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Alle Kinder müssen gut hören

(03.02.2021)

Höruntersuchungen in jedem Alter im HNO-MVZ im Klinikum Straubing

Die kindliche Entwicklung hängt von mehreren Faktoren ab. Die wichtigsten sind adäquate Reize und ihre Wahrnehmung mit den Sinnesorganen. Kinder entdecken die Welt jeden Tag neu und nehmen sie so wahr, wie es ihre Sinnesorgane ermöglichen. Das medizinische Fach, das Dr. Igor Schifris, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und für Stimm-, Sprach- und kindliche Hörstörungen am Klinikum vertritt, beschäftigt sich mit dem Thema kindliches Hören.

Blauer Himmer, Zwitschern der Vögel, Plätschern vom Bach, warmer Sand, saftiger Apfel – alles, was für Erwachsene selbstverständlich zur täglichen Routine gehört, ist für Kinder ganz neu. Wenn die Kinder ihre Umwelt nicht richtig hören können, kann es schwerwiegende Folgen in ihrer emotionalen, allgemeinen und Sprachentwicklung nach sich ziehen. Je früher man diese Einschränkungen entdeckt und therapiert, umso größere Chancen haben die Kinder für eine gute weitere Entwicklung in der Schule, privat und beruflich, sagt Dr. Schifris.

„Immer wieder treffe ich in der ambulanten Sprechstunde Kinder, die im Alter von drei Jahren noch kein Wort sprechen und es wird gewartet, weil ‘das kommt schon noch‘.“
So kann es passieren, dass das Zeitfenster, in dem das Gehirn besonders lernfähig ist, bereits hinter dem Kind liegt.

Meilenstein kindlicher Sprachentwicklung

Ein Meilenstein in der kindlichen Sprachentwicklung ist, dass es mit zwei Jahren mindestens 50 Wörter aktiv sprechen und Zwei-Wort-Sätze bilden können sollte. „Ist das nicht der Fall, ist es höchste Zeit, sich beim HNO-Arzt zum Hörtest zu melden“, sagt Dr. Schifris. Sollte die Untersuchung in einer HNO-Praxis nicht ausreichen oder sollten weiterhin Unsicherheiten bestehen, wird das Kind in die pädaudiologiche Sprechstunde überwiesen, die im HNO-MVZ angeboten wird.

Wie unterscheidet sich die Höruntersuchung bei Kindern von einer Hördiagnostik bei Erwachsenen? Ein kleines Kind kann man nicht zur Mitarbeit zwingen. Wie man mit dem Kind umgeht, ist das A und O in der kindlichen Hördiagnostik. Sollte etwas an der Geräteeinstellung für die Untersuchung nicht stimmen, beträgt ein Fehler lediglich ein paar Dezibel (Maßeinheit in der Lautstärke). Sollte aber die Kommunikation mit dem Kind nicht stimmen, wird die Abweichung ins zehn- bis 20-fache gehen. 

Was für die Erwachsenen beim Hörtest eine ernsthafte Aufgabe ist, wird beim Kind zu einem spannenden Spiel in einem Spielzimmer. „Manche Kinder bleiben nach der Untersuchung noch in ihrem Spiel vertieft, auch wenn wir bereits die Ergebnisse mit der Familie besprechen“, berichtet Dr. Schifris.

Ein Erwachsener sitzt allein mit den Kopfhörern beim Hörtest in einer dunklen schallisolierten Kabine. Für ein kleines Kind kommt so eine Situation nicht in Frage. Das Kind befindet sich mit seinem Elternteil und einer Audiometristin (einer Kollegin, die die Höruntersuchung durchführt) in einem großen, hellen, schallisolierten Raum mit kindgerechter Ausstattung und bunten Wandfarben. Da fehlt es auch nicht an Spielsachen oder an einer Belohnung für die Kinder nach der Untersuchung.

Ist das Kind vielleicht müde von der Anreise oder von mehreren noch nicht komplett gelungenen Hörtests, darf es auch mal bis zum nächsten Versuch draußen spielen. Höchstes Gebot ist nicht eine komplette Diagnostik auf einmal, sondern angenehme Erlebnisse für den kleinen Patienten.

Objektive und subjektive Wahrnehmung

Kindliche Hörtests bestehen aus zwei großen Guppen: der objektiven Messung (automatische Messung der Hörfunktion) und der subjektiven Wahrnehmung, wobei man auf die Reaktion des Kindes angewiesen ist. Für die Untersuchung braucht es Zeit, Geduld und Geschick im Umgang mit dem Kind, auch wenn es bei der ersten Gruppe der Tests nicht still halten kann oder bei der zweiten Gruppe zu spät oder gar nicht angibt, wann es das Signal hört. Die Mitarbeiter in der kindlichen Hördiagnostik verfügen über  Erfahrung und Tricks, um die kleinen Patienten zum „Mitspielen“ beim Hörtest zu motivieren.

Damit ein Kind seinen Kopf stillhält, weil eine Sonde in seinem Gehörgang für eine automatische Messung platziert wird, hilft beispielsweise die Geschichte mit der Maus:
„Wir halten jetzt den Kopf ga-a-anz still und warten. Wenn wir leise sind, kommt bald eine kleine süße Maus und du wirst sie hören!“

Während Erwachsene bei der Untersuchung der Hörfunktion mit Kopfhörern auf einen Knopf drücken oder die Hand heben, wenn sie etwas hören, stecken die Kinder in einem Brettspiel die Bauklötze ins Brett und bekommen noch zusätzlich ein dickes Lob. Diese Untersuchung heißt „Spielaudiometrie“.

Sollten beim Kind Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung bestehen, wenn es beispielsweise nicht aus seiner „Babysprache“ rauskommt, zu wenig Wörter kennt oder die Sätze nur kurz oder mit einer falschen Wortreihenfolge bildet, ist dies auch ein Grund, seine Hörfunktion zu überprüfen. „Die Sprache ist etwas ganz Neues in seinem Leben und wenn das Kind sie falsch oder nicht laut genug hört, spiegelt es sich in seiner Sprachproduktion wider.“

Eine spezielle Gruppe der Untersuchungen betrifft die zentrale Hörfunktion, also das, was die Kinder akustisch wahrnehmen, verarbeiten und in ihrem Gedächtnis speichern.
Manchmal ist ein Kind unkonzentriert, hört nicht oder vergisst schnell die Aufgaben, bringt in der Schule nicht die besten Ergebnisse zum Beispiel in Deutsch und Fremdsprachen.
„Ab dem sechsten Geburtstag werden auch diese Kinder bei uns getestet“, sagt Dr. Schifris. Manche Aufgaben sind sehr anspruchsvoll wie die Testung vom Sprachverständnis bei lauten Störgeräuschen oder das Erkennen verschiedener gleichzeitig in den Kopfhörer abgespielter Wörter.

Immer am Freitag Vormittag werden Termine für Kinder im HNO-MVZ vergeben unter Telefon 09421/710-1684. In besonderen Fällen sind nach individuller Absprache auch andere Termine möglich.