürlich für den Stoff, der jeden Arbeitsplatz schmiert: Die Kaffeemaschine lief schon, als die Mitarbeiter eintrafen.

Und die ziehen an einem Strang:

Die kleinen Heftpflaster, die man nach der Spritze auf die Einstichstelle bekommt, gingen aus, für den nächsten Tag hätten sie nicht mehr gereicht. Julia Hempel wollte gerade nachbestellen, da trug schon eine Mitarbeiterin grüßend eine Kiste davon vorbei: „Ich bin noch schnell über das Zentrallager gefahren, die gingen uns doch schon aus.“ Das anpackende Mitdenken rührte die Leiterin des Impfzentrums, die stolz auf ihr „tolles Team“ ist. Großes Lob gibt es von Julia Hempel auch für das Team Rot der Stadt, für die das Klinikum St. Elisabeth die Booster-Impfstation besetzt. Das Amt 44 mit seinen Feuerwehrmitarbeitern hat die Infrastruktur geschaffen und organisiert oder ordert nach, wenn etwas fehlt. Bessere Entsorgungsboxen für Spritzen? Kein Problem, am nächsten Tag waren die da. Im gut laufenden Betrieb wird gern noch optimiert. Und Pflegedirektor Franz Xaver Knott vom Klinikum betont noch einmal die Motivation der Klinikumsmitarbeiter, die alle zum Impfen aufrufen: „Weil wir unser Leben zurückhaben wollen“, so wie alle anderen Menschen auch.