Brustkrebszentrum

HPV-Impfung kann Krebs verhindern

(01.03.2023)

Klinikum Straubing appelliert an Eltern, sich zu informieren – Betroffener unterstützt Impf-Appell

Der internationale HPV-Tag (Humane Papillomviren) am 4. März will auf die Risiken der Viren aufmerksam machen. Das Klinikum Straubing schließt sich dem Aufruf an Eltern an, sich über HPV zu informieren und ihre Kinder impfen zu lassen. Das ist auch das Anliegen von Franz Landgraf, der selbst an einem durch HP-Viren ausgelösten Rachenkrebs erkrankt ist: „Die HPV-Impfung kann Krebs verhindern.“

HPV-Infektionen gehören weltweit zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten und spielen auch für die Entwicklung vieler bösartiger Tumoren eine entscheidende Rolle. Für diese Entdeckung erhielt der deutsche Forscher Harald zur Hausen 2008 den Medizin-Nobelpreis. 

Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten

In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 7850 Menschen an Krebs, der durch HPV bedingt ist, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. HP-Viren verursachen vor allem Gebärmutterhalskrebs, sie können aber auch weitere Krebsarten auslösen wie Hals-Rachen-Tumore, Anal- und Peniskarzinome, sagt Privatdozent Dr. Jochen Grassinger, Leiter des Onkologischen Zentrums am Klinikum Straubing und nennt zwei Vorteile der HPV-Impfung: „Bei Geimpften ist die Wahrscheinlichkeit hoch, die Infektion nicht zu übertragen und nicht an einer HPV-bedingten Krebsart zu erkranken.“ Es ist eine der wenigen Krebsarten, die durch eine Impfung verhindert werden kann.

Empfohlenes Impfalter: 9 bis 14 Jahre

Gebärmutterhalskrebs beispielsweise sei zu 99 Prozent durch HPV bedingt, sagt Dr. Carsten Scholz, Chefarzt der Frauenklinik. Seit 2007 gebe es für Mädchen und seit 2018 für Jungen die Zulassung einer Impfung gegen humane Papillomaviren. „Die HPV-Infektion ist eine natürliche Konsequenz sexueller Aktivität. Deshalb erfolgt die HPV-Impfung idealerweise dann, wenn der Körper noch nicht mit HP-Viren in Kontakt gekommen ist“, erläutert Dr. Scholz. Die STIKO empfehle die gut verträgliche HPV-Impfung für Mädchen und Jungen vor dem ersten Sexualkontakt zwischen 9 und 14 Jahren. Dennoch gebe es unter bestimmten Bedingungen auch die Möglichkeit, die Impfung zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.

Eine der häufigsten sexuell übertragbaren Virus-Infektionen

Neben HIV zählen Humane Papillomviren zu den häufigsten sexuell übertragbaren Virus-Infektionen. Da circa 80 Prozent der HPV-Infektionen – es gibt mehr als 200 unterschiedliche HP-Virus-Varianten, von denen 18 als Hoch-Risiko-Typen eingestuft werden – innerhalb von drei Jahren bis zum 30. Lebensjahr spontan ausheilten, würden Frauen im Rahmen der Vorsorge erst ab dem 30. Lebensjahr auf HPV getestet. „Wird eine HPV-Infektion chronisch, kann dies zur Entstehung von Krebs führen – meist im höheren Erwachsenenalter.“ 

Es begann mit einem schmerzfreien Knoten am Hals

Bei Franz Landgraf aus dem Landkreis Straubing-Bogen begann die Erkrankung im Alter von 56 Jahren mit einem schmerzfreien Knoten links am Hals, den er seinem HNO-Arzt zeigte. Eine Stanzbiopsie brachte ans Licht, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Über eine PET/Computertomographie erkannten Ärzte die linke Mandel als primären Tumor. Im Mai 2021 entfernten Chirurgen der HNO-Klinik am Klinikum Straubing die linke Mandel und ein Stück am Rachenring. Ein paar Wochen später wurde der Knoten am Hals zusammen mit 14 Lymphknoten – davon waren elf befallen – herausgeschnitten. „Die Ärzte sagten, sie konnten alles entfernen.“

Nach der OP: Bestrahlung und Chemotherapie

Ab August 2021 folgten über einen Zeitraum von sechs Wochen Bestrahlungen in Kombination mit Chemotherapie im MVZ des Klinikums Straubing: 32 Bestrahlungen von jeweils zehn Minuten und fünf Chemotherapien, wobei eine Chemo sechs Stunden dauert. Allerdings vertrug Landgraf die Behandlung nicht sehr gut: „Mir war ab dem ersten Tag der Bestrahlung übel.“ Weitere Nebenwirkungen wie Störungen des Speichelflusses, trockener Rachen, Hautreizungen, Geschmacks- und Haarverlust machten ihm zu schaffen. Probleme mit dem Essen und mangelnder Appetit erforderten eine Magensonde.

Rückschlag in Erholungsphase

Ein Kiefernknochen, der durch die Bestrahlung in Mitleidenschaft gezogen worden war, musste durch ein Stück des Wadenbeins ersetzt werden. Zumindest Landgrafs Zähne machten kaum Probleme: „Bei mir war nur ein Weisheitszahn locker.“ Mit der Zeit ließen die Nebenwirkungen langsam nach. Doch in der Phase der Erholung erhielt Landgraf einen herben Rückschlag: Ende 2022 musste er erneut die Diagnose Krebs im Hals-Rachen-Raum verkraften. In der Wange innen spürte er etwas: „Ich dachte, ich hätte mich gebissen.“ Mit den HP-Viren hat dieser Tumor jedoch nichts zu tun.

Eigene Kinder sind geimpft

Angesichts seiner Leidensgeschichte ist es Landgraf ein großes Anliegen, Eltern auf die Möglichkeit der HPV-Impfung für ihre Kinder aufmerksam zu machen. „Mit der Impfung können Eltern ihren Kindern viele Schmerzen ersparen.“ Nicht jede Krebsart ist gleich. „Bei anderen Krebsarten kann es schlimmer als bei mir sein.“ Als er jung war, gab es die Impfung noch nicht, bedauert Landgraf, der seine eigenen Kinder gegen HPV impfen ließ. -urs-