Endoprothetikzentrum

Wenn jeder Schritt schmerzt

(29.03.2021)

Hüftprothese mit vorderem minimal-invasivem Zugang am Klinikum Straubing verspricht schnelle Hilfe

Wenn quälende Schmerzen in der Leiste und im Gesäß zu Einschränkungen führen, lässt sich der Alltag oft nur mit Schmerzmitteln meistern. Ist eine Hüftarthrose die Ursache, kann eine künstliche Hüfte Lebensqualität zurückgeben.

Chefarzt Privatdozent Dr. Stefan Grote von der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie am Klinikum Straubing und sein Team implantieren Hüftprothesen in hochmodernen Verfahren mit vorderem minimal-invasivem Zugang. Das große Plus: „Diese Operations-Methode schont die Weichteile und die Patienten sind schneller wieder auf den Beinen.“

Wem kann eine Hüftprothese helfen?

Die Protesen werde Patienten mit Hüftgelenksarthrose empfohlen, die im Alltag durch ihr Leiden deutlich eingeschränkt sind und zum Beispiel häufig Schmerzmittel deswegen nehmen müssen, sagt Dr. Grote. Die Arthrose trete aufgrund von Verschleiß vor allem bei älteren Menschen zwischen 65 und 75 Jahren auf. Doch auch Durchblutungsstörungen des Oberschenkelkopfes könnten schon bei etwa 50-Jährigen zu Hüftarthrose führen. Nach Unfällen mit Becken- oder Oberschenkelbrüchen entwickelten bisweilen auch jüngere Menschen eine sogenannte posttraumatische Hüftarthrose. Hüftreifestörungen spielten als Indikation für eine Hüftprothese eine eher abnehmende Rolle, da heute jedes Neugeborene per Hüftsonographie im Rahmen der U3-Untersuchung auf diese Störung untersucht werde.

Wie wird die Hüftarthrose behandelt?

An erster Stelle stünden die nicht operativen Verfahren wie Physiotherapie, physikalische Therapie und Schmerzmittel, insbesondere bei jüngeren Patienten, betont Dr. Grote. Helfe alles nichts, sei über eine künstliche Hüfte nachzudenken. „Wenn die Schmerzen vom Hüftgelenk kommen, ist es der beste Eingriff, den man machen kann.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe den Hüftgelenkersatz vor Kurzem als eine der erfolgreichsten Operationen überhaupt gewürdigt. Trotzdem wolle der Schritt natürlich gut überlegt sein, ausschlaggebend ist, den richtigen Zeitpunkt für sich zu finden. Deswegen kann es sinnvoll sein, sich vor der endgültigen Entscheidung eine zweite Meinung einzuholen, rät der Chefarzt.

Für den Eingriff gebe es verschiedene Zugangswege, betont Dr. Grote. „Der vordere minimal-invasive Zugang ist dem hinteren Zugang deutlich überlegen.“ Die Patienten seien schneller wieder fit. Die Zahl der Luxationen, also der Auskugelungen, sei nochmal geringer als beim hinteren Zugang. Der Eingriff sei zudem muskel- und gewebeschonender. Ein kleinerer Hautschnitt von nur etwa acht Zentimetern bedeute auch ein besseres kosmetisches Ergebnis. Wegen all dieser Vorteile für die Patienten sei es ihm wichtig gewesen, diese moderne Technik seit 2016 im Klinikum Straubing zu etablieren. Sie sei prinzipiell bei jedem Patienten möglich. Nur frühere Eingriffe an der Hüfte könnten dagegen sprechen.

Das Verfahren mit vorderem minimal-invasivem Zugang zeichne das in diesem Jahr erneut zertifizierte Endoprothetikzentrum an der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie aus. Dieser spezielle Zugang erfordert viel Erfahrung, über die die Operateure verfügten. Patienten verweilten sieben bis zehn Tage im Klinikum Straubing. Nach einer anschließenden dreiwöchigen Rehabilitation könnten sie in der Regel wieder ihren Alltag bewältigen. „Das hängt hauptsächlich auch davon ab, in welcher körperlichen Verfassung sich der Patient vor der Operation befindet.“

Titan-Schaft mit Keramikkopf

Das künstliche Hüftgelenk bestehe aus mehreren Teilen ganz unterschiedlichen Materials und wird meistens nicht zementiert, sondern verblockend in den Knochen eingebracht, betont Dr. Grote. Das Klinikum Straubing verwende moderne Hüftprothesen überwiegend aus Titan, da das Material gut gewebeverträglich sei. Das Innenleben der Titan-Pfanne bestehe aus PE (Polyethylen). Auf den Titan-Schaft komme ein Kopf aus Keramik. Der Keramikkopf gleite ausgesprochen gut auf dem hoch stabilen PE-Inlay. Diese modernsten  Materialien gewährleisteten hohe Funktionalität und Langlebigkeit des künstlichen Gelenks. Sollte dennoch einmal ein künstliches Gelenk nicht mehr funktionieren, ist die Klinik von PD Dr. Grote auch auf erneute, also Revisions-Operationen spezialisiert. -urs-