Karriere
Zwei Dissertationen mit Auszeichnung – und ein starkes Signal für die Zukunft des Medizincampus Niederbayern
Beide Arbeiten wurden unter der Betreuung von Prof. Dr. Matthias May verfasst – und beide zeigen eindrucksvoll, wie medizinische Forschung auch im klinischen Alltag gelingen kann. Ob als Monographie oder kumulative Dissertation: Entscheidend war nicht nur das Engagement der Promovierenden, sondern auch das Vertrauen in eine strukturierte Betreuung und ein akademisches Umfeld, das Publikationen nicht nur ermöglicht, sondern aktiv fördert. Dieses Interview soll Mut machen und Lust auf Wissenschaft wecken – und zeigen, dass akademische Forschung kein fernes Ideal ist, sondern ein gangbarer Weg, auch mitten im Klinikalltag. Denn: Wissenschaft beginnt nicht erst mit der Habilitation, sondern mit der Bereitschaft, Fragen zu stellen und den Mut zu haben, sie gründlich zu beantworten.
JoGo: Frau Dr. Dr. Peter-Schiller, Herr Dr. Kravchuk – zwei herausragende Dissertationen, zwei glänzende Bewertungen. Was hat Sie jeweils dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?
Dr. Dr. Julia Peter-Schiller: Ich wollte Medizin nicht nur aus der Praxis heraus verstehen, sondern auch wissenschaftlich fundiert hinterfragen. Besonders spannend fand ich die multizentrische Arbeitsgruppe, in der ich erstmals erlebte, wie akademisches Arbeiten funktioniert: strukturiert, zielorientiert – und immer mit jemandem an der Seite, der weiß, wie man aus klinisch relevanten Fragestellungen Daten macht – und wie daraus wissenschaftliche Arbeiten entstehen, die gelesen, geschätzt – und zitiert werden. Das war für mich unglaublich faszinierend und motivierend.
Dr. Anton Kravchuk: Für mich war das Vertrauen in die Betreuung entscheidend – noch viel mehr als das Thema selbst. Ich wusste, Prof. May bringt nicht nur Erfahrung, sondern auch echten Weitblick mit. Ich war sein 177. Doktorand und hatte immer das Gefühl: Der weiß einfach, wie man durch alle Fallstricke navigiert. Dieses Ur-Vertrauen hat mir sehr geholfen, dranzubleiben – selbst wenn es mal knifflig wurde.
JoGo: Und was motiviert Sie, nach der Dissertation weiterzuforschen?
Dr. Dr. Julia Peter-Schiller: Ich habe Lust, auf den Schultern dieser Erfahrungen aufzubauen. Der akademische Weg schreckt mich nicht (mehr) ab – im Gegenteil. Ich weiß jetzt, dass wir an unserem Klinikum einen publikatorischen Weg etabliert haben, der funktioniert. Wer will, kann eigene Projekte entwickeln – und sie auch erfolgreich publizieren. Genau das ist eine großartige Perspektive für unseren Medizincampus Niederbayern.
Dr. Anton Kravchuk: Ich plane, die Forschung zum Harnblasenkarzinom im transnationalen und internationalen BRIDGISTER-Team fortzuführen und denke auch über eine Habilitation nach. Die Idee, aus meiner Dissertation eine eigene Agenda zu entwickeln, die klinisch relevant und akademisch tragfähig ist, reizt mich sehr.
JoGo: Was war das Thema Ihrer Arbeit – und welches Learning nehmen Sie mit?
Dr. Dr. Julia Peter-Schiller: Ich habe eine multizentrische Studie initiiert und untersucht, wie sich unterstützende Maßnahmen nach radikaler Prostatektomie auf das Patientenwohl und das „Decision Regret“ auswirken – also das Bedauern über eine getroffene Therapieentscheidung. Die Ergebnisse zeigen: Zwar schneiden Organzentren bei onkologischen Kennziffern und Komplikationsraten nur leicht besser ab – doch bieten sie deutlich häufiger strukturierte, unterstützende Maßnahmen rund um die Operation. Das Entscheidende ist jedoch, dass man die onkologischen Patienten mit ihren Sorgen ernst nimmt – vor und nach der OP.
Dr. Anton Kravchuk: Ich habe mich mit dem DNA-basierten Urintest Uromonitor® beschäftigt. Wir wollten wissen, ob dieser Test Blasenkrebs zuverlässig erkennen kann – und wo seine Grenzen liegen. Mein größter Gewinn war dabei: Wissenschaft funktioniert nur im Team, aber man muss seine Daten auch eigenständig durchdringen, verteidigen und in eine stimmige wissenschaftliche Geschichte verwandeln können.
JoGo: Gab es Momente, in denen Sie ans Aufgeben gedacht haben?
Dr. Dr. Julia Peter-Schiller: Na klar – Dissertation, Klinikalltag und ein neugeborenes Baby lassen sich nicht mal eben so unter einen Hut bringen. Aber ich habe gelernt, flexibel zu sein. Es gab Tage, an denen ich nur die Schlafpausen meines Kindes nutzen konnte, um zu schreiben. Ohne die Unterstützung meiner Familie hätte das nicht funktioniert. Wissenschaft ist manchmal wie Kindererziehung: Man weiß nie, was als Nächstes kommt – aber man wächst daran.
Dr. Anton Kravchuk: Die Herausforderung war für mich der Spagat zwischen Klinikdienst und Statistik. Wissenschaft braucht Fokus – Klinik braucht Multitasking. Ich habe oft abends gearbeitet oder am Wochenende. Ohne echte Leidenschaft für das Thema wäre das nicht gegangen. Aber wenn man Fortschritte sieht, trägt einen das auch, wenn sich der „innere Schweinehund“ einmal meldet.
JoGo: Vielen Dank für das Gespräch – und herzlichen Glückwunsch zu diesen beeindruckenden Leistungen!
Fazit des JoGo-Teams: Zwei Persönlichkeiten, zwei Werdegänge – aber ein gemeinsames Signal: Wissenschaft lebt von Engagement, guter Betreuung und strukturierten Chancen. Wer einmal gesehen hat, wie aus einer Idee eine Publikation wird, verliert die Scheu vor dem akademischen Weg. Vielleicht ist genau das das wichtigste Ergebnis beider Arbeiten: Die Erfahrung, dass aus einer klugen Idee – mit Mut, Betreuung und Ausdauer – echte Wissenschaft entstehen kann.