Endoprothetikzentrum

Lange Spaziergänge statt großer Sprünge

(31.01.2020)

Großer Ansturm beim Arthrosetag im Klinikum St. Elisabeth – Mobil dank Gelenkersatz

Arthrose ist eine Volkskrankheit. Dies verdeutlichte die große Resonanz auf den Arthrosetag mit Schwerpunkt Knie und Hüfte am Mittwoch im Klinikum St. Elisabeth. Chefarzt Privatdozent Dr. Stefan Grote und sein Team von der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie stellten den über 100 Besuchern die verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung vor.

Die gute Nachricht: Dank moderner Verfahren der Endoprothetik, also von künstlichem Gelenkersatz, sind auch über 70-Jährige heute mobil und sportlich aktiv, sagte Privatdozent Dr. Grote, räumte aber gleichzeitig ein: Einen Marathon sollte man mit einem künstlichen Gelenk nicht mehr laufen. Die Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie mit zertifiziertem Endoprothetikzentrum hat das Focus-Siegel 2020 für Gelenkersatz von Hüfte und Knie erhalten und wird als eine der deutschlandweit führenden Fachkliniken empfohlen.

Als erste Maßnahmen bei Knie- und Hüftarthrose sei Bewegungstherapie in Form von Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining geeignet, erläuterte Dr. Ferdinand Schneider. Auch Techniken zum Schmerzmanagement und zur Entspannung könnten die Beschwerden lindern. Schmerzmittel, die entzündungshemmend wirken, seien ein weiterer Baustein der Behandlung. Die Arthroskopie sei nur bei Begleitschäden sinnvoll. Mit dem Durchschneiden von Knochen, der Osteotomie, könnten Fehlstellungen wie X- oder O-Beine korrigiert werden, die wiederum zu Arthrose führen können. Bei einer weit fortgeschrittenen Arthrose sei die Osteotomie jedoch nicht zielführend.

Wie Dr. Daniel Taupert sagte, sind 40 Prozent der Patienten zwischen 70 und 79 Jahre alt, wenn sie das erste Mal eine künstliche Hüfte bekommen. Bei den 70-Jährigen halte die Prothese mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Leben lang. Im Mittel sei eine Hüftprothese 15 Jahre funktionstüchtig. Bei einem Hüftgelenkersatz bleibe der Patient sieben bis zehn Tage im Krankenhaus. Es schließe sich eine dreiwöchige Reha an. „Dann ist der Patient wieder fit“, betonte Dr. Taupert. 

Für Patienten mit künstlicher Hüfte eigneten sich Sportarten wie Radfahren, Walken, Schwimmen und Gymnastik. Skifahren oder Tennis seien dagegen nicht empfehlenswert. Auch persönliche Faktoren wie die Qualität der Knochen, das Gewicht und die Stärke der Muskeln wirkten sich auf die Sportlichkeit aus.

Chefarzt Privatdozent Dr. Stefan Grote beantwortete die Frage, warum manche Patienten mit künstlichem Kniegelenk zufriedener sind als andere. Ein wichtiger Punkt sei die richtige Indikationsstellung. Eine Knieprothese komme in Frage, wenn die Lebensqualität des Patienten deutlich eingeschränkt ist, wenn die nicht operativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und der Patient mindestens 55 bis 60 Jahre alt ist. Eine Beschwerdebesserung müsse voraussehbar sein. Weiterer wichtiger Punkt für noch mehr zufriedene Patienten sei neben der präzisen Planung des Eingriffs die Navigation – ein hochmodernes System für exakte Ergebnisse bei künstlichem Kniegelenkersatz.

„Patienten mit Knieprothesen sollten ihre sportlichen Ambitionen schon reduzieren“, machte Privatdozent Dr. Grote keine falschen Versprechungen. Sportarten mit Stoßbelastungen und schnellen Richtungswechseln seien zu vermeiden. Doch Radfahren, Wandern, Schwimmen und Golf seien optimal. Die Gelegenheit, den Experten nach den Vorträgen persönliche Fragen zu stellen, wurde eifrig genutzt. Verschiedene Modelle von Knie- und Hüftprothesen lagen zum Anfassen aus. -urs-