Karriere
„Klinische Notfallmedizin ist Teamarbeit – mit Herz, Struktur und Humor"
Redaktion: Frau Dr. Lang, Sie sind ein bekanntes Gesicht bei uns im Haus. Erst einmal „herzlichen Glückwunsch" zur neuen Position. Wollen Sie uns einen Überblick geben, wie Ihre bisherige medizinische Laufbahn – vom Studium bis zu Ihrer heutigen Position – verlaufen ist?
Dr. Stefanie Lang: Nach meinem Studium an der Universität Regensburg und dem Staatsexamen 2007 war ich insgesamt acht Jahre an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I der Uniklinik Regensburg tätig. Bereits in dieser Zeit habe ich sehr gerne in der Notaufnahme und auf der Intensivstation gearbeitet. 2015 war für mich der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung – und so bin ich vor ziemlich genau zehn Jahren im Notfallzentrum unseres Hauses angekommen. Ab 2019 hatte ich die Funktion der Leitenden Oberärztin und war damit Stellvertretung meines Vorgängers Herrn Christian Thiel. Seit dem 1. September 2025 darf ich nun die ärztliche Leitung übernehmen.
Redaktion: Was hat Sie zur Notfallmedizin geführt?
Dr. Stefanie Lang: Die Notfallmedizin – sowohl präklinisch als auch in der Klinik – bringt eine ganz besondere Dynamik mit sich: Man muss häufig sehr schnell fundierte Entscheidungen treffen, oft bei komplexen Krankheitsbildern. Im besten Fall kann man den Patientinnen und Patienten damit unmittelbar weiterhelfen. Die Innere Medizin ist oft wie Detektivarbeit, was mir schon immer großen Spaß gemacht hat. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat die klinische Notfallmedizin enorm an Bedeutung gewonnen. Mittlerweile gibt es eine anerkannte Zusatzweiterbildung für Ärztinnen und Ärzte sowie spezielle Fachweiterbildungen für unsere Pflegekräfte. Der nächste konsequente Schritt wäre der eigenständige Facharzt für klinische Notfallmedizin – ein Ziel, das ich ausdrücklich unterstütze. Deutschland ist hier im internationalen Vergleich noch im Rückstand.
Redaktion: Welche Eigenschaften beschreiben Ihre Führungs- und Arbeitsweise am besten – und welche Rolle spielt Teamarbeit in Ihrem Bereich?
Dr. Stefanie Lang: Teamarbeit ist in der Notfallmedizin absolut zentral – ähnlich wie im Rettungsdienst funktioniert hier nichts allein. Die gleichzeitige Versorgung zahlreicher Patientinnen und Patienten mit ganz unterschiedlichen Anliegen erfordert ein strukturiertes Vorgehen, klare Abläufe und ein hohes Maß an Kommunikation. Die Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen ist dabei essenziell – nur so lassen sich Prioritäten richtig setzen und Entscheidungen tragfähig treffen. Bei durchschnittlich über 100 Patientenkontakten täglich braucht es Übersicht, Pragmatismus und eine vorausschauende Planung. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass alle Teammitglieder ihr Arbeitsumfeld aktiv mitgestalten können – das schafft Motivation und stärkt die Identifikation. Ich lege Wert auf klare Kommunikation, Ruhe in stressigen Situationen – und auf Humor. Denn ein ehrliches Lächeln kann manchmal genauso entlastend sein wie eine gute Entscheidung.
Redaktion: Was sind für Sie die wichtigsten Kompetenzen für eine gelungene Notfallversorgung?
Dr. Stefanie Lang: Neben fachlicher Kompetenz und schneller Entscheidungsfähigkeit ist eine gewisse persönliche Resilienz entscheidend. Unsere Aufgabe geht heute weit über die reine Notfallversorgung hinaus: Wir betreuen nicht nur akute medizinische Notfälle, sondern auch viele Patientinnen und Patienten, die bei Haus- oder Fachärzt:innen nicht weiterkommen – ein Trend, der sich nach der Pandemie deutlich verstärkt hat.
Dieses Problem ist komplex und betrifft viele Ebenen des Gesundheitssystems – von der ambulanten Versorgung über die zunehmende Spezialisierung bis hin zum Kostendruck und der Bürokratie. Die „klassische" Notfallversorgung wird dadurch manchmal ausgebremst. Trotzdem – oder gerade deshalb – braucht es in unserem Bereich Menschen, die belastbar sind, den Überblick behalten und mit Überzeugung und Freude bei der Sache bleiben.
Redaktion: Welche Unterstützung sehen Sie als notwendig, um gute Notfallmedizin zu betreiben?
Dr. Stefanie Lang: Dabei denke ich insbesondere an aktive Unterstützung, echtes Verständnis für die klinischen Herausforderungen und Gestaltungsspielraum, um Qualität und Versorgungssicherheit langfristig zu sichern. In dieser Hinsicht blicke ich sehr positiv in die Zukunft und freue mich diesbezüglich auf eine gute interne Zusammenarbeit.
Frau Dr. Lang, vielen Dank für das offene und spannende Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Freude in Ihrer neuen Rolle – und dass Sie und Ihr Team auch in herausfordernden Situationen weiterhin einen gewohnt kühlen Kopf bewahren.

