Diagnostische und interventionelle Radiologie

Ist Prostatakrebs heilbar?

(03.05.2022)

Dr. Moersler: „Ja, durchaus wenn er im Frühstadium diagnostiziert wird“. Ein neues bildgebendes Verfahren hilft. - Ein Interview für den Lesezirkel

Der leitende Oberarzt der Radiologie des Klinikum St. Elisabeth Straubing Dr. Johannes Moersler im Interview für den Lesezirkel. Thema: Spezielle Prostatadiagnostik und- Therapie. Unter der Führung des Chefarztes der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Dr. Hannes Häuser wird Dr. Moersler für seine langjährige und hochqualitative Expertise insbesondere in der MRT Diagnostik der Prostata überregional geschätzt.

Redaktion: Prostatakrebs und viele Fragen. Es geht um Früherkennung des Tumors. Eine Innovation ist die MRT-Prostatographie. Was kann die?
Dr. Moersler: Die mpMRT, MRT-Prostatographie ist ein neues und sehr genaues bildgebendes Verfahren der Kernspintomographie und ein großer Fortschritt zur Erkennung und Lokalisation von aggressiven Tumorherden.

Redaktion: Sie kann aber auch das Vorliegen eines aggressiven Tumors ausschließen, oder?
Dr. Moersler: Ja, die Methode ist sehr genau.

Redaktion: Die MRT-Prostatographie führt neben den herkömmlichen Untersuchungssequenzen spezielle Analysen durch. Die betreffen die Tumorbiologie.
Dr. Moersler: Richtig. Und sie ergänzt damit die Diagnostik des Urologen bei Verdacht auf Prostatakrebs.

Redaktion: Ist das ein großer Vorteil für den Patienten?
Dr. Moersler: Ein sehr großer Vorteil sogar. Der dient dazu, den aggressiven Krebsherd gemeinsam mit dem Urologen zu identifizieren und gegebenenfalls für eine gezielte Gewebeentnahme lokalisieren zu können. Wenig aggressive, nicht unmittelbar behandlungsbedürftige Tumore werden mit dieser Technik in der Regel nicht ausgeschlossen, was zur Vermeidung einer Übertherapie auch gewünscht ist.

Redaktion: Wie sieht das mit der Strahlenbelastung aus?
Dr. Moersler: Die Untersuchung im MRT ist vollkommen strahlungsfrei. Unsere Qualitätssicherung zum Erhalt der Genauigkeit der Messmethode im Rahmen des Qualitätsprogramms RaDiagnostiX ist einzigartig. Die Untersuchung wird nach international empfohlenen Richtlinien durchgeführt.

Redaktion: Sie sind Mitglied im Expertengremium von RadiagnostiX, auch haben Sie von der Deutschen Röntgengesellschaft e.V. (DRG) und der Arbeitsgemeinschaft Uroradiologie und Urogenitaldiagnostik in der DRG die Spezialzertifizierung mpMR-Prostatographie/ mpMRT der Prostata die höchste Stufe (Q2) erworben. Wir meinen: „Das schafft Patientenvertrauen auf der einen aber auch eine zusätzliche Motivation für Sie auf der anderen Seite. Ist es so?
Dr. Moersler: Exakt. Und natürlich die wesentlichen Vorteile, die diese Technik für den Patienten bringt: Erstens die Vermeidung unnötiger Probenentnahmen (Biopsien), zweitens das Ermöglichen einer zielgerichteten Probenentnahme im Falle einer erkannten tumorverdächtigen Läsion, was insgesamt eine Steigerung der diagnostischen Sicherheit und Effizienz bedeutet. Drittens können Patienten, bei denen zuvor durch eine nicht zielgerichtete Probenentnahme ein wenig aggressiver und nicht direkt behandlungsdürftiger Tumor gesichert wurde, mit dieser Technik im Rahmen des sog. „acive surveillance“ schonend überwacht werden. Und viertens den Ausschluss eines bösartigen Tumors der Prostata mittels der mp MRT, als eine Voraussetzung zur schonenden Behandlung der Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung (BPH) mit Hilfe des minimalinvasiven Verfahren der Prostataembolisation (PAE), welches eine nebenwirkungsärmere Behandlungsalternative zur operativen Therapie (TURP) darstellt.

Redaktion: Herr Dr. Moersler – vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: Dieter Morjan, Lesezirkel 19/22, 25.04.2022