Hypertoniezentrum

Kämpferin für ihre Patienten

(13.12.2022)

Prof. Marianne Haag-Weber erhält das Bundesverdienstkreuz – Außergewöhnliches Engagement für Nierenkranke

Prof. Dr. Marianne Haag-Weber, Leiterin der Sektion Nephrologie am Klinikum Straubing und des KfH-Nierenzentrums Straubing, erhält das Bundesverdienstkreuz am Bande. Damit wird ihr außergewöhnliches Engagement für ihre Patienten gewürdigt. Besonders freut die Nephrologin, dass die Auszeichnung von Patienten angestoßen wurde. Sie ist gleichzeitig eine Anerkennung ihrer 25-jährigen Tätigkeit als Nephrologin in Straubing, wo sie die nephrologische Abteilung auf- und die Dialyse ausgebaut hat.

Ihre Patienten schätzen, dass Prof. Haag-Weber sich für sie „über das übliche Maß“ einsetzt, wie Ministerpräsident Markus Söder an sie schreibt.

„Ich versuche, meine Patienten ganzheitlich zu behandeln. Ihre Wünsche und ihre Lebenssituation sind mir dabei wichtig. Mein Motto war und ist immer, jeden Patienten so zu behandeln, wie ich mir wünsche, dass ich selbst behandelt werden soll. Für meine Patienten bin ich eine Vertrauensperson, eine Art zweiter Hausarzt“,

sagt Marianne Haag-Weber. Werden ihre Patienten wegen anderer Erkrankungen behandelt, schaut die Nephrologin hin und macht den Mund auf, wenn sie es für nötig hält. Ihre Entscheidung, die Fortsetzung der wissenschaftlichen Karriere aufzugeben und sich schwerpunktmäßig der Behandlung der Patienten zu widmen, fiel 1997, als sie von der Universität Wien nach Straubing wechselte.

Als Assistenzärztin für Todkranken eingesetzt

Ein Erlebnis in ihrer Zeit als Assistenzärztin prägte Marianne Haag-Weber: Ein unheilbar kranker Mann mit Tumor und Nierenversagen wünschte sich noch etwas Zeit für seine Familie. Gegen den Willen ihres Chefs unterstützte Marianne Haag-Weber den Todkranken und ließ ihn zur Dialyse in eine heimatnahe Klinik verlegen. „Wenn ich von etwas überzeugt bin, kämpfe ich auch dafür. Dabei ecke ich auch mal an.“ Damals hatte sie ihren Job riskiert. Es blieb jedoch bei einer Abmahnung.

Auch in der ersten Corona-Welle zeigte sich Marianne Haag-Weber kämpferisch. Sie wollte FFP2-Masken für die Dialysepatienten im KfH-Nierenzentrum, die vier Stunden lang zu viert in einem Zimmer lagen. „Obwohl es dazu noch keine RKI-Empfehlung gab, war ich überzeugt, dass die Masken Ansteckungen verhindern.“ Bei dem damals bestehenden Mangel an FFP2-Masken organisierte die Nephrologin einen Ofen zur personen-bezogenen Wiederaufbereitung der Masken und finanzierte 1000 Masken aus eigener Tasche. „Nachdem wir die Masken hatten, hat sich keiner mehr im Zentrum mit Corona angesteckt.“ Ein Jahr später wurden die FFP2-Masken Standard.

Dank an Oberarzt Geyer und Pflegekräfte

Die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz sieht Marianne Haag-Weber auch als Wertschätzung ihrer 25-jährigen Tätigkeit als Nephrologin in Straubing. Zusammen mit Leitendem Oberarzt Markus Geyer, der 2018 viel zu früh verstorben ist, konnte sie in den gemeinsamen 17 Jahren viel aufbauen und bewegen. „Er war meine rechte Hand. Ohne seine Unterstützung hätte ich vieles nicht erreichen können. Mein Dank gilt auch den Pflegekräften der Nephrologie, dass sie viele Neuerungen und Verbesserungen für die Patienten mitgetragen haben.“

Straubing war 1999 erstes Dialysezentrum mit Nachtdialyse

Prof. Marianne Haag-Weber griff viele wissenschaftliche Themen sehr früh auf und entwickelte Konzepte, diese neuen Erkenntnisse zum Nutzen der Patienten umzusetzen. So sah sie zum Beispiel, wie in einem Zentrum in Frankreich durch lange Dialysezeiten von acht statt vier bis fünf Stunden das Outcome der Patienten deutlich besser war. In Frankreich wurden die Patienten aber untertags dialysiert. Die Nephrologin griff die Idee der langen Dialyse auf, verlegte sie aber in die Nacht. „Die Patienten waren damit besser entgiftet und hatten zudem mehr Lebensqualität und Freizeit.“ Straubing war 1999 das erste Dialysezentrum mit Nachtdialyse. Durch viele Vorträge trug Marianne Haag-Weber dazu bei, dass die Nachtdialyse im Verlauf in Deutschland flächenweit angeboten wurde.

 „Grand Dame“ der Bauchfelldialyse

Marianne Haag-Weber gilt in Deutschland als „Grand Dame“ der Bauchfelldialyse. Seit 25 Jahren steuert sie die Bauchfelldialyse derart, dass die Lebensgewohnheiten der Patienten möglichst wenig eingeschränkt werden. „Ziel war immer die Dialyseverordnung an die Lebensgewohnheiten der Patienten an zu passen und nicht umgekehrt.“ Dieses Konzept fand 2020 Eingang in den neuen Leitlinien der Internationalen Gesellschaft für Peritonealdialyse. Es kommen dazu deutschlandweit Pflegekräfte und Ärzte zum Hospitieren nach Straubing.

Engagement für weniger Salz

Marianne Haag-Weber setzte auch sehr früh die neuen Erkenntnisse zu den schädigenden Wirkungen des Salzes um. Sie entwickelte Ideen und Konzepte, die Dialysebehandlung hinsichtlich der Entfernung des Salzes zu optimieren. In einem nimmermüden Einsatz versucht sie seit vielen Jahren die Patienten zu motivieren, den Salz-Konsum einzuschränken. Die Nephrologin wurde bereits zwölf Mal als Expertin für Bluthochdruck in der Focus-Liste ausgezeichnet. Aufgrund ihrer Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnisse zum Wohl der Patienten anzuwenden, wird sie auch heute noch zu Vorträgen in ganz Deutschland eingeladen.

Öffentlichkeitsarbeit für Organspende

Ein wichtiges Anliegen von Marianne Haag-Weber war auch die Organspende. Hier unternahm sie viele Aktivitäten, wie Gestaltung des Tages der Organspende, Fortbildungen zu dem Thema bei der Bevölkerung und auch in den Schulen. Durch ihren intensiven Einsatz für die Organspende erhielt Marianne Haag-Weber für das Klinikum Straubing 2006 und 2015 den Organspendepreis des Bayerischen Landtages. -urs-

Laudatio Staatsministerium (Lobrede)

Sektion Nephrologie