Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerzmedizin

Patient Blood Management am Klinikum Sankt Elisabeth Straubing

(22.09.2020)

Seit 2018 gibt es am Klinikum Sankt Elisabeth Straubing ein Team, das sich mit der Umsetzung des „Patient Blood Management“ beschäftigt.

Das Sankt Elisabeth Krankenhaus ist eines von ca. 200 Krankenhäusern, die dem 2014 gegründeten PBM Netzwerk angehören.
Unter dem Begriff „Patient Blood Management“, zu Deutsch „Patienten Blut Management“ versteht man ein internationales und von der WHO empfohlenes Maßnahmenpaket mit dem Ziel Blutarmut (Anämie), Blutverlust und Transfusion zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Das übergeordnete Ziel ist dabei die Steigerung der Patientensicherheit. 

Hintergrund:
Bluttransfusionen sind im Notfall unerlässlich und können Leben retten, allerdings nicht uneingeschränkt.
Jede Bluttransfusion löst eine Reaktion des Immunsystems aus und beinhaltet dadurch Risiken und Nebenwirkungen wie erhöhte Thromboseneigung, Infektionen und Unverträglichkeitsreaktionen. Daher ist vor jeder Bluttransfusion eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung notwendig.
Blut ist zudem eine kostbare Ressource, da die Blutspendebereitschaft abnimmt und aufgrund des demografischen Wandels immer weniger potenzielle Spender zur Verfügung stehen. In keinem anderen Land der Welt werden so viele Blutkonserven verabreicht wie in Deutschland, was zudem einen erheblichen Kostenfaktor für das Gesundheitssystem darstellt. 
Hauptursache für die Gabe von Blutkonserven ist neben akuten Blutverlusten durch Unfälle und Operationen die Blutarmut (Anämie). Diese kann viele Ursachen haben, unter anderem einen unbehandelten Eisenmangel.

Die drei Säulen des Patienten Blut Managements (Patient Blood Management):
Eine nicht behandelte Anämie gilt als Risikofaktor für Komplikationen bei Operationen und geht mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität sowie einer längeren Krankenhausverweildauer einher.
Ziel des Patient Blood Managements ist es daher Patienten optimal auf eine geplante Operation vorzubereiten und Blutverluste bestmöglich zu reduzieren.
Hierfür wurde eine Vielzahl von Maßnahmen zu drei Säulen gebündelt:

Säule 1: Diagnostik und Therapie der Anämie vor geplanten Eingriffen
Zirka ein Drittel der pro Jahr operierten Patienten weisen eine Anämie auf. Patienten, die sich einer geplanten Operation/Intervention unterziehen sollten bereits im Vorfeld gezielt auf das Vorliegen einer Anämie untersucht werden. Idealerweise wird die Ursache der Blutarmut vor der geplanten Operation abgeklärt und therapiert. Die Therapie der Anämie ist dabei abhängig von der diagnostizierten Ursache zu wählen, ein Eisenmangel wird beispielsweise durch Gabe von Eisen behandelt. Es kommen aber auch andere, zum Teil komplexe Erkrankungen als Ursache in Frage, die man vor einer Operation kennen und wenn möglich therapieren sollte, um die Patienten keinen unnötigen Risiken auszusetzen.

Säule 2: Minimierung des Blutverlustes und fremdblutsparende Maßnahmen:
Vor der Operation wird das Blutungsrisiko bestimmt, z.B. durch die Einnahme blutverdünnender Medikamente. Während der Operation werden, wenn möglich blutsparende chirurgische Techniken wie zum Beispiel sogenannte minimalinvasive Eingriffe und blutstillende Mittel verwendet. Zudem werden Verfahren der maschinellen Autotransfusion angewendet. Dabei können Blutverluste während der Operation aufgefangen und mit speziellen Geräten aufbereitet und dem Patienten zurückgeführt werden. 

Säule 3: Rationaler Einsatz von Blutkonserven:
Die dritte Säule fasst Maßnahmen zusammen, die einen rationalen Einsatz von Blutprodukten gewährleisten. Erst nach der Erfüllung anerkannter Kriterien soll eine Bluttransfusion verabreicht werden. Dies wird mit Checklisten sowie Abfrage und Dokumentation sogenannter Transfusionstrigger, entsprechend der Vorgaben der Querschnittsleitlinien der Bundesärztekammer gewährleistet. Gleichzeitig soll ein starkes Bewusstsein bezüglich einer sorgfältigen Nutzen-Risiken-Abwägung geschaffen werden.
Das PBM-Team der Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerzmedizin koordiniert als interdisziplinärer Ansprechpartner die Umsetzung der 3 Säulen in der perioperativen Medizin. Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit mit Zuweisern, behandelnden Fachabteilungen und Labormedizinern ebenso unerlässlich wie die tatkräftige Unterstützung durch unsere Spezialisten aus Nephrologie und Hämatoonkologie, denen wir an dieser Stelle besonders herzlich danken.

Unter der PBM Hotline Telefonnummer 09421-710-6776 stehen wir für Fragen rund um das Thema perioperative Anämie und Patient Blood Management am Klinikum Sankt Elisabeth sehr gerne zur Verfügung.