Kompetenzzentrum Hernien Chirurgie

Leistenbruch

Leistenhernien sind eine der häufigsten Erkrankungen des Menschen. In Deutschland wurden im Jahre 2003 im Rahmen der gesetzlichen Qualitätssicherung 203743 Hernienoperationen dokumentiert. Bei 82,5 Millionen Einwohnern entspricht dies einem jährlichen Vorkommen von 250/100 000 oder 0,25 %.

Die Leistenhernie ist entweder angeboren oder erworben. Als Ursache wird ein Missverhältnis zwischen intraabdominalem Druck und Stärke der abdominalen Muskelwand angenommen. Die Diagnose einer Hernie ist in den allermeisten Fällen eine rein klinische Diagnose, die sich aus der Patientenbefragung und dem Untersuchungsbefund ableiten läßt. Im Normalfall kann der Bruch mit Bruchlücke getastet werden. Nur in Ausnahmefällen oder bei klinisch nicht eindeutigen Untersuchungsbefunden kommen weitere diagnostische Verfahren (Sonographie, CT und MRT) zur Anwendung.

Offene Operation mit Netzeinlage durch Leistenschnitt (sog. Lichtenstein-Methode)

Nach einem ca. 4-5cm langen Hautschnitt in der Leistenregion, erfolgt die Freipräparation der äußeren Muskelfaszie. Dies wird am sogenannten äußeren Leistenring im Verlauf des Leistenkanals auf ca. 4cm gespalten. Nun ist die innere Bauchwandmuskulatur zu sehen. Sie bildet eine Art Umhüllung des Leistenkanals. Nach ihrer Längseröffnung werden Samenstrang, der Bruch, die Samenstrangefäße und Nervenbahnen sichtbar. Sämtliche Strukturen werden sorgfältig geschont.

Der Bruchsack wird bis zu seiner Basis aus diesem Verbund herausgelöst und an seiner Basis unterbunden. Danach wird ein ca. 12 x 7cm messendes leichtgewichtiges Netz auf die innere Bauchwandmuskulatur aufgebracht. Hierbei ist besonders wichtig, dass das Netz den tastbaren Knochenvorsprung des Schambeines deutlich mittig überragt. Die Fixation des Netzes erfolgt mit nicht auflösendem Faden vom Schambein aus am Leistenband entlang bis über den sogenannten inneren Leistenring hinaus.

Der obere Rand des Netzes wird mit einzelnen Nähten und sorgfältiger Schonung der Bauchwandnerven auf der inneren Bauchmuskelschicht befestigt. Die äußere Bauchmuskelfaszie wird mit einer fortlaufenden, sich selber auflösenden Naht verschlossen. Der Hautverschluss erfolgt mittels intrakutan gestochener sich selbst auflösender Naht und zusätzlicher Anwendung eines speziellen Hautgewebeklebers, um ein optisch ansprechendes Ergebnis zu erzielen.

Darüber hinaus wird die Operation mit der Instillation eines lokalen wirksamen Schmerzmittels beendet. Der Eingriff kann in unserem Zentrum je nach Bruchlückengröße und der Schwere der Begleiterkrankungen als ambulanter oder kurzstationärer Eingriff (Aufenthaltsdauer 3-5 Tage) durchgeführt werden.

Minimal invasive Verfahren (durch die Bauchhöhle sog. TAPP-Verfahren)

Nach einem ca. 1cm langen Hautschnitt direkt am (im ) Nabel und Einbringen einer Plastikhülse erfolgt das Auffüllen der Bauchhöhle mit Luft. Durch den angelegten Gasdruck werden die Bruchlücken im Leistenbereich von der Bauchhöhle aus besonders eindrucksvoll sichtbar. Nach einbringen zweier weitere Plastikhülsen (5mm) im mittleren Bauch beidseits können die feinen Arbeitsinstrumente (z.B. Greifzangen und Scheren) in die Bauchhöhle eingeführt werden.

Das Bauchfell wird oberhalb des Bruches auf 5-6 cm länge eröffnet. Der fingerförmige Bruchsack wird vom Samenstrang ab präpariert. Bei ausreichender Auslösung des Bauchfelles (bildet den Bruchsack) kann ein ausreichend großes Netz (15x10 cm) mit leicht abgerundeten Ecken sicher vor dem Samenstrang und der Bruchlücke platziert werden. Anschließend wird das eingebrachte Netz mit einem speziellen Gewebekleber in seiner Position fixiert. Das eröffnete Bauchfell wird hinter dem eingebrachten Netz mit einer sich selbst auflösenden Naht verschlossen.

Der Druck in der Bauchhöhle (durch die Baucheingeweide und durch Husten) sorgen dafür dass das Netz fest an die Bauchwand gedrückt wird und damit in regelhafter Position einheilen kann. Der Nahtverschluss der 5mm langen Hautschnitte erfolgt mit intrakutan geführtem sich selbst auflösendem Faden, sowie unter Verwendung eines Gewebeklebers. Der Eingriff wird in unserem Zentrum in der Regel als kurzstationärer Eingriff (Aufenthaltsdauer bis 3 Tage) durchgeführt.

Minimal invasives Verfahren (zwischen den Bauchwandschichten, sog. TEP-Verfahren)

Nach einem ca. 2cm langen Hautschnitt knapp unterhalb des Nabels wird die vordere Muskelfaszie auf ca. 1cm Länge eröffnet. Nun wird ein Raum hinter der mittleren Bauchmuskulatur mit dem tastenden Zeigefinger geschaffen, eine 10mm Hülse kann in diesen Raum sicher eingeführt werden.

Der Raum wird mit Luft gefüllt. Das Bauchfell wird bei dieser Methode nicht eröffnet. Eine zweite und dritte Hülse mit 5mm Durchmesser werden in diesen Raum unter Sicht der Kamera eingeführt. Der fingerförmige Bruchsack wird sorgfältig vom Samenstrang getrennt. Über die 10mm messenden Kamerahülse wird ein 15x10cm großes Netz in diesen Raum eingebracht und so positioniert, dass alle denkbaren Bruchlücken (auch die Schenkelpforte) sicher mit überdeckt werden. Eine Befestigung des Netzes ist nicht notwendig, da in diesem „maßgeschneiderten" Raum nach Ablassen der eingeblasenen Luft das Bauchfell das eingebrachte Netz an sicherer Position festhält.

Der Druck in der Bauchhöhle (durch die Baucheingeweide und beim Husten) sorgt dafür dass auch weiterhin das Netz fest an die Bauchwand gedrückt wird und damit in regelhafter Position einheilen kann. Der Nahtverschluss der kleinen Hautschnitte erfolgt mit intrakutan geführtem sich selbst auflösendem Faden, sowie unter Verwendung eines speziellen Gewebeklebers. Der Eingriff wird in unserem Zentrum in der Regel als kurzstationärer Eingriff (Aufenthaltsdauer bis 3 Tage) durchgeführt.

Leistenbruch (Teil 1)

Leistenbruch (Teil 1): Gesundheitstalk bei DonauTV

Leistenbruch (Teil 2)

Leistenbruch Teil 2: Gesundheitstalk bei DonauTV